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«Wir sind eine sehr sportliche Familie»

Als sie vor 22 Jahren in Australien ankam, fand sie kaum gutes Brot. Heute kann die 52-jährige Auslandschweizerin Manuela Rocker, die sich höchstens wie 40 fühlt, dort sogar Schweizer Käse kaufen. Die Sportbegeisterte liebt das Strandleben in Sydney, vermisst aber die langen Sommernächte in Lugano.

swissinfo.ch: Warum haben Sie die Schweiz verlassen?

Manuela Rocker: Ich habe die Schweiz 1995 verlasen, um meinem Herzen zu folgen. Die ersten Monate erkundete ich die schöne Stadt Sydney. Die Sprache war kein Problem, weil ich bereits über Grundkenntnisse in Englisch verfügte. Eine Herausforderung allerdings war das Fahren auf der linken Strassenseite!

Die in diesem Artikel geäusserten Ansichten, unter anderem zum Gastland und über dessen Politik, sind ausschliesslich jene der porträtierten Person und müssen sich nicht mit der Position von swissinfo.ch decken.

swissinfo.ch: Haben Sie vor, einmal wieder in die Schweiz zurückzukehren?

M.R.: Es war eine Reise ohne Rückkehr, auch wenn ich über diese Möglichkeit nachgedacht habe und 2002 während elf Monaten in der Schweiz lebte – nur, um danach definitiv nach Australien auszuwandern.

Ich kann nicht ausschliessen, dass ich eines Tages wieder in die Schweiz zurückkehren werde… Wer weiss schon, was das Leben für einen bereithält. Doch ich lebe hier glücklich mit meiner Familie, also denke ich nicht, dass dies bald der Fall sein wird.

Manchmal denke ich, dass mein Sohn vielleicht einmal in der Schweiz studieren möchte, doch er ist erst elf Jahre alt, also werden wir darüber entscheiden, wenn es soweit ist.

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swissinfo.ch: Welcher Arbeit gehen Sie nach?

M.R.: Ich mache verschiedene Sachen. Ich habe ein SchmuckgeschäftExterner Link, wir haben in einem Startup einen SeesackExterner Link erfunden, der sich in einen Ankleideraum verwandeln lässt, und ich bin auch Gesundheitstrainerin und studiere Ernährungstherapie. Ich liebe alle meine Aktivitäten. So bleibt das Leben interessant.

swissinfo.ch: Wo genau leben Sie gegenwärtig?

M.R.: Ich lebe nur eine Fährenfahrt ausserhalb von Sydney, an einem Ort namens ManlyExterner Link, direkt am Strand. Ich lebe hier zusammen mit meinem Ehemann Carl und unserem 11-jährigen Sohn Jett.

Wir lieben das Strandleben und haben an den Wochenenden viel Spass mit Freunden, fahren unseren Sohn an Tennisturniere und spielen selber Tennis und Beachvolleyball. Wir sind eine sehr sportliche Familie.

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Grosse Fans von Roger Federer: Manuela Rocker verfolgt mit ihrer Familie ein Spiel am Fernsehen.

swissinfo.ch: Wie ist die Küche in Australien?

M.R.: Das Essen ist toll. Als ich vor 22 Jahren hier ankam, war die Küche noch ziemlich einfach, und gutes Brot zu finden war eine echte Mission. Heute findet man alles, was man will… auch tollen Schweizer Käse! Und das meine ich wörtlich: Wir haben einen Schweizer Käser/Importeur gefunden, der ein echtes Juwel ist. Jedes Jahr gönnen wir uns einige Fondue- und Raclette-Abende.

swissinfo.ch: Was ist in Australien attraktiver als in der Schweiz?

M.R.: Ich liebe den tollen Outdoor-Lifestyle und das Leben direkt am Strand. Und die Leute hier sind sehr entspannt, das ist ein Bonus.

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swissinfo.ch: Wie denken Sie aus der Ferne über die Schweiz?

M.R.: Natürlich bleibe ich in Kontakt mit Freunden und mit meiner Familie. Dabei fällt mir auf, dass sie oft über das Leben jammern.

Was ich während der Jahre beobachtet habe, ist, dass die Schweiz immer stärker bevölkert wirkt… Ich erinnere mich nicht daran, dass es vor vielen Jahren auch schon so war.

Abgesehen davon ist die Schweiz, beurteilt aufgrund von Online-Artikeln, die ich lese, immer noch ein tolles Land, das ich liebe!

swissinfo.ch: Wie ist die politische Lage in Australien?

M.R.: Ich verfolge die Nachrichten ab und zu, und weil das Abstimmen hier obligatorisch ist, muss man im Bild sein, was läuft. Einiges finde ich toll, anderes nicht so. Ich denke aber, das ist in jedem Land ähnlich. Generell kann man sagen, dass wir es hier in Australien recht gut haben, auch wenn ich manchmal etwas Schweizer Know-how vermisse.

swissinfo.ch: Nehmen Sie an Schweizer Wahlen und Abstimmungen teil?

M.R.: Nein. Am Anfang machte ich das noch, aber für mich persönlich fühlte es sich ein wenig falsch an, von so weit weg meine Meinung kundzutun. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich richtig entschieden habe… Wir werden sehen.

swissinfo.ch: Was vermissen Sie von der Schweiz am meisten?

M.R.: Die Berge! Am meisten vermisse ich die schönen Schweizer Berge. Und die langen Sommertage. Sogar während der Sommerzeit ist es hier bereits um 20 Uhr 30 dunkel. Wie ich die langen Sommernächte in Lugano vermisse!

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