Die Woche in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
Willkommen zu unserer Auswahl der wichtigsten – und buntesten – Geschichten aus der Schweiz der letzten sieben Tage.
Die Ankündigung versetzte die Forschungsgemeinde in der Schweiz in helle Aufregung: Die USA erlauben nur noch 18 Ländern den unbegrenzten Zugang zu KI-Computerchips – und die Schweiz steht nicht auf dieser Liste.
Zu Reden gaben diese Woche auch die Überlastung der Schweizer Justiz, was zum Teil mildere Strafen nach sich zieht, die Zufriedenheit am Arbeitsplatz, die nicht bei allen gleich ausfällt, und die Tickets für den Eurovision Song Contest, der im Mai in Basel stattfinden wird.
Viel Spass beim Lesen!
Die Schwerpunkte der Woche
Die USA schränken der Schweiz den Zugang zu Computerchips ein. Diese sind wichtig für die Forschung im Bereich der künstlichen Intelligenz. Die Regierung reagiert mit Kopfschütteln.
Die Schweiz ist ein Zentrum der Forschung mit künstlicher Intelligenz (KI). Die beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen Zürich (ETH) und Lausanne (EPFL) sind dabei mit an vorderster Front.
Nun haben die USA die Schweiz aus den verbündeten Ländern für den unbegrenzten Zugang zu KI-Computerchips ausgeschlossen. Der Grund: Die USA wollen damit rivalisierenden Ländern den Zugang zu dieser Spitzentechnologie versperren – darunter namentlich China. Nur noch 18 Länder, darunter etwa Deutschland, Frankreich und Japan, sollen künftig uneingeschränkten Zugang zu leistungsfähigen US-Chips erhalten.
In der Schweiz führte der Entscheid zu Unverständnis und heftigen Reaktionen. Wirtschaftsminister Guy Parmelin sagte, die Einstufung sei schwer nachvollziehbar, da die USA von der Spitzenforschung profitieren würden, welche in der Schweiz mit ihren Chips betrieben werde. In der NZZ am Sonntag bezeichnete er der Schritt als «Eigengoal». Parmelin hofft nun, dass die USA auf ihren Entscheid zurückkommen.
- Unter anderem berichtete unsere Agentur Keystone-SDA über den Ausschluss der Schweiz.
Die Justiz in der Schweiz sollte laut Bundesverfassung «innert angemessener Frist» über einen Fall entscheiden. Doch weil die Gerichte überlastet sind, kommen gegenwärtig selbst Sexualstraftäter mit milderen Strafen davon.
Über 17’000 Fälle sind in der Schweiz momentan offen. Das meldeten die Medien von Tamedia diese Woche. Als Beispiel zitierte die Zeitung einen Fall, in dem ein Chirurg mehr als 20 Jahre nach einem tödlichen Eingriff noch immer auf ein endgültiges Urteil wartet.
«Das Beispiel verdeutlicht, wie wichtig es wäre, Straffälle schnell abzuschliessen», heisst es im Bericht. Denn sowohl Opfer wie auch Täterinnen und Täter würden oft Jahre auf ein Urteil warten, was eine enorme Belastung sein könne.
Nun sieht das Gesetz in der Schweiz vor, dass Täterinnen und Tätern zwingend eine tiefere Strafe zusteht, falls ihr Gerichtsverfahren zu lange dauert. Das bedeutet in der Praxis, dass auch bei schweren Straftaten schliesslich eine tiefere Strafe gesprochen wird. Fachleute sehen darin eine Gefahr für den Rechtsstaat.
- Der Artikel im Tages-AnzeigerExterner Link (Paywall).
Die Qualität der Arbeit in der Schweiz hat sich in den letzten Jahren verbessert. Aber nicht für alle, wie eine Studie des Bundesamts für Statistik zeigt.
Weniger starker Druck bei der Arbeit – dieses Gefühl haben nicht alle, wenn sie auf die zehn Jahre von 2012 bis 2022 zurückblicken. Frauen und junge Menschen haben eher das Gefühl, bei ihnen habe sich die Situation nicht verbessert.
Im Gegenteil: Unter den befragten Frauen hat der Stress in jenen zehn Jahren zugenommen. Bei jungen Menschen unter 24 Jahren kommt dazu, dass ein Viertel (23,7%) ihre Arbeit als nicht sinnvoll erachten.
Der Grund dafür ist bei vielen das Arbeitstempo, mehr Druck, Teilzeitarbeit und dass mehr Flexibilität verlangt wird: «Im Allgemeinen sind Frauen, junge Menschen sowie Ausländerinnen und Ausländer in Bezug auf die Flexibilität am stärksten benachteiligt. Sie sind auch eher von atypischen Arbeitszeiten oder Arbeit auf Abruf betroffen», schreibt RTS Info.
- Der RTS-Info-ArtikelExterner Link mit informativen Grafiken (Franz.).
- Die Details finden Sie in der Studie des Bundesamts für StatistikExterner Link.
«Switzerland: 12 Points!» Erstmals seit dem Sieg von Céline Dion 1988 findet der Eurovision Song Contest dieses Jahr wieder in der Schweiz statt – Nemo sei Dank. Diese Woche startete der Verkauf der Tickets für die drei Shows in Basel.
Lediglich sieben Minuten dauerte es, dann waren die Tickets der ersten Verkaufswelle weg! Weil Nemo 2024 im schwedischen Malmö mit «The Code» für die Schweiz den Sieg am ESC geholt hatte, findet die «grösste Fernsehshow der Welt» dieses Jahr in Basel statt. Die Stadt am Rheinknie konnte sich gegen andere Schweizer Städte als Austragungsort durchsetzen.
Zwar wurden am Mittwoch bereits 42’000 Tickets verkauft. Für die Live-Shows der beiden Halbfinals am 13. und 15. Mai und des Finals am 17. Mai sind aber in weiteren Verkaufswellen in den nächsten Monaten noch Tickets erhältlich.
Einzige Voraussetzung: Wer sich Anfang Januar registriert hat, hat in den nächsten Verkaufswellen erneut eine Chance auf ein Ticket, wie SRF News schreibt. Maximal können vier Tickets gekauft werden. Um Missbrauch zu verhindern, sind sie personalisiert. Trotzdem bieten Wiederverkäufer laut dem Bericht bereits Finaltickets für 6500 Franken an.
Ungewöhnliche Schweiz
Einmal im Jahr erlebt die Schweiz einen Hühnerhaut-Moment: 7200 Sirenen heulen gleichzeitig los – und alle, die den Test vergessen haben oder nicht damit vertraut sind, erleben einen kurzen Atemstillstand.
Mein Kollege Thomas Stephens, ein waschechter Londoner, war beim ersten Mal auch etwas irritiert. Nervös schaute er sich im Büro um. Erst als ein Kollege auf seine Uhr schaute und wissend nickte, realisierte er: Aha, es ist nur ein Testlauf!
Alle Jahre wieder ertönen am ersten Mittwoch im Februar schweizweit die Sirenen. So wird ihre Funktionsfähigkeit überprüft. Doch was tun bei einem echten Alarm? Die App Alertswiss checken, Radio hören und bei Wasseralarm in die Höhe flüchten.
Mehr Infos finden Sie in Toms Artikel:
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Der Schweizer Sirenentest: Wenn die Unwissenden aufgeschreckt werden
Das Bild der Woche
Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Die Nationalsozialisten haben während dem Zweiten Weltkrieg in diesem Vernichtungslager mehr als eine Million Frauen, Männer und Kinder ermordet. Zum Gedenken an die Opfer des Holocaust wurden in der Schweiz am Montagabend unter dem Hashtag #WeRemember zahlreiche Gebäude beleuchtet, darunter auch das Parlamentsgebäude in Bern.
Nächste Woche
Am Montagmittag läuft die der Anmeldefrist für die Bundesratskandidierenden der Mitte-Partei ab. Nachdem Bundesrätin Viola Amherd am 15. Januar ihren Rücktritt per Ende März 2025 angekündigt hatte, drehte sich das Karussell der Kandidierenden immer schneller: Die Liste der namhaften Politikerinnen und Politiker, die abgesprungen sind und nicht mehr zur Verfügung stehen, wurde fast stündlich längerExterner Link. Einzig der St. Galler Bauernverbandspräsident Markus Ritter hat bisher seine Kandidatur bekanntgegeben. Oder zaubert die Partei noch jemanden aus dem Hut? Am 21. Februar wird die Fraktion der Mitte-Partei ihr Ticket bestimmen, am 12. März findet schliesslich die Bundesratswahl statt.
Am Mittwochmittag ab 13:00 Uhr findet in der ganzen Schweiz der jährliche Sirenentest statt. Mehr Details dazu finden Sie in unserem aktuellen Beitrag aus der Serie «Ungewöhnliche Schweiz».
Am Sonntagmittag schliessen die Abstimmungsurnen in der Schweiz. Kurz danach werden die ersten Hochrechnungen zur einzigen nationalen Vorlage erwartet, der Umweltverantwortungsinitiative. Letzte Umfragen deuten auf ein klares Nein hin. Abstimmungen finden am Sonntag auch in einigen Kantonen und zahlreichen Gemeinden der Schweiz statt.
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