Auswandern auf Zeit: So geht es der Schweizer Familie in Thailand
![Familie mit Schwimmwesten auf einem Boot mit Meer und Küste im Hintergrund.](https://www.swissinfo.ch/content/wp-content/uploads/sites/13/2024/12/Familie_Karrer_Thailand_04.jpg?ver=6bfbcfb6)
Vor eineinhalb Jahren ist die Schweizer Familie Karrer nach Bangkok ausgewandert. Ihre Kinder haben sie damals vor vollendete Tatsachen gestellt. Anders machen würden sie heute nichts. Was hat ihr Auswanderungsprojekt so erfolgreich gemacht?
«Ich habe ganz viele Freunde gefunden», sagt der neunjährige Louis Karrer am Telefon aus Bangkok. Seit fast eineinhalb Jahren lebt er mit seinem siebenjährigen Bruder Luc und seinen Eltern in Bangkok und besucht dort die Schweizer Schule. «Mein bester Freund heisst auch Louis, deshalb sagen sie mir in der Schule nun Luigi», erzählt er mit Stolz.
Louis und sein Bruder Luc waren anfangs nicht begeistert von den Auswanderungsplänen der Eltern. «Wir mussten ihnen versprechen, dass wir danach wieder in unser Zuhause zurückkehren werden», sagte Mutter Stephanie Karrer vor ihrem Schritt ins Ausland im Sommer 2023.
Das sei heute immer noch so. «Ich vermisse meine Spielsachen, den Schnee und unser Haus in der Schweiz», sagt Luc. Wenn es nach ihm ginge, dann würde er gerne bald wieder zurückkehren in die Schweiz.
![Vier Personen auf einem Golfwagen machen ein Selfie, umgeben von Grün.](https://www.swissinfo.ch/content/wp-content/uploads/sites/13/2024/12/Familie_Karrer_Thailand_IMG_1212.jpg?ver=38c54305)
Der Urlaub vor Ort hat geholfen
Grundsätzlich hätten sich aber alle sehr gut eingelebt. «Die 17 Kilo Legos, die mitkamen, haben es einfacher gemacht», sagt Stephanie Karrer, die als Lehrerin an der Schweizer Schule arbeitet. Auch, dass die Familie vor ihrer Auswanderung noch Ferien in der thailändischen Hauptstadt gemacht hatte, wirkte sich sehr positiv auf die Auswanderung aus.
«So konnten sich Louis und Luc ein Bild von ihrem künftigen Zuhause machen», sagt Marius Karrer. Zudem sei auch wichtig gewesen, dass sie dabei schon Leute kennengelernt hätten. «Dadurch hatten die Jungs auch schon eine Spielkameradin in Aussicht», sagt Stephanie Karrer.
Diese 13 Schritte können beim Auswandern mit Kindern helfen:
![Auswandern mit der Familie: Was tun, wenn das Kind nicht mit will? Ein Kind steht traurig an einem Fenster.](https://www.swissinfo.ch/content/wp-content/uploads/sites/13/2024/11/2FK88HA.jpg?ver=ba4ded4f)
Mehr
Auswandern mit der Familie: Was tun, wenn das Kind nicht mitgehen will?
Ankommen in den neuen Rollen
Die Familie Karrer ist jetzt fast in der Halbzeit ihres Auslandabenteuers angekommen. Geplant waren drei Jahre, in denen Stephanie und Marius Karrer die Rollen tauschen. Sie arbeitet Vollzeit als Lehrerin an der Schweizer Schule, er kümmert sich um den Haushalt und die Kinder. Beide mussten sich zuerst an diesen neuen Familienalltag gewöhnen.
Vor allem die organisatorischen Sachen des Alltags loszulassen sei ihr anfangs schwer gefallen, sagt Stephanie Karrer. Und für Marius Karrer, den ehemaligen Controller, sei es ungewohnt, keinen Überblick mehr zu haben über die Finanzen. Denn, als Begleitperson darf der Hausmann in Thailand kein eigenes Konto führen. Aber: «Mittlerweile läuft es super», sagt Marius Karrer heute über den Rollentausch. Er selbst habe unterdessen drei Jobs: Student, Hausmann und Fussballcoach.
Im Umfeld der Schweizer Schule in Bangkok wurde in den letzten eineinhalb Jahren eine Fussballschule aufgebaut. Mittlerweile ist sogar der Deutsche Bundesligaverein Borussia Dortmund eingestiegen. In der thailändischen Hauptstadt trainieren die beiden Karrer-Buben nun in der BVB International Academy ThailandExterner Link. Marius Karrer trainiert das Team von Luc und ein Mädchen Team.
![Kinderfussballspielerr in gelben Trikots hören dem Trainer auf dem Spielfeld zu.](https://www.swissinfo.ch/content/wp-content/uploads/sites/13/2024/12/Familie_Karrer_Thailand_01.jpg?ver=003b0e67)
Geht die Auswanderung in die Verlängerung?
Mit ihrem 100%-Job ist Stephanie Karrer sehr eingespannt. «Ich habe in der Schweiz schon lange nicht mehr Vollzeit gearbeitet», sagt sie. In Thailand gebe es zudem keinen wöchentlich freien Schulhalbtag, wie es den in der Schweiz normalerweise gebe. Und so fehle es ihr, auch Zeit mit ihren Buben zu Hause zu verbringen.
Doch in der jetzigen Phase, in der sich ihre Söhne befänden, sei ihr Mann genau der richtige, um mehr zu Hause zu sein. «Ich könnte ihnen einige Sachen, die sie jetzt brauchen, gar nicht so bieten wie das mein Mann kann», sagt sie.
![Zwei Jungen sitzen auf einer Schaukel am Sandstrand und schauen aufs Meer hinaus.](https://www.swissinfo.ch/content/wp-content/uploads/sites/13/2024/12/IMG_6328.jpg?ver=1e609b46)
Ob die Familie Karrer ihre Auswanderung in Thailand einst verlängern werde, sei noch offen. «Uns gefällt unser Haus hier, die neuen Freunde, das Fussball-Training und das Meer», sagt Louis. Im Gegensatz zu seinem Bruder, würde Louis sehr gerne noch länger bleiben. Und auch das Ehepaar Karrer ist einer Verlängerung nicht abgeneigt. Denn, das momentane Familienmodell erlaubt es ihnen, wenn Lehrerin Stephanie schulfrei hat, viel Zeit als Familie zu verbringen. «Etwas, das in der Schweiz nicht so einfach umsetzbar ist», sagt Stephanie Karrer.
Was alle an der Schweiz vermissen, ist das Essen: «Meine Eltern haben gerade 94 Päckli Schweizer Cracker aus der Schweiz mitgebracht», sagt Marius Karrer. Gesunde Snacks für die Kinder zum Znüni seien in Thailand Mangelware. Und bei den heissen Temperaturen sehnen sie sich manchmal nach dem kühleren Wetter in der Schweiz. «Immer wieder ist es sogar zu heiss, um überhaupt draussen Fussball spielen zu können», sagt Papa, der Fussballcoach.
Rückblickend würden die Karrers nichts anders machen. Sie sind sich einig: Ihre Auswanderung – wie lange sie auch dauern mag – ist gelungen.
Editiert von Balz Rigendinger.
![In Übereinstimmung mit den JTI-Standards](https://www.swissinfo.ch/ger/wp-content/themes/swissinfo-theme/assets/jti-certification.png)
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch