Diese Schweizer Gärten sind einen Besuch wert
Vom herrschaftlichen Schlossgarten bis zum radikal einfachen Bauerngarten knapp unter der Waldgrenze: Die Schweiz bietet viele Orte gestalteter Natur. Sie laden Schweiz-Besuchende zum Träumen und Staunen ein.
Die Schweiz steht nicht im Ruf, ein Land der Gärten oder der Gartenkultur zu sein. Sie braucht sich aber hinter keinem anderen Land zu verstecken, im Gegenteil bietet sie ein vielfältiges Gartenerbe, das einen erkundenden Besuch lohnt – gerade für Auslandschweizer:innen auf Heimatbesuch.
Die Berner Garten-Autorin Sarah Fasolin hat in aufwändiger Arbeit 330 Schweizer Gärten beschrieben und in einem Buch, dem «Gartenführer SchweizExterner Link«, vereinigt. «Es sind kleine und grosse, private und öffentliche, formale und naturnahe Gärten», schreibt Sarah Fasolin im Vorwort, und wünscht allen, die sie besuchen, viel Freude und schöne Erlebnisse. Wir stellen zehn dieser Naturparadiese vor, eine Auswahl so vielfältig wie die Schweiz. Die Beschriebe basieren auf den Gartenportraits der Autorin.
Merian Gärten, Basel
Einer der schönsten Gutshöfe der Schweiz, und vieles mehr. Den Grundstein dazu legte Christoph Merian, Sohn einer der reichsten Familien von Basel, der diese Anlage 1824 übernahm und zu einem landwirtschaftlichen Grossbetrieb umbaute.
Seine Leidenschaft galt auch exotischen Pflanzen. Er baute eine Orangerie. Später wurde aus dem Gut ein botanischer Garten, und heute präsentiert sich die grosszügige Anlage als vielfältig gestaltete Natur, getragen von der Stiftung des Gründers.
Der Fokus liegt aktuell auf Biodiversität und einheimischer Flora. Man findet über 400 Sorten Birnen, Äpfel und Zwetschgen, ein Meer an Blumen, aber auch die gepflegte Romantik eines englischen Gartens in einem offenen Nebeneinander.
«Schaugärten, Pflanzensammlungen und Bauerngärten fügen sich mosaik-artig zu einem stimmigen Ganzen zusammen», heisst es im Gartenführer zu den MeriangärtenExterner Link.
La Gara, Genf
Einer der herausragenden Privatgärten der Schweiz, entstanden aus einem Landgut aus dem 18. Jahrhundert, etwas ausserhalb der Stadt.
Seit 25 Jahren gibt der Landschaftsarchitekt Erik Dhont dem Landgut neue, überraschende Impulse: modern und doch der Geschichte dieser grosszügigen Anlage verbunden werden alte Bestände verändert, bespielt oder mit neuen Elementen ergänzt: Obst, Beeren und Rosen gehören ebenso dazu wie ein alter Wassergraben und ein grosszügiger Park.
Eine Attraktion ist das verspielte Labyrinth, gestaltet von einem Berner Künstler. Angebaut werden auch Reben. Die geführten Besuche in La GaraExterner Link enden mit einer Degustation des gutseigenen Weins.
Gartenatelier, Graubünden
«Die Gärten des Gartenateliers in Domat/Ems gehören ohne Zweifel zu den besten Gartenadressen der Schweiz», schreibt Gartenbuchautorin Sarah Fasolin dazu.
Das Ensemble kombiniert eigentliche Landschaften zu einem Ganzen, zu einer stimmungsvollen Gartenwelt. Eine der Landschaften ist ein Präriegarten mit amerikanischer Flora. Daneben ein Schattengarten, ein «Klimagarten», wo Versuche mit südlichen, zukunftsfähigen Pflanzen laufen oder der «Ikonengarten», der den Grössen der internationalen Gartenarchitektur ein Denkmal setzt.
Eindrücklich auch das Jugendstil-Glashaus am Eingang des GartenatelierExterner Links: Es bildet das Tor zu eine Naturwelt voller Überraschungen.
Kamelienpark Locarno
Ein Ort zum Träumen, erstellt nach den Kriegsjahren des ersten Weltkriegs, um die Stadtbevölkerung von Locarno zu erfreuen. Die idyllische Anlage liegt am Locarnersee und widmet sich ganz einer einzigen Blume, der Kamelie.
Diese aber präsentiert der Park in 1500 Ausprägungen, mal duftend, mal eindrücklich bunt, stets nach Herkunft sortiert. Inzwischen sind die Stadtgärtner von Locarno eigentliche Kamelien-Spezialist:innen.
«Der Park ist so gestaltet, dass er eine Art Labyrinth bildet, in welchem sich Besucher zwischen der prächtigen Natur, im Gesang der Vögel und dem Rauschen der Wellen des Sees verlieren können», schreibt die Stadt Locarno zum KamelienparkExterner Link.
Schloss Wellenberg, Frauenfeld
Schon 1204 stand an diesem Ort laut ersten Urkunden eine Burg. Der heutige Schloss-Besitzer gestaltet und pflegt seinen Garten selbst und hat dabei auch überwachsene und verwilderte Teile des Burghügels wieder aus dem Dornröschenschlaf geholt.
Im Zentrum der Gartenanlage steht die Päonie, auch bekannt als Pfingstrose, die in verschiedensten Ausführungen blüht. Der Garten lockt mit lauschigen Sitzgelegenheiten und einem Waldpark mit Wasserspiel.
Die Anlage von Schloss WellenbergExterner Link ist privat, Führungen – auch durch die historischen Schlossräume – sind aber auf Anfrage möglich.
Schloss Vullierens, bei Lausanne
Ein Highlight in der Westschweiz, vielfältig und lebendig. «Die stilvollen Gärten mit Tulpen, Rhododendren, Iris und Rosen, die Kunstobjekte und die historische Schlosskulisse sind jedes Mal ein bisschen anders und jedes Mal einfach schön», schreibt Buchautorin Sarah Fasolin.
Schloss Vullierens umfasst neun Themengärten und neun thematische Spaziergänge. Das mittelalterliche Schloss gehört seit über 700 Jahren derselben Familie. Auf über 100 Hektaren unterhält diese einen einzigartigen Privatgarten, garniert mit über 100 Skulpturen zeitgenössischer Künstler. Möglich sind auch Weinproben der eigenen Weine von Chateau de VullierensExterner Link.
Park Seleger Moor, bei Zürich
Die Erde eines einstigen Moors an diesem Ort bildete den Grundstein. Parkgründer Robert Seleger entdeckte, die besondere Beschaffenheit des Bodens 1953 und bepflanzte den Ort mit der passenden Sorte, dem Rhododendron.
Heute bietet der Park die grösste Rhodondendren-Sammlung der Schweiz – in einer einzigartigen Idylle eine halbe Stunde von Zürich entfernt. Für Kinder gibt es ein Forscher-Rucksackangebot.
Eine Stiftung betreibt die 12-Hektaren-Anlage des Seleger MoorExterner Link heute weiter. Sie hat weitere Moor-Pflanzen dazugebracht und ein Paradies erstellt, durch das die Besuchenden auf drei Kilometern auch rollstullgängig in die Natur eintauchen können.
Bauerngarten, Bivio
Ein ikonischer Garten auf 1800 Metern über Meer. Das ist nicht die Lage, die grosse Ernten und viel Pracht hervorbringt. Die Kulturzeit ist kurz, das Klima rauh. Kartoffeln, Salate, Erdbeeren und Karotten wachsen hier dennoch.
Die spezielle Lage und die einzigartige Erscheinung dieses über Jahrhunderte wohlgepflegten Orts machen ihn heute zum beliebten Fotosujet.
Auch in der Landschaftsarchitektur hat der bescheidene Familiengarten seinen Platz erhalten, er gilt als Urform des Gartens: Ein geschützter Ort für Pflanzen. Der Garten liegt etwa 3 Kilometer ausserhalb Bivios Richtung Julierpass auf der linken Strassenseite.
Permakultur-Garten Schweibenalp
Ein zukunftsweisender Nutzgarten, ein Ort zur Erholung. Hoch über dem Brienzersee in der Umgebung eines umfunktionierten historischen Hotels gelegen haben Naturfreund:innen einen der grössten Permakultur-Gärten der Schweiz angelegt.
Permakultur ist eine Philosophie, die weit über Gartentechnik hinausreicht. Ihre Anhänger fokussieren auf die Pflege des Bodens und fördern kooperative Kreisläufe aller Lebewesen, zu denen sie nebst Pflanzen und Tieren auch den Menschen zählen.
SchweibenalpExterner Link ist der ideale Ort, um zu verstehen, was Permakultur ist und wie sich ihre Prinzipien in teils genial einfacher Gartentechnik niederschlagen.
Bauerngarten Flückiger bei Bern
Die Postkartenversion eines Schweizer Bauerngartens, wie sie im Emmental die Regel waren.
Dieses Exemplar steht aber unweit der Stadt Bern und wurde erst 2011 von Biobäuerin Sandra Flückiger so angelegt, aber bewusst im Emmentaler Stil gehalten.
Typisch dafür ist die Vielfalt an Nutz- und Zierpflanzen, sowie in diesem Fall auch besonders alte Sorten. Besucher vom Hof FlückigerExterner Link sollten sich vorab anmelden.
Die Schweiz hatte auch mal einen Blumenminister – in Bulgarien. Lesen Sie hier unseren Bericht über den Waadtländer Landschaftsgärtner Lucien Chevallaz:
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Lucien Chevallaz: Die Geschichte von Bulgariens Schweizer Blumenminister
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