Die Schweizer Alpen als neues Eldorado für die Immobilienbranche
![Ein Alpendorf im Schnee von oben](https://www.swissinfo.ch/content/wp-content/uploads/sites/13/2025/01/506993455_highres.jpg?ver=1a3253a3)
Immer mehr in- und ausländische Investorinnen und Investoren sind bereit, Hunderte von Millionen Franken in die Entwicklung riesiger Tourismusresorts in den Schweizer Alpen zu investieren. Diese Mammutprojekte, die das Landschaftsbild beschaulicher Regionen verändern, lösen Faszination und Kontroversen aus.
Im Herzen des Goms im Kanton Wallis hat ein Immobilienentwickler grosse Pläne. «Hier werden die Gebäude stehen. Dort wird es einen Kanal geben. Und dort ist ein künstlicher See geplant», sagt Jean-Claude Bregy vom Projekt «Resort Obergoms» gegenüber RTS.
Das Projekt sieht den Bau eines Resorts mit 130 Mietwohnungen, Restaurants und einem Wellnesszentrum vor. Die Investition beläuft sich auf 100 Millionen Franken.
«Solche Investitionen lohnen sich nur, wenn man viel investiert. Wenn man nicht das Angebot und die warmen Betten hat, kann man ein solches Projekt nicht finanzieren. Deshalb diese Grösse», fügt er hinzu.
>> Die RTS-Reportage aus dem Goms:
Doch in der an sanften Tourismus gewöhnten Region ist das Projekt umstritten. «Das ist ein bisschen wie Andermatt, das gefällt mir gar nicht. Das neue Dorf Andermatt, das ist irgendwie komisch und gar nicht schweizerisch», sagt eine Passantin.
Andermatt, Symbol des Wandels
Andermatt auf der anderen Seite des Furkapasses ist zu einem Symbol des Wandels geworden. Der ägyptische Milliardär Samih Sawiris hat hier in den letzten 20 Jahren über 1,5 Milliarden Franken investiert und das Dorf in eine Luxusdestination verwandelt.
Das Tourismusresort in Andermatt umfasst 650 hochwertige Wohnungen, mehrere Fünf-Sterne-Hotels und Luxusboutiquen. Und es ist noch nicht fertig.
«Oh, da kommt noch viel. Ein Hotel, eine Gasse, eine Verbindung zum Dorf», sagt Sawiris, der auch Verwaltungsratspräsident von «Andermatt Swiss Alps» ist.
Die Renaissance des Ferienorts San Bernardino
Weiter südöstlich, in Graubünden, erlebt der kleine Ferienort San Bernardino im Misox dank eines Grossprojekts eine Renaissance. Unter der Leitung des Tessiner Bauunternehmers Stefano Artioli entsteht dort ein riesiger Tourismuskomplex.
Nach einem Jahrzehnt des Stillstands sind die Skipisten seit zwei Jahren wieder geöffnet. Alte Gebäude wurden zu Hotels und Wohnungen umgebaut.
«Ursprünglich wurde das Projekt auf 300 Millionen Franken veranschlagt, aber wir werden uns einer halben Milliarde nähern», sagt Artioli, Verwaltungsratspräsident von «San Bernardino Swiss Alps».
Der Bauunternehmer hat grosse Pläne für San Bernardino, das er zu einem «kleinen Zermatt» der Südschweiz machen will.
«Die Schweiz ist ein sicheres Land mit einem stabilen Immobiliensystem. Vieles funktioniert hier sehr gut. Und was unseren Tourismus betrifft: Die Menschen, die in die Schweiz kommen, um hier zu leben, sind bereits qualifizierte Berufsleute», sagt er.
Auswirkungen auf die einheimische Bevölkerung
Während die Resorts die lokale Wirtschaft ankurbeln und das Potenzial der Alpenregionen aufzeigen, haben sie auch Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung.
Diese massiven Investitionen treiben die Immobilienpreise in die Höhe und erschweren es den Einheimischen teilweise, sich eine Wohnung leisten zu können.
![Pontresina](https://www.swissinfo.ch/content/wp-content/uploads/sites/13/2024/02/swi_che_Pontresina_2402_001.jpg?ver=4fc5cf38)
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Das Luxusproblem: Einheimische kämpfen um Wohnraum in Graubünden
In Graubünden, im Wallis und in der Zentralschweiz betrugen die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten der Immobilienpreise in den letzten zehn Jahren 4,3%, 2,7% und 5,9%, wie aus Zahlen des Immobilienberaters Wüest Partner hervorgeht.
Noch ausgeprägter ist dieser Trend in einzelnen Gemeinden wie Mesocco, zu der San Bernardino gehört. Dort ist der Quadratmeterpreis für eine Zweitwohnung von 6960 Franken im Jahr 2020 auf 9080 Franken im Jahr 2024 gestiegen. Und in Andermatt stieg er sogar von 8130 Franken im Jahr 2014 auf 22’050 Franken im Jahr 2024.
Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub
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