Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Fight Club: Einblick in die Welt der extremen und illegalen Kämpfe

Drei Männer posieren
Gaëtan Le Bris, Trainer, Dylan Mvondo, MMA-Kämpfer, und Viny Barthelat, genannt „der Korse“, Fight Club-Kämpfer (von links nach rechts). DR

Das Phänomen der Fight Clubs hat sich dank der sozialen Netzwerke, in denen Videos von Kämpfen Millionen von Klicks erzielen, verbreitet. Diese illegalen Kämpfe haben viel weniger Regeln als die offiziellen Kampfsportarten. Manchmal wird dort sogar mit blossen Händen bis zum KO gekämpft.

Wenn man von einem Fight Club spricht, denkt man unweigerlich an den Film von David Fincher aus dem Jahr 1999, der eine ganze Generation geprägt hat. Solche Kampfveranstaltungen gibt es überall in Europa, wie zum Beispiel King of the Streets, eine bekannte Reihe, die 2013 von einer schwedischen Gruppe aus der Hooligan-Szene in Göteborg begonnen wurde.

Diese High-End-Organisation arbeitet jedoch im Untergrund und ist völlig illegal. Die Videos der Kämpfe werden professionell gedreht und über soziale Netzwerke verbreitet, wo sie Millionen Aufrufe erzielen.

Die Kämpfe unter dem Label King of the Streets sind die extremsten. Es wird mit blossen Händen gekämpft, alle Schläge sind erlaubt und es gibt keine Runden. Gewinner ist, wer seinen Gegner k.o. schlägt.

Das ist sozusagen die moderne Version der Gladiatorenkämpfe im alten Rom. Nur dass sich in diesen Underground-Arenen Hooligans, Neonazis, Identitäre oder auch Antifaschisten tummeln. Für ein paar tausend Franken und vor allem für die Ehre kommen Kämpfer aus allen Ecken der Welt, um hier gegeneinander anzutreten. Einige kommen auch aus der Schweiz.

Hier finden Sie die Reportage von RTS (auf Französisch):

Externer Inhalt

Lernen, mit Wut und Emotionen umzugehen

Gaëtan Le Bris, ein Mental- und Kampfsporttrainer mit einem zweifelhaften Ruf, hat mehrere Kämpfer zu King of the Streets mitgenommen. Zwischen 2020 und 2024 trainierte der Franzose in seinem Trainingsraum in Gland diejenigen, die er «Krieger» nannte, damit sie die härtesten Schläge einstecken konnten. Da Gaëtan Le Bris nun strafrechtlich verfolgt wurde und auf sein Urteil wartet, hat er keinen Trainingsraum mehr.

Viny Barthelat, genannt «der Korse», ist der letzte Kämpfer, den er trainiert hat. Mit sechs Siegen in sechs Kämpfen im Profi-MMA, bei den Bare Knuckles in England und in einem sehr extremen Untergrundkampf, der im Januar 2024 in einem verlassenen Haus in der Nähe von Cannes in Frankreich stattfand, hat Viny Barthelat eine atypische Laufbahn hinter sich.

Fünf Männer posieren
Foto vor einem organisierten Untergrundkampf in einem verlassenen Haus in der Nähe von Cannes, Frankreich. DR

Er sagt, er habe in einem Fight Club kämpfen wollen, um zu lernen, mit seiner Wut und seinen Emotionen umzugehen. «Ich bin in ein Extrem gegangen, um Dinge fühlen zu können, sie zu verstehen und sie wieder beherrschen und mit ihnen leben zu können», sagt er gegenüber RTS.

Viny Barthelat hat jedoch mit den Fight Clubs abgeschlossen und beschlossen, sein Leben radikal zu ändern. Der 22-Jährige hat dem Kämpfen den Rücken gekehrt und träumt von einem neuen Abenteuer: Er will mit einem Sportkatamaran zum Nordkap fahren und dann mit dem Fahrrad in die Schweiz zurückkehren.

Externer Inhalt

Kämpfe «ausserhalb der Kreise»

Auch in der Schweiz gibt es Untergrundkämpfe, wie Dylan Mvondo berichtet. Der Genfer begann mit Strassenkämpfen, dann mit inoffiziellen Kämpfen, bevor er eine Sportkarriere im MMA (Mixed Martial Arts auf Französisch) startete.

Dylan machte seine ersten Erfahrungen in einer Kampfliga namens Le Cercle, die von Genfern zwischen 2023 und 2024 organisiert wurde. Le Cercle ist eine wesentlich besser besuchte Version der Fight Clubs. Hier werden gewisse Regeln angewendet, um ernsthafte Verletzungen zu vermeiden.

«Von Anfang an war die Idee, etwas sehr «Sicheres» für die Kämpfer und Kämpferinnen zu machen: keine Knie im Gesicht, keine Ellbogenstösse, Handschuhe sind Pflicht», erklärt Joaquim Magnenat, ein begeisterter Kampfsportler, der anderthalb Jahre lang die Kämpfe des Cercle zwischen Genf und Lausanne als Schiedsrichter und Organisator leitete.

Trotz der Vorsichtsmassnahmen bleiben solche Kämpfe im streng rechtlichen Sinne verboten. «Wir sind illegal, aber ich persönlich finde den Begriff vulgär, weil er das Bild von bestimmten blutigen Kämpfen vermittelt. Und das ist etwas, das uns nie angesprochen hat», bedauert Joachim Magnenat. «Wir bevorzugen daher den Begriff inoffiziell und vor allem ausserhalb des Kreises.»

Joachim Magnenat räumt jedoch ein, dass die Attraktivität von Kämpfen ohne Genehmigung zu einigen Fehlentwicklungen führen kann, wie z. B. die illegalen Kämpfe, die im Ausbildungszentrum für Gartenbau in Lullier im Kanton Genf organisiert wurden. Im Oktober 2024 wurden einige Auszubildende von der Einrichtung angezeigt, weil sie diese Kämpfe veranstaltet hatten.

Externer Inhalt

Übertragung aus dem Französischen: Giannis Mavris

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft