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Einzelstuecke einer IWC Uhr liegen zur Montage bereit.

Die Woche in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Willkommen zu unserer Auswahl an Nachrichten aus der Schweiz, die uns in der vergangenen Woche am meisten beschäftigt haben.

Im politischen Bereich beherrschten die schwierigen Verhandlungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union die Schlagzeilen.

Aber auch die Schwierigkeiten dreier helvetischer Symbole waren Thema: der Skisport, die Uhrenindustrie und ein berühmter ehemaliger Tennisspieler.

Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre!

Die Schwerpunkte der Woche

Eine Schweizer und eine EU Tischfahne aufgenommen am 12. Februar 2015 in einem Buero in Zurich.
Keystone / Gaetan Bally

Die Schweiz und die Europäische Union tun sich schwer, in Sachen Personenfreizügigkeit in Einklang zu kommen. Diese Woche hat die EU-Kommission angekündigt, dass sie für die Schweiz keine Ausnahme machen wollen.

Beide Seiten verhandeln derzeit über die Aktualisierung und Erweiterung ihrer bilateralen Abkommen, landen dabei aber immer wieder bei der Frage der Personenfreizügigkeit. Die Schweiz möchte die Zuwanderung aus den EU-Staaten begrenzen können, wenn der Zustrom zu gross wird, man spricht hier inzwischen von einer «Schutzklausel».

Brüssel hat diese Woche die Hoffnungen der Schweiz gedämpft. Am Rande eines Ministertreffens erklärte die EU, sie werde nicht vom Grundsatz der Personenfreizügigkeit abweichen und keine Ausnahmen für die Schweiz machen. Auch die Verhandlungen über die Höhe des Schweizer Beitrags an den EU-Kohäsionsfonds gestalten sich schwierig.

Ob es, wie ursprünglich geplant, bis Ende Jahr zu einer Einigung kommt, ist fraglich, da die Positionen unvereinbar scheinen. Auf Schweizer Seite hält der Bundesrat eine Schutzklausel für unabdingbar, um überhaupt eine Chance zu haben, dass die bilateralen Verträge in einer Volksabstimmung angenommen werden.

  • Die Gründe für die europäische Ablehnung werden auf RTSExterner Link erläutert. (Französisch)
Spuren im Schnee einer Skipiste von oben fotografiert.
Keystone / Valentin Flauraud

In der öffentlichen Wahrnehmung ist Skifahren in der Schweiz der Sport schlechthin. Angesichts der Preisentwicklung stellt sich jedoch die Frage, ob Skifahren auch in Zukunft ein Volkssport bleiben wird oder ob es sich nur noch die Reichen leisten können.

Die Aussagen von Reto Gurtner haben diese Woche in den Schweizer Medien ein breites Echo ausgelöst. Der Chef der Weissen Arena Gruppe, einem Schwergewicht im Bündner Wintertourismus, sagte, dass «in zehn Jahren ein Tagesskipass zwischen 200 und 300 Franken kosten wird».

Die Prognosen von Reto Gurtner bedeuten eine Steigerung von 100 bis 200% gegenüber den heutigen Preisen. Es liegt auf der Hand, dass bei einer solchen Entwicklung das Skifahren (noch) unbeliebter werden würde.

Ob die Preise diese Höhen erreichen werden, bleibt abzuwarten. Viele Expert:innen gehen jedoch davon aus, dass die Preiskurve nach oben zeigen wird, insbesondere aufgrund der allgemeinen Inflation, dynamischer (d.h. an die Nachfrage angepasster) Preismodelle und des vermehrten Einsatzes von künstlicher Beschneiung. „Jürg Stettler, Leiter des Instituts für Tourismus und Mobilität an der Hochschule Luzern, stellt fest: “Der Trend geht mit grosser Wahrscheinlichkeit in diese Richtung.

Blick auf die Baustelle des rund 16'000 Quadratmeter grossen Grundstuecks des frueheren Tennisspielers Roger Federer mit dem Baugespann fuer ein Bootshaus, Mitte, in Kempraten, Rapperswil-Jona.
Keystone / Michael Buholzer

Er ist schon seit einiger Zeit im sportlichen Ruhestand, aber die Nachrichten rund um Roger Federer sind für die Schweizer Medien immer noch von grossem Interesse. Diese Woche berichteten sie über die Probleme des ehemaligen Weltranglistenersten, allerdings in einem Bereich, der nichts mit Tennis zu tun hat.

Roger Federer hat weiterhin Schwierigkeiten mit seinen Bauprojekten auf seinem Anwesen in Rapperswil-Jona (Kanton St. Gallen) am Zürichsee. Der Rechtsstreit betrifft den Bau eines neuen Bootshauses mit Steg und Zufahrtskanal sowie der Abbruch des bestehenden Stegs.

Abgesehen davon, dass es um Roger Federer geht, ist der Fall auch deshalb ungewöhnlich, weil die Einsprache direkt vom Bund kommt, genauer gesagt vom Bundesamt für Umwelt.

Dieses hat gegen den Entscheid der lokalen und kantonalen Behörden, die dem Projekt grünes Licht gegeben hatten, Beschwerde eingereicht. Beschwerden, die direkt vom BAFU kommen, sind selten, es gibt nicht mehr als eine Handvoll pro Jahr.

Einzelstuecke einer IWC Uhr liegen zur Montage bereit.
Keystone / Melanie Duchene

Dem Räderwerk der Uhrenwirtschaft fehlt allmählich etwas Öl im Getriebe. Die Exporte von Schweizer Uhren sind im September auf ein neues Rekordtief gefallen, der Abwärtstrend hält an und verstärkt sich sogar.

Im Vergleich zum September 2023 sind die Exporte im vergangenen Monat um 12,4% zurückgegangen. Dieser Einbruch ist vor allem auf die Schwierigkeiten auf dem asiatischen Markt zurückzuführen. Zwei Drittel des Rückgangs entfallen auf China und Hongkong.

In anderen Teilen der Welt ist die Lage weniger besorgniserregend. In Europa sind die Exporte im September nur um 3,4% zurückgegangen, während der US-Markt weiterhin wächst (+ 2,4%), wenn auch etwas weniger stark als im Vormonat.

Dennoch hat die Schweizer Uhrenindustrie in den letzten Jahren stark auf Asien gesetzt, und die Verlangsamung in diesem Teil der Welt ist ein schlechtes Zeichen. Einige Expert:innen sind der Meinung, dass sich eine Krise in der Branche ankündigt. Ein untrügliches Zeichen dafür ist, dass immer mehr Zulieferer der Uhrenindustrie auf Kurzarbeit setzen.

Das Kantonsgericht an der Rue du Pommier 1 in Neuenburg.
Keystone / Jean-Christophe Bott

Ein Unglück kommt selten allein. Neben den schwächelnden Exporten machte die Uhrenindustrie diese Woche auch noch negativ auf sich aufmerksam.

Das Westschweizer Radio und Fernsehen RTS berichtete, dass das Neuenburger Kantonsgericht einer Uhrenfirma Recht gegeben hat, die ihren Angestellten die Toilettenpausen als Arbeitszeit angerechnet hatte.

Zunächst hatte das Neuenburger Arbeitsamt diese Praxis untersagt, da sie gegen das Arbeitsgesetz verstosse. „Arbeitsunterbrechungen, die physiologischen Bedürfnissen entsprechen, können nicht als Pausen betrachtet werden“, hatte das Amt argumentiert.

Das Unternehmen legte jedoch beim Kantonsgericht Berufung ein, das ihm Recht gab. Es war das erste Mal in der Schweiz, dass eine solche Frage von einem Gericht geklärt wurde. Das Kantonsgericht wies jedoch darauf hin, dass diese Arbeitszeiterfassung Frauen benachteilige, da sie aufgrund ihres Menstruationszyklus häufiger die Toilette aufsuchen müssten. Es forderte das Unternehmen auf, Massnahmen zu ergreifen, um diese Ungleichbehandlung zu stoppen.

Die Justiz hat zwar entschieden, aber die Gewerkschaften kämpfen dagegen an. Sie demonstrierten vor einem der vier Neuenburger Unternehmen, die diese Praxis anwenden, und prangerten «eine entmenschlichende und erniedrigende Praxis» an. Die Neuenburger Behörden erklärten, sie wünschten keine Verallgemeinerung dieser Praxis. Die Swatch Group, zu der zwei der vier betroffenen Unternehmen gehören, forderte die Unternehmen auf, diese Praxis einzustellen.

Ungewöhnliche Schweiz

Die Schweizer Währung hat einen echten Star: die 1000-Franken-Note. Und das aus gutem Grund: Sie ist die wertvollste Banknote der Welt.

In der Familie des Schweizer Bargeldes gibt es aber auch einen weniger populären Verwandten, sozusagen das „hässliche Entlein“ – die 5-Rappen-Münze. Sie ist fast nichts wert, verstopft die Portemonnaies und selbst die Automaten wollen sie nicht.

Dennoch erleben die ungeliebten Münzen einen regelrechten Boom. In den letzten zehn Jahren ist ihre Zahl im Umlauf stärker gestiegen als die aller anderen Münzen. Wie es zu diesem scheinbaren Paradoxon kommt, erklärt unser Artikel der Woche über die ungewöhnliche Schweiz.

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Fünfräppler

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Der Boom des Fünfräpplers

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Zu den weniger beliebten Münzen in Schweizer Portemonnaies gehören die Fünfrappen-Stücke, die nach wie vor in grossen Mengen produziert werden.

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Das Bild der Woche

Traditionelles Saeuli-Rennen bei der Eroeffnung der 81. OLMA Schweizer Messe fuer Landwirtschaft und Ernaehrung.
Keystone / Gian Ehrenzeller

Diese Woche steht die landwirtschaftliche Schweiz ganz im Zeichen der traditionellen OLMA. Die 81. Ausgabe der Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung findet vom 10. bis 20. Oktober in St. Gallen statt. Sie ist mit über 300’000 Besucherinnen und Besuchern die grösste Messe der Schweiz.

Nächste Woche

Nächste Woche sind in einem Teil der Schweiz noch Herbstferien. Das erklärt wohl auch die relativ dünne Agenda.

In den internationalen Nachrichten ist zu erwähnen, dass der Schweizer Außenminister Ignazio Cassis am Montag in New York eine Sitzung des Sicherheitsrates über die Auswirkungen des wissenschaftlichen Fortschritts auf den Weltfrieden und die internationale Sicherheit leiten wird.

In der Schweiz wird die Woche von der Präsentation den Geschäftszahlen mehrerer wirtschaftlicher Schwergewichte wie Lonza, Logitech, Roche oder Ems-Chemie geprägt sein. Eine gute Gelegenheit also, den Puls der Schweizer Wirtschaft zu fühlen.

Und schliesslich, eine etwas leichtere Kost: Die Präsentation der Schweizer Auswahl des Guide Michelin wird am Montag in Lausanne die Aufmerksamkeit der Feinschmecker auf sich ziehen.

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