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Eine Kamera und ein Mikrofon sind auf eine vorbeilaufende Frau gerichtet

Die Woche in der Schweiz

Liebe Leserinnen und Leser

Es war nicht schwierig, herauszufinden, welches Thema die Schweizer Medien in der vergangenen Woche beherrscht hat. Fast täglich gab es eine News, die das ohnehin schon schwierige Ende der Amtszeit von Verteidigungsministerin Viola Amherd noch weiter verdüsterte.

Weiter berichten wir in der heutigen Auswahl über Alain Bersets grosses Comeback in den Medien, eine Studie über antimuslimischen Rassismus und Rekorde an der Schweizer Börse.

Gute Lektüre!

Die Schwerpunkte dieser Woche

Viola Amherd
Keystone / Peter Schneider

Viola Amherd wird Ende März ihr Amt als Chefin des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) abgeben. Doch ihre letzten Tage gleichen für die scheidende Bundesrätin einem regelrechten Leidensweg.  

Am Dienstag kündigte die Neue Zürcher Zeitung den Rücktritt des Armeechefs Thomas Süssli und des Chefs des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB), Christian Dussey, an. Das Problem: Dieser doppelte Rücktritt wurde vor der für Mittwoch geplanten offiziellen Bekanntgabe enthüllt. Das Leak sorgte in Bundesbern für Aufruhr und veranlasste das VBS sogar dazu, eine Strafanzeige gegen Unbekannt einzureichen.

Am Montag veröffentlichte Audits der Eidgenössischen Finanzkontrolle haben Managementprobleme und massive Betrügereien im staatseigenen Rüstungsbetrieb Ruag aufgedeckt. Laut einer Untersuchung von SRF könnten sich die Schäden auf mehrere Dutzend Millionen Franken belaufen.

Die Liste der jüngsten Probleme im VBS ist lang: Mehrkosten für das künftige Kampfflugzeug, IT-Probleme, unvollendete Projekte, neue funktionsuntüchtige Drohnen… Aber die Krise bei der Ruag scheint der Tropfen zu sein, der das Fass zum Überlaufen bringt und heftige politische Reaktionen hervorruft. So fordert die Linke beispielsweise, eine parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) einzusetzen.

Foto von Alain Berset
Keystone / Til Buergy

Der Generalsekretär des Europarats, Alain Berset, war am Dienstag in Genf zu Gast, um an der Sitzung des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen teilzunehmen. Für den ehemaligen Bundespräsidenten war dies eine Gelegenheit, seine Prioritäten in einem angespannten internationalen Kontext darzulegen.

Berset appellierte an die Verteidigung der universellen Werte: In einer Welt, die von zunehmenden Spannungen geprägt ist, bleibt noch Zeit für den Dialog, auch wenn einige Akteure dem Appell fernbleiben.

Der amerikanische Vizepräsident J.D. Vance hat kürzlich für Kontroversen gesorgt, als er behauptete, dass die Meinungsfreiheit in Europa rückläufig sei. In Bezug auf die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und Europa rät Berset jedoch zur Geduld. «Es gibt Unterschiede im Ton und in der Herangehensweise, aber letztendlich teilen wir gemeinsame Werte. Man muss den Dingen Zeit geben, sich zu beruhigen», sagte er.

In Bezug auf den Krieg in der Ukraine nannte Berset drei Prioritäten: Gerechtigkeit, Schutz von Kindern und Wiederaufbau. Er bekräftigte ausserdem den Willen des Europarats, die Verantwortlichen für Kriegsverbrechen zu verfolgen und Gerechtigkeit für die Opfer zu gewährleisten. «Unser Leitprinzip ist klar: Nein zur Straflosigkeit», sagte er.

Medienkonferenz zur Studie über antimuslimischen Rassismus
Keystone / Anthony Anex

Antimuslimischer Rassismus ist in der Schweiz eine Realität, wie eine am Donnerstag in Bern vorgestellte Studie zeigt. Die Studie wurde vom Schweizerischen Zentrum für Islam und Gesellschaft der Universität Freiburg im Auftrag der Fachstelle für Rassismusbekämpfung des Bundes durchgeführt.

Die 80-seitige Analyse befasst sich mit den konkreten Erfahrungen von Menschen, die Stereotypisierungen und Diskriminierung erleben. Die Studie erinnert daran, dass 2019 35% der Musliminnen und Muslime in der Schweiz angaben, Opfer von Diskriminierung gewesen zu sein. Darüber hinaus ist diese Bevölkerungsgruppe stärker von Arbeitslosigkeit betroffen, besonders Frauen, die ein Kopftuch tragen.

Weiter zeigt die Studie, dass mehr als ein Drittel der Schweizer Bevölkerung negative Einstellungen gegenüber Musliminnen und Muslimen hat. Ein ähnlich grosser Anteil lehnt negative Äusserungen über Musliminnen und Muslime ab.

Um antimuslimischen Rassismus zu bekämpfen, empfehlen die Autor:innen der Studie unter anderem, auf Bildung zu setzen, da Schulen «eine zentrale Rolle im Kampf gegen Diskriminierung spielen». Sie befürworten auch eine bessere Sensibilisierung verschiedener Akteure wie Verwaltung, Medien und Politiker:innen.

Bitcoin vor Trump
Keystone / Ti-Press / Pablo Gianinazzi

Der Einfluss der Politik auf die Geschäfts- und Finanzwelt hat sich in der vergangenen Woche einmal mehr bestätigt. Am Montag erreichte die Schweizer Börse kurzzeitig einen historischen Rekord und überschritt die 13’000-Punkte-Marke. Die Märkte reagierten positiv auf den Wahlsieg der Union in Deutschland am Vortag, eine entscheidende Wahl in einem Europa, das angesichts der Vereinigten Staaten unter Donald Trump verunsichert ist.

Dennoch zeigen die Märkte allmählich Anzeichen von Nervosität angesichts der Risiken eines Handelskriegs mit den Vereinigten Staaten. So ist der Bitcoin am Dienstag stark gefallen und unter die Marke von 90’000 US-Dollar gesunken, wobei er andere Kryptowährungen mit sich zog. Der gesamte Kryptowährungssektor hat etwa 10% seines Wertes verloren.

Nach dem Hype um Tesla und künstliche Intelligenz sorgt auch das mögliche Platzen einer Börsenblase in den Vereinigten Staaten für Beunruhigung. Wie immer hält die Unsicherheit den Goldkurs auf einem sehr hohen Niveau.

Ungewöhnliche Schweiz

Tschäggättä im Schnee
Keystone/Dominic Steinmann

Schreckhafte Menschen und Personen mit Herzproblemen sollten vielleicht besser auf Spaziergänge im Lötschental im Oberwallis verzichten. Sie könnten dort nämlich auf die Tschäggättä mit ihren grimmigen oder grotesken Holzmasken treffen.

In unserer Rubrik über die ungewöhnliche Schweiz laden wir Sie ein, diesen Brauch, der untrennbar mit der Fasnachtszeit verbundenen ist, zu entdecken oder wiederzuentdecken.

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tschägätä maske

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«Tschäggättä»: In der Werkstatt der grotesken Masken

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Wenn die Nacht hereinbricht, streifen im Lötschental im Oberwallis archaische und unheimliche Gestalten durch die Dörfer. Es sind die Tschäggättä.

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Bild der Woche

Bild von Lumo
Maskottchen Keystone / Georgios Kefalas

Das Maskottchen für den Eurovision Song Contest 2025 wurde am Mittwochabend in Basel vorgestellt. Die Figur mit wildem Haar heisst Lumo und wurde von einer Basler Kunst- und Designstudentin entworfen.

Nächste Woche

Fasnächtler
Keystone / Philipp Schmidli

Sofern es keinen neuen Eklat an der Spitze des VBS gibt, sollte die kommende politische Woche nicht allzu hektisch werden. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass für die beiden Mitte-Kandidaten, die bei der Wahl am 12. März die Nachfolge von Viola Amherd antreten wollen, die letzte Etappe beginnt. Unter anderem werden sie von der Schweizerischen Offiziersgesellschaft angehört.

Das Wirtschaftsprogramm wird dagegen wesentlich umfangreicher sein, da mehrere Schwergewichte der Schweizer Wirtschaft, darunter Sandoz, ihre Ergebnisse für 2024 präsentieren werden. Ebenfalls beachtenswert ist die Jahreskonferenz des Preisüberwachers.

Die kulturelle Schweiz wird im Rhythmus der verschiedenen Fasnachtsumzüge vibrieren. Ebenfalls in dieser Woche starten die Tourneen 2025 der Zirkusse Knie und Helvetia, und das Programm der 39. Ausgabe des Internationalen Filmfestivals Freiburg wird enthüllt.

Übertragung aus dem Französischen mit der Hilfe von Claude: Claire Micallef

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