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Auswandern: Yanick Iselis Ankunft in Nicaragua

Haus
Iseli vor dem Haus, für das er 120 Franken Monatsmiete bezahlt. swissinfo.ch

Seit einem Monat lebt Yanick Iseli nun in Nicaragua. Einblicke in die ersten Tage des Auswanderers. Und ein Blick aufs Budget.

«Es war wohl das erste Mal, dass ich meinen Vater weinen sah.» Vor vier Wochen stand Yanick Iseli am Flughafen Zürich. Dieser Moment liegt schon weit zurück. Viel ist seither geschehen. Jetzt befindet sich Yanick Iseli, 37, über 9000 Kilometer entfernt an seinem neuen Wohnort und lächelt in die Handykamera. Mit Video-Calls und Nachrichten-Apps erzählt er seiner Familie und Freunden von seinem neuen Wohnort. Und schwärmt: «Jetzt ist Mittag, draussen ist es 28 Grad heiss. Die viermonatige Trockenzeit ist gerade vorbei, langsam beginnt die Regenzeit. Die Pflanzen freuen sich!»

Dieser Beitrag ist Teil einer Serie über das Auswandern. SWI swissinfo.ch begleitet den Schweizer Yanick Iseli auf seinem Abenteuer nach Nicaragua und liefert gleichzeitig interessante Informationen sowie wertvolle Tipps rund um das Thema Auswanderung. 

Yanick Iseli freut sich auch. Endlich ist er am Ort seiner Träume. Wenn auch nicht gänzlich ohne Strapazen: Sein Flugzeug landete in Costa Rica, doch das reservierte Mietauto, mit welchem er bis zur Grenze nach Nicaragua fahren wollte, durfte er nicht in Empfang nehmen – es hiess, er brauche eine Kreditkarte. Er hat keine, also musste eine andere Lösung her.

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Per Bus nach Nicaragua war nicht möglich, da die Transportbox seines mitgereisten Hundes Xo nicht hineinpasste. So wich Iseli auf einen Chauffeur aus, der ihn bis zur Grenze fuhr – für den doppelten Preis. Durch den ganzen Trubel erreichte er den Grenzposten zu spät. Dieser war bereits geschlossen. Er musste die Nacht vor dem Zollhäuschen verbringen.

Eine Nacht draussen vor dem Zollhaus

Am nächsten Morgen erhielt Iseli – nach dem Vorweisen des negativen Covid-Tests aus der Schweiz und den Papieren für Hund Xo – endlich seinen Stempel in den roten Pass und durfte die Grenze passieren. Ein Freund holte ihn auf der nicaraguanischen Seite mit dem Auto ab, und ein paar Stunden später kamen sie endlich in San Ramon an, im Norden Nicaraguas.

Die ersten Tage übernachtete Yanick Iseli bei seinem Freund und suchte ein Miethaus. Das war eine einfache Angelegenheit, denn das Angebot ist höher als die Nachfrage. Ein modernes Haus mit Schlafzimmer, Wohnzimmer und Küche, Innenhof und Terrasse sowie Parkplatz für 120 Franken Miete pro Monat – das bezahlt man in der Schweiz schnell einmal für ein bis zwei Nächte in einem Hotel.

Angekommen: Hund Xo fühlt sich in der neuen Umgebung wohl. swissinfo.ch

Wer den Rappen nicht ehrt…

Vor dem Auswandern empfiehlt das AussendepartementExterner Link, sich bei der Budgetplanung unbedingt auch mit den Lebenshaltungskosten auseinanderzusetzen. Diese umfassen in der Regel nicht nur grundsätzliche Dinge wie Nahrungsmittel, Steuern oder Mietzinsen, sondern ebenso Löhne, Sozialabgaben oder Kosten für Aus- und Weiterbildung. Einerseits hängen diese Kosten von den lokalen Bedingungen ab, andererseits variierten sie natürlich auch je nach Wahl der Waren, Dienstleistungen oder Abgaben, wie auch den Lebensgewohnheiten und -umständen der jeweiligen Person.

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Einen Anhaltspunkt liefert das Internationale Vergleichsprogramm ICP. Es vergleicht das kaufkraftbereinigte Bruttoinlandprodukt (BIP) pro Kopf sowie das Preisniveau verschiedener Länder. Gemäss der letzten globalen StatistikExterner Link von 2011 (die Zahlen für 2017 sind noch nicht publiziert) ist das Preisniveau in Nicaragua rund vier Mal tiefer als in der Schweiz.

Gesagt werden muss aber auch, dass es sich um aggregierte Zahlen handelt und die Qualität der Waren und Dienstleistungen oft kaum vergleichbar ist. Zudem kommt es auf den Bereich an: In der Schweiz sind etwa Autos im globalen Vergleich nicht sehr teuer, dafür sind es die Gesundheitskosten und Mietpreise. All dies muss beim Vergleichen beachtet werden; Statistiken liefern bestenfalls eine Grössenordnung. 

Möbellieferung vom Schreiner: Die ersten Wochen waren geprägt vom Einrichten und von Einkäufen. swissinfo.ch

Yanick Iseli pflegt einen bescheidenen Lebensstil und geht davon aus, dass er mit wenig Geld durchkommt – auch, weil er einen Teil seines Essens gleich selbst anbauen wird. Was er an Früchten und Gemüse nicht konsumiert, will er auf dem lokalen Markt verkaufen.

Auch wird Iseli weiter für seinen Chef der Kaffeerösterei in der Schweiz arbeiten, wo er bis zur Abreise angestellt war. Als Freelancer im Stundenlohn wird er sich um digitale, ortsunabhängige Arbeiten kümmern, wie etwa die Website, den Newsletter oder das Erstellen von Grafiken.

Hier finden Sie den ersten Teil unserer Serie:

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Auswandern: Yanick Iseli zieht nach Nicaragua

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Wir begleiten den Schweizer Yanick Iseli auf seinem Abenteuer nach Nicaragua. Im ersten Teil der Serie: Der Entscheid.

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Zudem erhält Yanick Iseli 50% IV-Rente. In der Tat haben Schweizer StaatsangehörigeExterner Link bei einem Invaliditätsgrad zwischen 50 und 100% unabhängig von ihrem Wohnsitz Anrecht auf das Geld. So hat Iseli 800 Franken pro Monat auf sicher. Der Durchschnittslohn beträgt in Nicaragua nicht einmal die Hälfte davon, in gewissen Branchen gar nur ein Fünftel.

Anfangsinvestitionen

Ein paar Anfangsinvestitionen hat Iseli zudem bereits getätigt: Letztes Jahr hat er ein Grundstück für 8500 Franken sowie ein Auto für 4700 Franken gekauft. In den letzten Tagen gab er um die 2000 Franken für das Einrichten des leeren Miethauses aus, sprich Kochherd, Kühlschrank, Waschmaschine sowie die Bestellung von Bett, Sofa und Tisch mit vier Stühlen aus Paletten beim Schreiner, aber auch Küchengeräte sowie Baumaterial und Werkzeug für sein Grundstück.

Hier geht es zum zweiten Teil der Serie:

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Auswandern: Die letzten Tage in der Schweiz

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Checkliste ist abgehakt, Hund Xo im Käfig mit an Bord: Heute hat Yanick Iseli der Schweiz Richtung Mittelamerika den Rücken gekehrt – Teil 2 unserer Serie.

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Für das Haus, das er selbst bauen will, rechnet er mit Investitionen in der Höhe von 7000 Franken. Das Geld von der 2. und 3. Säule – auf welches man bei einer Auswanderung Anrecht hat – will er vorerst auf dem Sparkonto in der Schweiz lassen.

Bevor er mit dem Bau beginnen kann, muss Iseli aber auch Administratives erledigen. Auf dem Schweizer Konsulat in der Hauptstadt Managua war er bereits, hat sich angemeldet und eine Aufenthaltsbewilligung beantragt, welche das dreimonatige Touristenvisum ersetzen soll. «Nebst ein paar Dokumenten erhielt ich zudem ein Papier, das bestätigt, dass ich lebendig bin und hier in Nicaragua eine Adresse habe. Dieses Dokument geht nun zurück in die Schweiz an die 2. und 3. Säule, und erst dann zahlen sie das Geld auf mein Konto», erklärt Iseli die nächsten Schritte.

Sackmesser für die Mangos

Noch vermisst Iseli kaum etwas aus der Schweiz. «Nur gestern hatte ich schampar Lust auf ein dunkles Bier, eins, das wirklich Geschmack hat, so wie es mein Freund in Delémont macht», sagt Iseli. «Das Bier hier sieht es aus wie dunkles Wasser und schmeckt auch nach Mineralwasser.» Auch bereut er, keinen Käse mitgenommen zu haben.

Immerhin hat er eine Schachtel Schokolade dabei. «Und ich kann in meinem Garten wilde Mangos pflücken, mit meinem Schweizer Sackmesser schälen und mir in den Mund stecken. Das ist herrlich!», sagt Iseli. Da sei es auch nicht so schlimm, dass seine Stiefmutter ihm kürzlich ein Bild von einem Fondue-Essen geschickt hat. «Jedes Land hat seine eigenen Vorteile.»

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