Die Fünfte Schweiz war nachsichtiger mit der Umweltverantwortungsinitiative
![Unterlagen Abstimmung Umweltverantwortungsinitiative](https://www.swissinfo.ch/content/wp-content/uploads/sites/13/2025/02/642751635_highres.jpg?ver=c201251d)
Die Mehrheit der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer hat am Sonntag die Umweltverantwortungsinitiative abgelehnt, aber nicht so deutlich wie der Rest der Schweiz. Dass Umweltthemen in der Diaspora mehr Unterstützung finden, entspricht einem Muster.
Die Umweltverantwortungsinitiative hat am Sonntag eine herbe Niederlage erlitten. Sie wurde von fast 70% der Stimmenden und in allen Kantonen abgelehnt.
![Eine aufblasbarer Globus](https://www.swissinfo.ch/content/wp-content/uploads/sites/13/2025/01/467184948_highres.jpg?ver=b7af8697)
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Die Umweltverantwortungsinitiative wird deutlich abgelehnt
Die Analyse des Abstimmungsverhaltens der Fünften Schweiz zeigt ein etwas anderes Bild – auch wenn die Aussagekraft dadurch eingeschränkt ist, dass nur 12 von 26 Kantonen separate Statistiken über das Abstimmungsverhalten ihrer im Ausland lebenden Bürgerinnen und Bürger führen.
Auch die Diaspora lehnte die Vorlage mehrheitlich ab, allerdings in deutlich geringerem Ausmass: Der Nein-Anteil lag bei 55% und damit 15 Prozentpunkte unter dem gesamtschweizerischen Wert.
Die Details über die Stimmabgabe der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer in den Kantonen, die diese Informationen geliefert haben, zeigen zum Teil grosse Unterschiede, auch wenn die Ja-Stimmen überall in der Minderheit blieben.
Eine Wählerschaft, die insgesamt grüner wählt
Traditionell wählen die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer umweltbewusster und linker als die Schweizerinnen und Schweizer im Inland.
Die Abstimmung vom letzten November war eine bemerkenswerte Ausnahme von dieser «Regel», denn zur Überraschung der Expertinnen und Experten stimmte die Diaspora stärker für den Autobahnausbau als die Gesamtbevölkerung.
Bei der letzten Abstimmung im September hatte die Fünfte Schweiz mehrheitlich die Biodiversitätsinitiative unterstützt, die auf nationaler Ebene gescheitert war. Martina Mousson, Politologin beim Institut gfs.bern, sprach damals von einem «Muster».
Denn ähnliche Unterschiede waren bereits bei früheren Abstimmungen zu beobachten, etwa beim Klimagesetz, beim CO2-Gesetz, bei der Initiative «Für eine pestizidfreie Schweiz» oder bei der Trinkwasserinitiative.
Für Mousson hängt die Tatsache, dass Schweizerinnen und Schweizer im Ausland ausgeprägter für die Ökologie stimmen, mit «der Demographie dieser Gruppe zusammen, die im Allgemeinen linker eingestellt ist, sich mehr um die Umwelt sorgt, ein höheres Bildungsniveau hat und dazu neigt, Probleme mit einer globaleren Sichtweise anzugehen».
Die Politologin meinte damals, dass der konkrete Inhalt der Vorlage sicher weniger Einfluss gehabt habe als «die prinzipielle Sichtweise, die man von Ökologie hat». Diese Analyse gilt sicher auch für die Abstimmung vom Sonntag über die Umweltverantwortungsinitiative.
Moussons Kollege, Lukas Golder, ebenfalls Politologe bei gfs.bern, stellt fest, dass die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer zwar «umweltaffiner als im Durchschnitt bleiben», aber «mehrheitlich die vielfach geäusserten Bedenken teilen, dass die Wirtschaft das Tempo nicht tragen könnte und dass die Preise steigen.»
Niedrigste Beteiligung seit fünf Jahren
Die Stimmbeteiligung lag auf nationaler Ebene bei 38% und war damit die tiefste aller eidgenössischen Abstimmungen in den letzten fünf Jahren – wobei der Durchschnitt jeweils knapp unter 50% liegt.
Dies gilt auch für die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer: 20% der stimmberechtigten Schweizerinnen und Schweizer im Ausland nahmen an der Abstimmung teil, gegenüber einem Durchschnitt von 25% bei den letzten Abstimmungen.
Die Abstimmungskampagne war nicht sehr lebhaft und die mediale Aufmerksamkeit für die Abstimmung eher gering. Für die Politologin Cloé Jans von gfs.bern ist die Tatsache, dass am Sonntag nur über eine einzige Vorlage abgestimmt wurde, ein Grund dafür. «Wenn viele Vorlagen zur Abstimmung stehen, mobilisieren das viel mehr Leute», hält sie in ihrer Analyse fest:
![Olivia Senn, Campaignerin Junge Gruene, Linus Dolder, Mitglied Junge Gruene, Magdalena Erni, Co-Praesidentin der Jungen Gruenen, Mirjam Hostetmann, Praesidentin JUSO, vorne von links, reagieren auf die erste Hochrechnung, beim Treffpunkt der Initianten der Umweltverantwortungsinitiative, am Sonntag, 9. Februar 2025, im Progr in Bern. Das Stimmvolk stimmt heute ueber die Umweltverantwortungsinitiative ab. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)](https://www.swissinfo.ch/content/wp-content/uploads/sites/13/2025/02/646107580_highres.jpg?ver=166f9c20)
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«Schweizerinnen und Schweizer mögen keine Verbote»
Das Gesamtbudget der Kampagne betrug bescheidene 680’000 Franken, zehnmal weniger als bei der Abstimmung über die Autobahnprojekte im November.
Editiert von Samuel Jaberg, Übertragung aus dem
Französischen: Melanie Eichenberger
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