Ein Schweizer als charismatischer Wirtschaftsförderer in Kamerun
Pierre Zumbach lebt seit fast 45 Jahren in Kamerun. Der initiative Ökonom hat einige der grössten Messen und Veranstaltungen des Landes ins Leben gerufen und zum Erfolg geführt. Alles begann, als er unfreiwillig eine Genfer Stiftung erbte.
Pierre Zumbach als Genfer mit Berner Wurzeln war es leid, beruflich um die Welt zu jetten. Er liess sich daher genau am 1. Januar 1980 im Alter von 50 Jahren in Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns, nieder. Das exakte Datum ist ihm als Makroökonomen sehr wichtig.
Inzwischen ist Pierre Zumbach fast 95 Jahre alt. Im Gespräch drückt er sich klar aus, ohne seine langjährige Erfahrung zur Schau zu stellen. Warum entschied er sich, nach Yaoundé zu ziehen? «Das kann ich nicht erklären. Ich stellte einfach fest, dass es mir an diesem Ort gut ging», sagt er.
Dabei ist die Hauptstadt Kameruns das Gegenteil von schweizerischer Ruhe. Es ist eine lebendige, schnelllebige Stadt, in der die Ohren von unaufhörlichem Hupen geplagt werden und die Luft permanent von Abgasen gesättigt ist. Aber jeder und jede findet das Glück auf eigene Weise.
Zumbach wohnt also fast die Hälfte seines Lebens im Land und ist zu einer wichtigen Figur im kamerunischen Wirtschaftsleben und zu einer wichtigen Kontaktperson für die Schweizer Behörden geworden. Vor unserem Gespräch hatte er gerade die neue Schweizer Botschafterin in Kamerun getroffen, die seit Anfang September im Amt ist.
Neue Bestimmung für eine Stiftung
Kurz nach seiner Niederlassung im zentralafrikanischen Land erbte Pierre Zumbach eine Stiftung mit Sitz in Genf «für einen symbolischen Franken», wie er erzählt. Das Vermächtnis stammte vom Leiter eines Ingenieurbüros, mit dem er als Berater zusammengearbeitet hatte.
Pierre Zumbach fragte sich: «Was macht man heute mit einer Stiftung?» Mit Hilfe von Freunden, darunter ein ehemaliger Bundesrat, ein ehemaliger Präsident des IKRK und Unternehmer:innen aus der Deutschschweiz, machte er sich Gedanken, was er tun könnte, was nützlich sein könnte und nicht bereits von vielen anderen Stiftungen gemacht wurde. So beschloss er nach einigen Überlegungen, die Stiftung namens Inter-ProgressExterner Link in den Dienst Afrikas zu stellen.
Als Wirtschaftswissenschaftler befasste sich der Genfer unter anderem mit Fragen des Betrugs im internationalen Handel. Doch mit der Zeit erhielt er immer mehr Anfragen in Zusammenhang mit der Entwicklung und Organisation von Wirtschaftsevents.
Wirtschaftsförderung im Fokus
«Eines Tages rief der Generalsekretär der CEMAC an», erinnert sich Pierre Zumbach. Dabei handelt es sich um die Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft der zentralafrikanischen Staaten, einem Zusammenschluss von sechs zentralafrikanischen Ländern: Kamerun, Kongo, Gabun, Äquatorialguinea, die Zentralafrikanische Republik und der Tschad.
Ziel dieser Organisation ist es, die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Mitglieder im Rahmen eines gemeinsamen Marktes zu fördern. Der Generalsekretär hatte ein wichtiges Anliegen: Er suchte eine geeignete Person für die Unterstützung der Unternehmen im Rahmen der Wirtschaftsförderung in der Gemeinschaft.
Pierre Zumbach stellte ein Team zusammen, das durch die Mitgliedsstaaten reiste und rund 600 Unternehmen besuchte. Die Regierung von Kamerun stellte den Kongresspalast in Yaoundé zur Verfügung und 1999 fanden dort erstmals die CEMAC-Tage statt – eine Messe, in der sich Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen präsentieren konnten.
Wenn sich die Politik einmischt
Die Messe war ein grosser Erfolg und sollte eigentlich alle zwei Jahre stattfinden. «Aber wie es hier oft vorkommt, kam es dann zu einer politischen Blockade», sagt Zumbach. Im Rat der CEMAC verlangten drei Mitglieder, dass die Veranstaltung rotierend in jedem der Mitgliedsländer stattfindet.
Die anderen drei Ratsmitglieder waren hingegen der Meinung, dass die Veranstaltung fix in Kamerun bleiben sollte. Es wurde keine Einigung erzielt, mit der Folge, dass die CEMAC-Tage nach ihrer ersten Ausgabe eingestellt wurden.
Von dieser Geschichte bekam Paul Biya Wind, der seit 1982 und bis heute der amtierende Präsident Kameruns ist. Er war damals der Meinung, dass sein Land die Initiative für eine Wirtschaftsmesse weiterführen sollte und beauftragte Pierre Zumbach mit der Organisation einer solchen Messe für das Jahr 2002.
Diese Messe trug den Namen «Salon international de l’entreprise PromoteExterner Link» und übertraf laut Zumbach alle Erwartungen und Hoffnungen: «Trotz der Schwierigkeiten, mit denen Kamerun konfrontiert ist, konnte man dort stets viele kompetente, gut ausgebildete, motivierte und korrekte Personen treffen. Das ist die Stärke dieser Veranstaltung.»
Pandemie bricht Dynamik
Die Messe fand alle zwei Jahre statt und verlief bis zum Ausbruch der Covid-19-Pandemie reibungslos. Die Veranstaltungen 2020 und 2022 mussten dann aber abgesagt werden. «Das brach die Dynamik und führte zu finanziellen Problemen», so Zumbach.
Die Messe konnte 2024 wieder durchgeführt werden, aber die Trägerstiftung ist auf der Suche nach neuen Partner:innen, um den Rückgang an öffentlichen Subventionen auszugleichen, die laut Zumbach «oft erst nach Durchführung der Veranstaltung ausgezahlt werden.»
Pierre Zumbach bedauert auch einen politischen Entscheid der Schweiz, der seiner Meinung nach negative Auswirkungen hatte. Denn 1996 schloss die Eidgenossenschaft ihre Botschaft in Yaoundé und ersetzte sie bis 2007 durch ein Generalkonsulat. «Die Schliessung der Botschaft wurde nicht verstanden und hat viele Menschen in Kamerun gekränkt, darunter auch viele Wirtschaftsvertreter:innen.»
Ein vielseitiger Unternehmer
Neben der Promote-Messe hat der Genfer die «Internationale Geschäfts- und Handelsmesse von Douala»Externer Link, der Wirtschaftsmetropole des Landes, gegründet. Zudem hat er «Yaoundé en fêteExterner Link» ins Leben gerufen.
Gerade auf letztere Veranstaltung, die Ende Dezember/Anfang Januar zwei Wochen lang in der kamerunischen Hauptstadt stattfindet (2025 wird es die 20. Ausgabe geben) ist er besonders stolz: «Es handelt sich um den grössten nicht-sportlichen Event in Kamerun.»
Doch nicht nur die Grösse der Veranstaltung ist ihm wichtig, sondern auch die Qualität. Er freut sich vor allem über «die Förderung des sozialen Friedens, da Menschen aus allen sozialen Schichten daran teilnehmen.»
Elan bis ins hohe Alter
Auch wenn Zumbach aufgrund seines hohen Alters nicht mehr Präsident der Inter-Progress-StiftungExterner Link ist, ist er immer noch sehr aktiv. Mittlerweile denkt aber über einen vollständigen Rückzug aus der Stiftung nach.
Ein kompletter Ruhestand kommt für ihn aber nicht in Frage. «Ich weiss schon, wie ich mich beschäftigen werde», sagt er. Er werde Holzhäuser bauen. Er selbst lebt in einem Chalet in den Bergen von Yaoundé, das er fünf Jahre lang jedes Wochenende mit einem Team kamerunischer Zimmerleute gebaut hat.
Er möchte in Zukunft die Menschen dazu bringen, Häuser nach diesem Modell zu bauen: «Sie sind nachhaltiger, einfacher zu warten und billiger als Betonhäuser.» Zudem passten sich diese Häuser dem Stadtklima besser an.
Im Jahr 2023 waren 253 Schweizerinnen und Schweizer offiziell im Register der Schweizer Botschaft in KamerunExterner Link eingetragen. Diese ist auch für die Zentralafrikanische Republik und Äquatorialguinea zuständig. Dort sind 10 beziehungsweise 7 Schweizerinnen und Schweizer wohnhaft.
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und Kamerun sind von geringer Bedeutung. Die Schweiz ist jedoch im humanitären Bereich präsent, insbesondere über die Vereinten Nationen sowie die NGOs, die finanziell unterstützt werden.
Die Eidgenossenschaft engagiert sich vor allem in Projekten zur Friedensförderung und im Umweltbereich.
Übertragung aus dem Französischen: Gerhard Lob
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