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Symbolbild einer Steuererklärung

Die Woche in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Lange mussten wir warten, aber nun ist es soweit: Die Kandidaten der Mitte für die Bundesratswahlen sind bekannt. Diese Bekanntgabe war das Highlight der vergangenen Woche in der Schweiz – wie Sie sehen können, ist die Begeisterung darüber nicht sehr gross.

Ansonsten befasst sich dieser News-Rückblick der letzten sieben Tage mit Themen, die sich direkt auf das Portemonnaie auswirken.

Trotzdem viel Spass beim Lesen!

Die Schwerpunkte der Woche

Markus Ritter und Martin Pfister
Gian Ehrenzeller / Urs Flueeler

Das Verfahren zur Kandidatenwahl für die Nachfolge von Verteidigungsministerin Viola Amherd ist abgeschlossen. Nach einer schwierigen Suche präsentierte die Mitte am Montag zwei Kandidaten, die bereit für das Amt sind.

Der Favorit für die Nachfolge scheint der St. Galler Markus Ritter zu sein. Er ist als Nationalrat und Präsident des einflussreichen Schweizerischen Bauernverbandes bereits ein bekannter Name unter der Bundeshauskuppel. Der andere Kandidat ist Martin Pfister: Er ist Mitglied der Regierung des Kantons Zug, wo er das Gesundheitsdepartement leitet.

Dieses Ticket stösst bei den anderen Parteien nicht gerade auf Begeisterung. Auf der Linken wird das Fehlen einer Frauenkandidatur und die sehr rechte Ausrichtung der beiden offiziellen Kandidaten bemängelt. Auf der rechten Seite werden die Schwierigkeiten der Mitte, Kandidaten zu finden, ironisch kommentiert – nachdem viele führende Persönlichkeiten der Partei erklärt haben, kein Interesse am höchsten politischen Amt des Landes zu haben.

Da das Ticket nun feststeht, werden die beiden Kandidaten vor den verschiedenen Fraktionen des Parlaments auftreten. Die Entscheidung wird am 12. März fallen, wenn die Bundesversammlung den Nachfolger von Viola Amherd wählt. Es bleibt abzuwarten, ob sich das Parlament mit den vorgeschlagenen Gesichtern zufriedengibt oder ob es plötzlich eine Überraschungskandidatur geben könnte.

Ein Handy mit dem Twint-Logo neber einer Cash-Maschine
Keystone / Christian Beutler

Twint ist auf dem Vormarsch: Diese Schweizer Bezahl-App, die mit Unterstützung der wichtigsten Banken des Landes entwickelt wurde, verzeichnete im Jahr 2024 eine Rekordzahl an Transaktionen – ganze 31% mehr als im Vorjahr.

Das in Zürich ansässige Unternehmen legte am Mittwoch seine Jahresbilanz vor. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr mehr als 773 Millionen Transaktionen mit Twint durchgeführt, «mehr als je zuvor». Das Wachstum von Twint ist beeindruckend: Bei seiner Einführung im Jahr 2017 wurden «nur» 4 Millionen Transaktionen generiert.

Weiter wird zur Jahresbilanz berichtet, dass Twint rund 5 Millionen Nutzer:innen hat. Und die App ist immer präsenter auf dem Markt: Inzwischen wird Twint von rund 81% der physischen Geschäfte und 84% der Online-Shops in der Schweiz als Zahlungsmittel angeboten und von über 40’000 gemeinnützigen Organisationen und Vereinen verwendet. Bemerkenswert ist, dass im letzten Jahr 75% der Zahlungen in einem kommerziellen Rahmen und 25% zwischen Privatpersonen stattfanden.

Trotz dieses Nutzungsrekords ist nicht alles perfekt für Twint, das Marktanteile an die grossen Namen der Tech-Branche verliert. Twint hielt im Jahr 2021 79,6% des Schweizer Marktes, während es 2024 nur noch 64,5% waren. Im gleichen Zeitraum stieg sein Hauptkonkurrent Apple Pay von 8,8% auf 11%. Samsung Pay und Google Pay hatten im letzten Jahr einen Marktanteil von 3,2% bzw. 1,3%.

Ein Bildschirm, ein Stift und ein Blatt Papier
Keystone / Gian Ehrenzeller

Die Welt verbindet die Schweiz oft mit ihren Uhren, ihrer Schokolade, ihren Banken und ihrem Status als Steuerparadies. Letzteres scheint zunehmend zu schwanken. Auch wenn sie beileibe keine Hölle ist, nähert sich die Schweiz in Sachen Steuern mittlerweile eher dem Fegefeuer als dem Garten Eden. 

Laut den am Dienstag von der Eidgenössischen Finanzverwaltung (EFV) vorgelegten Zahlen machen die Steuern in der Schweiz durchschnittlich 19,6% des Einkommens natürlicher Personen aus. Dieser Durchschnitt berücksichtigt die Kantons- und Gemeindesteuern, nicht aber die direkte Bundessteuer.

Die EFV stellt fest, dass dies die höchste Steuerquote seit 2008 ist, dem ersten Jahr der Berechnung des Indikators, in dem die Steuerquote 18,9% betrug. Aufgrund des Föderalismus gibt es wie üblich grosse Unterschiede zwischen den Regionen. Die Kantone, in denen natürliche Personen nach wie vor am stärksten besteuert werden, sind Waadt und Genf mit 25,6% bzw. 25,5%. Und wie üblich ist auch der Kanton, in dem die Hand des Fiskus am wenigsten streng ist, Zug mit 12%.

Donald Trump und Benjamin Netanyahu
EPA/JIM LO SCALZO / POOL

Natürlich wurde das internationale politische Geschehen von den Entscheidungen des amerikanischen Präsidenten Donald Trump und den Reaktionen weltweit geprägt. Die jüngste aufsehenerregende Ankündigung betrifft die Zukunft des Gazastreifens.  

Nach einem Treffen mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu kündigte Trump am Dienstag an, dass er «die Kontrolle über Gaza übernehmen» wolle. Auch wenn das Weisse Haus am nächsten Tag versuchte, diese Äusserungen zu relativieren, lösten diese Erklärungen weltweit eine Flut von Reaktionen aus, die in den meisten Fällen negativ waren.

Auf Schweizer Seite bleibt man zurückhaltend. Auf Anfrage von RTS erklärte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten, es warte ab, ob den Erklärungen von Donald Trump konkrete Massnahmen folgen würden. «Im Moment befinden wir uns im Moment der Diplomatie, in dem man analysieren muss. Es wäre falsch, jetzt Stellung zu beziehen», sagte sein Sprecher Nicolas Bideau.

Die Polemik stelle das Treffen der Vertragsparteien der Genfer Konventionen zum Nahostkonflikt, das die Schweiz im Auftrag der UNO-Generalversammlung organisieren soll, nicht in Frage. «Wir werden in unseren Kontakten mit den Amerikanern spüren, welche Linie sie in der Nahostfrage und in der Frage der besetzten Gebiete verfolgen werden; im Moment wird die Konferenz beibehalten», sagte Bideau.

Ungewöhnliche Schweiz

Die Schilthornbahn
Keystone / Anthony Anex

Die schwierigen Bedingungen in den Alpen veranlassen die Schweizer Ingenieursleute zu Höchstleistungen. Die jüngste davon betrifft einen Abschnitt der Schilthornbahn, der sich über einen schwindelerregenden Höhenunterschied erstreckt.

In der neuen Folge unserer Rubrik «Ungewöhnliche Schweiz» erfahren Sie mehr über die Hintergründe dieser technischen Meisterleistung. Doch die Bewunderung ist nicht nur panegyrisch, sondern hat auch eine negative Seite: den Übertourismus.

Mehr

Das Bild der Woche

Zwei Männer hängen ein Bild auf
Keystone / Peter Klaunzer

Techniker hängen das Bild «Totem 3» auf. Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens widmet das Zentrum Paul Klee in Bern dem französisch-schweizerischen Künstler und Architekten Le Corbusier eine grosse Ausstellung. Diese findet vom 8. Februar bis zum 22. Juni 2025 statt.

Nächste Woche

Plakate neben Velos
Keystone / Salvatore Di Nolfi

Die eidgenössische Volksabstimmung vom 9. Februar ist der politische Höhepunkt an diesem Wochenende. Es steht nur eine einzige Vorlage auf dem Programm: die Umweltverantwortungsinitiative. Die von den Jungen Grünen lancierte und von linken Parteien und Umweltorganisationen unterstützte Initiative verlangt, dass die Schweizer Wirtschaft nicht mehr Ressourcen verbrauchen darf, als der Planet verkraften kann.

Wie so oft zu Beginn des Jahres werden die Wirtschaftsnachrichten von der Bekanntgabe der Ergebnisse 2024 grosser Schweizer Wirtschaftsunternehmen geprägt sein. In der kommenden Woche sind dies Nestlé, Schindler, die Société Générale de Surveillance sowie verschiedene Kantonalbanken und die Migros Bank.

Der 53. Prix de Lausanne geht dieses Wochenende zu Ende. Dann haben Sie die Gelegenheit, die jungen Talente kennenzulernen, die bei diesem renommierten internationalen Wettbewerb für junge Tänzer:innen ausgezeichnet wurden.

Übertragung aus dem Französischen: Giannis Mavris

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