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UNO-Staaten wollen Kampf gegen Aids verstärken

Demonstration zum Kampf gegen Aids vor dem UNO-Hauptsitz in New York Reuters

Die künftige Strategie der internationalen Gemeinschaft im Kampf gegen Aids steht im Zentrum einer hochrangigen UNO-Konferenz in New York. Die Schweizer Delegation unter DEZA-Direktor Martin Dahinden zieht eine erste positive Bilanz.

Die dreitägige Konferenz «UNite for Universal Access» («Gemeinsam für universellen Zugang» zu lebensverlängernden Medikamenten), die am Freitag mit der Verabschiedung einer politischen Erklärung zu Ende geht, soll das Engagement der internationalen Gemeinschaft im Kampf gegen die Krankheit, die in den letzten 30 Jahren weltweit mehr als 30 Millionen Menschen das Leben gekostet hat, bestätigen und verstärken.

 

2001 hatten die UNO-Staaten erstmals offiziell ihre Verpflichtung zum Kampf gegen HIV/AIDS festgehalten. Bei einer Folgekonferenz 2006 verabschiedete die Staatengemeinschaft einen Massnahmenkatalog für Prävention und Behandlung.

Appelle von Ban und Deiss

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte zum Auftakt der Konferenz: «Vor 30 Jahren war AIDS Furcht erregend, tödlich und weitete sich rasch aus.» Er appellierte an die Staatengemeinschaft, die Zivilgesellschaft und den Privatsektor, alles zu unternehmen, damit alle Kranken Zugang zu lebensverlängernden Medikamenten erhielten. «Heute haben wir die Chance, der Epidemie ein für alle Mal ein Ende zu setzen.»

Joseph Deiss, der Präsident der UNO-Generalversammlung, bezeichnete die Konferenz als «einmalige Gelegenheit», die kollektive Verpflichtung im Kampf gegen HIV/AIDS zu bekräftigen und der AIDS-Kampagne neuen Schwung zu verleihen. Noch immer hätten 10 Millionen Menschen keinen Zugang zu Medikamenten und Behandlung, und viel zu viele steckten sich noch immer neu an.

Deiss drängte sowohl die Industriestaaten wie aufstrebende Staaten und Entwicklungsländer, sicher zu stellen, dass die Verhandlungen über Handel und geistige Eigentumsrechte mit den Bemühungen zum Kampf gegen HIV/AIDS harmonisiert würden.

Kampf gegen Stigmatisierung

Die Schweiz setzte sich an der Konferenz für verstärkte Anstrengungen im Kampf gegen die Ausbreitung von HIV/AIDS ein.

Trotz Erfolgen in den letzten Jahren stelle der Kampf gegen die Krankheit für die Schweiz weiterhin eine prioritäre Herausforderung dar.

 

In seiner Rede vor dem Plenum hob Dahinden, Chef der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), die Bedeutung der Achtung der Menschenrechte beim Einsatz gegen HIV/AIDS hervor. Es sei sehr wichtig, der Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen, die von HIV betroffen seien, einen Riegel zu schieben. 

 

Die Schweiz informierte die anderen Staaten in ihrer Rede auch über ihre positiven Erfahrungen bei der Reduktion der Ansteckungen unter Drogenabhängigen im eigenen Land und rief zu Zusammenarbeit mit Organisationen der direkt Betroffenen auf.

Offene Diskussionen

In einer ersten Bilanz erklärte Dahinden am Donnerstag in New York gegenüber swissinfo.ch: «Die Schlusserklärung ist aus unserer Sicht zufriedenstellend. In einigen Bereichen hätten wir zwar gerne eine etwas stärkere Sprache gehabt.» So hätte die Schweiz gewünscht, dass auf «sexuelle und reproduktive Rechte» hingewiesen würde, statt nur auf «sexuelle und reproduktive Gesundheit».

Vor allem sei wichtig, dass man sich einig geworden sei. Die Diskussionen seien sehr offen gewesen. «Wichtig ist die Einstellung, und diese weist in die richtige Richtung», sagt Dahinden.

Klar sei, dass die Herausforderungen gross seien. Es brauche unermüdliche Bemühungen der internationalen Gemeinschaft, wenn man die Ziele erreichen wolle. Um den Menschen zu helfen, müssten die weltweiten Massnahmen verstärkt werden.

Antiretrovirale Therapie für 15 Millionen Menschen

Ein Beispiel für die Herausforderungen: Wenn alle Betroffenen in den armen Ländern bis 2015 eine Behandlung mit lebensverlängernden Medikamenten – antiretrovirale Therapie – erhalten sollen, bedeutet das mehr als eine Verdoppelung gegenüber der Zahl von Patienten, die heute von der internationalen Gemeinschaft in armen Ländern versorgt werden, nämlich 6,6 Millionen.  

Die Kosten betragen pro Jahr 10 Mrd. Dollar. Um 15 Millionen Patienten zu erreichen, müssten nach UNO-Schätzungen pro Jahr weitere 6 Mrd. Dollar zur Verfügung stehen. Diese Zahl ist in der Schlusserklärung zu finden. Konkrete Finanzzusagen machen die Industriestaaten aber nicht.

Ende 2010 waren laut dem AIDS-Programm der UNO (UNAIDS) 34 Millionen Menschen weltweit mit dem HI-Virus infiziert.

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem HI-Virus ging in den letzten 10 Jahren um rund 20% zurück. Täglich infizieren sich rund 7000 Menschen neu, darunter 1000 Kinder.

Seit die Symptome der Immunschwäche-Krankheit vor 30 Jahren erstmals beschrieben wurden, sind rund 30 Millionen Menschen an der Krankheit gestorben.

Auch die Zahl der Aids-Toten sei aufgrund der Fortschritte bei Behandlung, Pflege und Vorsorge gesunken, teilte UNAIDS Anfang Juni 2011 mit.

Diese positive Entwicklung zeigt sich allerdings vor allem in den Industriestaaten, während weniger entwickelte Länder immer noch hinterherhinken.

Rund 6,6 Millionen Patienten in Drittwelt- und Schwellenländern wurden laut UNAIDS Ende 2010 mit antiretroviralen Medikamenten behandelt.

Rund 10 Millionen weitere Menschen hatten noch immer keinen Zugang zu einer HIV-Therapie.

In der Schweiz gab es Ende 2010 etwa 20’000 Personen, die mit dem HI-Virus infiziert waren.

Jedes Jahr werden zwischen 600 und 800 neue Ansteckungen diagnostiziert, betroffen sind vor allem Menschen aus Risikogruppen.

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon legte der Konferenz einen Bericht vor. Die Schweiz unterstützt diesen und dessen Schlussfolgerungen und Empfehlungen.

Der Bericht fordert:

Reduktion der sexuellen HIV-Übertragung um 50%

Reduktion der HIV-Übertragung durch Drogenspritzen um 50%

Verhinderung von Neuansteckungen beim Konsum harter Drogen

Eliminierung der Mutter-Kind-Übertragung

Zugang zu Bildung für Kinder, die wegen AIDS zu Waisen oder  Hilfsbedürftigen wurden

Reduktion der Sterberate von HIV-Betroffenen wegen Tuberkulose um 50%

Garantierte Behandlung von rund 15 Millionen HIV-Betroffenen

Reduktion der Zahl der Länder mit Einreise- und Aufenthalts-Beschränkungen im Zusammenhang mit HIV.

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