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Es gibt immer mehr Chefinnen und Chefs in der Schweiz

Trotz des Trends zu flachen Hierarchien werden Führungspersonen nicht weniger – im Gegenteil. Die Gründe.

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Darum geht es: 8.7 Prozent aller Berufstätigen in der Schweiz sind Führungskräfte. Das zeigen die aktuellsten Zahlen von Juli 2024 des Bundesamts für Statistik.

Damit gibt es mehr als 400’000 Personen in leitender Position. Das ist ein Höchststand. Führungskräfte sind die sechstgrösste Berufsgruppe.

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Deshalb überrascht das: Eigentlich gilt in der Wirtschaft schon länger der Trend zu flachen Hierarchien: Hierarchiestufen sollen geringer werden, alle sollen mitreden können, es soll «agil» geführt werden.

Das müsste eigentlich bedeuten: weniger Chefs und Chefinnen. Diese Zahlen zeigen das Gegenteil.

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Wie das zusammenpasst: Das hängt mit genau dieser modernen Unternehmensführung zusammen. Führungsexperte Matthias Mölleney erklärt: «Es gibt kleinere Einheiten, die jeweils wieder jemanden brauchen, der die Verantwortung übernimmt.»

Führung sei anders als früher, aber könne unter dem Strich mehr Führungskräfte bedeuten. Das Bundesamt für Statistik bringt ausserdem mehr Vorschriften und die Pflicht zur Berichterstattung ins Spiel. Auch dazu brauche es Manager und Managerinnen.

Die überraschenden Gründe: Matthias Mölleney führt noch eine weitere Entwicklung an: Titel würden oftmals anstelle einer Lohnerhöhung vergeben. Er sagt: «Wir leben in Zeiten, in denen man die Löhne nicht unbegrenzt steigern kann. Aber dann hat man eine Wertschätzung in Form eines solchen Titels.»

Laut Wirtschaftspsychologe Christian Fichter ist es ein verbreiteter Irrglaube, dass eine Führungsposition mit hohen Löhnen einhergehe. Er spricht zudem von einer «Titelinflation»: Zahlreiche Führungsaufgaben, verkleidet mit englischen Begriffen, seien früher keine gewesen.

Christian Fichter ist Leiter des Instituts für Wirtschaftspsychologie der Fachhochschule Kalaidos.

Matthias Mölleney leitet das Center für HR-Management & Leadership an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ).

Was das mit sich bringt: «Viele Führungskräfte sind Führungskräfte geworden, obwohl sie es nicht hätten werden sollen», so Christian Fichters Urteil.

«Es fehlt ihnen vielleicht an Sozialkompetenz, an Intelligenz – Intelligenz ist ein unterschätzter Faktor –, an Belastbarkeit. Und es fehlt ihnen ganz allgemein an der Fähigkeit, Personen und Menschen zu führen.»

Diese Personen seien dann oft überfordert, worunter wiederum Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter litten. Beide Experten weisen darauf hin, dass die Vorstellung von einem Führungsjob – Einfluss, Gestaltungsfreiheit – oft nicht mit der Realität übereinstimme.

Was sich ändern müsste: «Unternehmen müssten ein anderes Verständnis von Führung bekommen», sagt Matthias Mölleney.

«Sie müssen sich zu flachen Hierarchien bekennen, sie müssen sie wirklich wollen.» Das würde bedeuten, die Pyramide umzudrehen: Wo vorher der Chef ganz oben war, sollte die Masse der Kunden stehen. Auf diese sollten die Mitarbeiter folgen, die die Wünsche der Kundinnen und Kunden erfüllten.

«Und dann müsste es nicht mehr ganz so weit hinuntergehen.» Sprich: tatsächlich weniger Hierarchien, aber gesteuert von den Kunden, nicht von unzähligen Chefs und Chefinnen.

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