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100 Jahre Tinguely: In der Welt gefeiert, in der Heimatstadt lange verkannt

Opera di Tinguely
FataMorgana (1985) Keystone/Georgios Kefalas

Jean Tinguely fasziniert mit seinen Werken die Welt. In seiner Heimat Freiburg hingegen wurde er lange verkannt.

Räder, die sich drehen, Scharniere, die quietschen, Schläuche, die wild Wasser herumspritzen: Die Maschinen von Jean Tinguely faszinieren auch heute noch Jung und Alt, über 30 Jahre nach dem Tod des Freiburger Künstlers.

«Heureka» sorgte für Stirnrunzeln

Besonders zu reden gab einst seine Heureka-Skulptur, die er für die Landesausstellung 1964 erschuf. Es ist eine Installation, die sich ohne Sinn bewegt, mit grossen Rädern an der Seite und einem Teil eines Turms ganz oben – es war das erste Werk, das er öffentlich ausgestellt hat – heute steht die Skulptur in Zürich.

Heureka-Skulptur
Die Heureka-Skulptur kreierte Tinguely für die Landesausstellung 1964 in Lausanne. Keystone/Photopress-Archiv

Seine Werke hat er in den grossen Kulturstädten der Welt ausgestellt – in New York, Paris oder Amsterdam. Kein Wunder, dass man in Freiburg heute stolz auf Tinguely ist – der zwar in Basel aufgewachsen, aber in Freiburg zur Welt gekommen ist und hier als Künstler viel Zeit verbracht hat.

«Noch heute spielt Jean Tinguely eine wichtige Rolle in der Freiburger Kultur», sagt Philippe Trinchan, Leiter des Freiburger Kulturamts. Darum ehrt Freiburg das kulturelle und soziale Erbe des Schweizer Maschinenkünstlers Jean Tinguely. Der Freiburger hätte am 22. Mai 2025 seinen 100. Geburtstag gefeiert.

Jean Tinguely
Jean Tinguely (1990) Keystone

Es gibt wohl keine andere Persönlichkeit aus dem Kanton Freiburg, die weltweit so viel bewegt hat und so vielen ein Begriff ist wie Jean Tinguely. Im Ausland wurde Tinguely für seine Kunst gefeiert.

Heimat verkannte Kunst von Tinguely lange

In seiner Geburtsstadt Freiburg hingegen wollten die Behörden lange nichts von seiner Kunst wissen: Als Hommage an seinen guten Freund, den verstorbenen Freiburger Formel-1-Rennfahrer Jo Siffert, wollte Tinguely der Stadt einen Brunnen schenken – kostenlos und ohne Bedingungen. Doch zehn Jahre lang wurde seine Idee immer wieder abgelehnt.

Erst in den 1980er-Jahren erkannten schliesslich auch die Freiburger Behörden, dass sie hier ein Werk eines der weltweit angesehensten Künstler seiner Zeit erhalten könnten – und Tinguely durfte seinen Brunnen bauen.

«Man hat Tinguely lange zu wenig ernst genommen in der Heimat», sagt Niklaus Talman, Sohn des mit Tinguely befreundeten Plastikers Paul Talman.

Jo-Siffert-Brunnen
Der Jo-Siffert-Brunnen in Freiburg konnte Tinguely erst nach langem Ringen mit der Stadt bauen. Keystone / Christian Beutler

Schulkinder erhalten Tinguely-Spezialunterricht

Mittlerweile hat sich Freiburg mit seinem Künstler angefreundet und ist stolz auf sein Werk. Im Schulunterricht in Freiburg werden das Leben und Schaffen von Jean Tinguely besonders genau behandelt.

Jedes Jahr unternehmen Tausende Schülerinnen und Schüler mit ihren Klassen einen Ausflug ins Museum für Kunst und Geschichte Freiburg, wo Werke von ihm ausgestellt sind. «Die Kunstwerke sprechen alle an, Kinder und Erwachsene. Sie sind zum Lachen, aber auch ernst. Das ist eine Stärke von Jean Tinguely», so der Museumsdirektor, Ivan Mariano.

Nun feiert Freiburg «ihren» Tinguely zum 100-Jahr-Jubiläum mit einem grossen Volksfest.

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