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Der Ruf der Schweizerinnen und Schweizer im Ausland leidet – was tun?

Auslandschweizer-Rat Workshop
Mitglieder des Auslandschweizer-Rats am Workshop im Konferenzraum des Bundeshauses. Melanie Eichenberger / Swissinfo

Die Mitglieder der Auslandschweizer-Organisation wollen das Image der Schweizer Diaspora im Inland verbessern. Doch die Community ist heterogen und Vernetzung zunehmend schwierig. Ein Workshop in Bern zeigte die Herausforderungen auf.

Der Auslandschweizer-Rat kommt am 21. März für seine Ratssitzung in Bern zusammen. Im Vorfeld der Ratssitzung am Freitag, trafen sich die Delegierten im Bundeshaus für einen Workshop. Es ging um «Das ungenutzte Potenzial der Fünften Schweiz», so der Titel.

Die Delegierten sowie die Auslandschweizer-Organisation haben bereits letztes Jahr festgestellt, die Schweizer Diaspora kämpft um ihr Image. Jetzt sammelten die Auslandschweizer-Rätinnen und -Räte Argumente, um negativen «Pauschalisierungen» entgegenzutreten.

In vier Arbeitsgruppen suchten sie nach Lösungen zu Fragen wie: «Was bringen die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer der Schweiz?», «Wie kann das Netzwerk der Community genutzt werden?», «Wie können Vorurteile überwunden werden?».

Zu viele haben ein negatives Bild von den Schweizer:innen im Ausland

Werde in der Schweiz über Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer gesprochen, dann hätten zu viele ein Bild von Profiteurinnen und Profiteuren vor Auge, die das «Weggli und den Batzen» haben wollen. Die in der Schweiz mitbestimmen wollen, aber hierzulande keine Steuern bezahlen.

Die letzte grosse Welle von solchen Ressentiments erfuhr die Fünfte Schweiz im Abstimmungskampf um die 13. AHV-Rente, als die SVP die Auslandrenten zum Thema machte.

 «Wir haben viel mehr zu bieten», sind sich die Delegierten des Auslandschweizer-Rats einig. «Wir sind Botschafterinnen und Botschafter», so klang es unisono aus dem Rat. Es gebe nicht nur die Rentnerinnen im Ausland, die zu oft als «Schmarotzer» bezeichnet würden.

Es leben sehr viele Schweizer Persönlichkeiten im Ausland, die abseits des Rampenlichts Grosses leisten würden. Doch werde das in der Schweiz gar nicht wahrgenommen.

Bundesrat Ignazio Cassis, der den Delegierten im Anschluss an den Workshops für Fragen zur Verfügung stand, sagte den Anwesenden: «In der polarisierten Welt, in der wir heute leben, gilt: Wird man nicht kritisiert, dann hat man keine Bedeutung.»

Fehlende Vernetzung als Problem

Vielleicht sei das Konzept des Auslandschweizers und der Auslandschweizerin veraltet – und entsprechend auch der Begriff. Besser wäre, wenn fortan von «mobilen Schweizerinnen und Schweizern» gesprochen werde, ist sich eine Arbeitsgruppe einig.

Auch wurde darüber diskutiert, ob die Schweizer Vereine noch zeitgemäss sind. Denn, die heutige Generation von Schweizerinnen und Schweizern im Ausland ist kaum mehr in Schweizer Clubs oder Vereinen aktiv.

Auslandschweizer-Rat Workshop
«Wir müssen die Adressen unserer Landsleute kennen», forderten einige Ratsmitglieder. Melanie Eichenberger / Swissinfo

Die Vernetzung unter den Schweizerinnen und Schweizern im Ausland sei deshalb schwieriger geworden. Neue Strukturen fehlen oder greifen noch nicht, die alten sind zu wenig bekannt oder vielen nicht mehr attraktiv genug.

«Wir müssen die Adressen unserer Landsleute kennen»

Thema in einer Gruppe war der Datenschutz, den das Schweizer Konsularwesen hochhält. So verfügt die Eidgenossenschaft zwar über die Kontakte zu allen Schweizerinnen und Schweizern im Ausland, gibt diese Daten aber nicht heraus, wenn sich etwa Schweizer Organisationen untereinander vernetzen wollen, oder wenn sich Schweizer Vereine an neu zugezogene Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer richten möchten.

«Wir müssen die Adressen unserer Landsleute kennen. Es sind gerade jetzt auch unsere Wähler», sagte ein Delegierter aus Südafrika und spielte auf die Erneuerungswahlen im Auslandschweizer-Rat an. «Aber die Clubs können die Auslandschweizer nicht anschreiben.»

Zwar haben in einzelnen Ländern Botschaften und Konsulate Newsletter aufgesetzt und stellen diese Kanäle regelmässig auch den Vereinen zur Verfügung.

Die Bereitschaft dazu ist bei den Botschaften aber unterschiedlich ausgeprägt und nicht jede Schweizer Vertretung misst der Vernetzung der Schweizer Community die gleiche Bedeutung zu.

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