Als die «fliegenden Teller» in Militärakten Einzug hielten
Seit den 1950er-Jahren verfolgen viele Länder unidentifizierte Flugobjekte. Sie haben geheime Ufo-Forschungsprogramme eingerichtet. Auch in der Schweiz hat die Armee Informationen gesammelt. Ein exklusiver Einblick in die Akten des Geheimdienstes der Luftwaffe über die «fliegenden Teller».
Im Bundesarchiv in Bern lagern grün gefärbte Mappen, die von der Schweizer Luftwaffe stammen. Einige sind angeschrieben mit «Fliegende Teller». In der Militärakte «E5465B» aus dem Jahr 1954 informiert der Nachrichtendienst der Luftwaffe Piloten und Beamte darüber, was zu tun ist, wenn in der Schweiz ein Ufo gesichtet wird.
Auszug aus der Sendung Mise au point von RTS, 27.10.2024 (auf Französisch):
Darin heisst es: «Richtlinien für die Erstellung von Fragebögen über nicht identifizierte Objekte (…) Es ist nicht unsere Aufgabe, nach der Zusammensetzung, der Herkunft oder dem Ziel dieser Erscheinungen zu forschen. Unsere Aufgabe besteht vielmehr darin, diese Phänomene in einem geordneten System zu erfassen.»
Das Westschweizer Radio und Fernsehen RTS hat mit einem Dutzend ehemaliger Piloten der Schweizer Armee Kontakt aufgenommen. Mehrere bestätigten die Existenz dieser Meldebögen. Sie behaupten, dass diese Meldeformulare bis in die 1990er-Jahre hinein verwendet wurden.
«Bewegungen, wie eine Schlange»
Im Bundesarchiv hat RTS eine Handvoll dieser ausgefüllten Formulare gefunden. Sie betreffen Beobachtungen, die von Angehörigen des Militärs oder Beamten des Verteidigungsministeriums gemacht worden waren. Die faszinierendste Meldung stammt aus dem Winter 1971. In drei verschiedenen militärischen Dokumenten wurde über ein und dasselbe Flugobjekt berichtet.
Im ersten Dokument beobachteten zwei Offiziere an Bord einer Mirage III während eines Nachtflugs am 23. Februar über Interlaken einen sich schnell bewegenden «hellen Lichtpunkt». Die Bewegungen werden als unmöglich für ein Militärflugzeug der damaligen Zeit beschrieben. «Das Lichtobjekt bewegte sich mit einer wellenförmigen Bewegung, wie eine Schlange, und verschwand dann.»
In einem zweiten Militärbericht ist es ein anderer Pilot, der behauptet, das gleiche Ufo einige Stunden später gesehen zu haben. Diesmal wurde es über Winterthur gesichtet. Dem Bericht liegt eine vom Piloten gezeichnete Skizze bei, die die Bewegungen und die Grösse des leuchtenden Objekts erklärt.
Offiziell kein Interesse für Ufos
Drei Tage später wurde das Ufo erneut von einem Mirage-III-Piloten beobachtet. Der Soldat füllte ebenfalls einen Bericht aus. Darin heisst es: «Zuerst dachte ich, es sei ein Flugzeug mit eingeschalteten Landescheinwerfern, das auf mich zuflog, aber ich merkte plötzlich, dass das leuchtende Objekt stillstand. (…) Dann bemerkte ich eine Art Kondensstreifen, aber mit einem Öffnungswinkel von etwa 90 Grad, der wie ein Leistungskegel aussah. (…) Das leuchtende Objekt bewegte sich und verschwand.»
Diese Militärberichte lieferten keine wissenschaftliche Erklärung für die Natur dieses Objekts. Was das Ganze noch mysteriöser macht: Die Originaldokumente sind verschwunden. Die Bibliothek am Guisanplatz, die ehemalige Bundesmilitärbibliothek, erklärt: «Wir haben nur eine Kopie der Akte; das Original ist unauffindbar.»
Offiziell behauptet die Schweizer Armee, sich nie für Ufos interessiert zu haben. Die Sprecherin des Verteidigungsdepartements, Delphine Schwab-Allemand, erklärt, dass die Armee kein spezielles Programm habe. «Die Schweizer Armee hat nicht und hatte nie den Auftrag, Informationen oder Dokumente über Ufos zu sammeln.»
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