Genfer Ägyptologen entdecken erstaunliches Grab
Die gefundene Gruft in der Nähe von Kairo erzählt mit tausend gemalten Details von den Sitten und Gebräuchen des alten Ägyptens.
Sakkara ist eine berühmte altägyptische Totenstadt südlich von Kairo, in der regelmässig neue Schätze ans Licht kommen. Im Dezember 2024 entdeckten die Archäologinnen und Archäologen einer französisch-schweizerischen Mission nun eine weltweit einzigartige Grabkammer, die ebenso schön wie detailreich ist.
Und zwar diese von Tetinebefu. Er war der Arzt eines Pharaos. Aber auch sein Apotheker und Zahnarzt.
Philippe Collombert, Professor für Ägyptologie an der Universität Genf, bestätigte dies gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS.
«Gräber dieser Art kennt man viele, historisch gesehen ist es von geringerer Bedeutung. Aber von dieser Qualität, in diesem Erhaltungszustand, mit diesen Farben und Gravuren, das habe ich noch nie gesehen, das ist aussergewöhnlich!»
Arzt, Zahnarzt, Apotheker – und Magier
Der Bewohner dieser prunkvollen Gruft wurde schnell identifiziert: «Als wir die Inschriften am Eingang des Grabes lasen, wussten wir, wer er war: Tetinebefu. Sein Name taucht mehrmals auf, ebenso wie seine Funktion», sagt Collombert.
«Er war der älteste Arzt des Königs und man kann auch seine Spezialisierungen erkennen: Leiter der Zahnärzte und Apotheker sowie Beschwörer von Selket.»
Selket ist eine Göttin der ägyptischen Mythologie, die unter anderem für die Heilung von Giftbissen zuständig ist.
![Ein Bild einer Grabkammer](https://www.swissinfo.ch/content/wp-content/uploads/sites/13/2025/02/22.jpg?ver=4834f6a5)
Aber das sei noch nicht alles: «In der Grabkammer entdeckt man, dass Tetinebefu auch Magier war: Er heilte nicht nur durch praktische Medizin, sondern auch durch magische Formeln. Denn Magie und Medizin gehen für die alten Ägypter Hand in Hand», sagt Philippe Collombert.
Hoffnung auf noch grössere Funde
Diese Grabkammer gibt laut dem Ägyptologen zahlreiche Einblicke in die Sitten und Bräuche des alten Ägyptens. Etwa durch die auf den Wänden gezeichneten Gefässe, deren Bemalung die Textur der verwendeten Steine nachahmen soll.
Oder durch die gezeichneten Halsketten, bei denen man die Hieroglyphen die Besitzer jedoch kaum erkennen kann, da sie lediglich fünf Millimeter hoch sind.
![Die Top-Geschichten der Woche](https://www.swissinfo.ch/content/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/newsletter_teaser_weekly_top_stories.jpg?ver=179ef55d)
Mehr
Die Top-Geschichten der Woche abonnieren
Ebenso beeindruckend sei die allgemeine Dekoration der Gruft: «Die Decke sieht aus, als wäre sie aus Granit», erklärt Philippe Collombert. «Aber es ist kein Granit. Tatsächlich war dieser Mann eine wichtige Persönlichkeit, aber nicht wohlhabend genug, um ein Grab mit einer Granitdecke zu haben, deshalb ist das nur eine bemalte Nachahmung.»
![Die bemalte Decke des Grabes soll Granitstein imitieren.](https://www.swissinfo.ch/content/wp-content/uploads/sites/13/2025/02/11Unbenannt.jpg?ver=dceaa70b)
Diese zufällige Entdeckung krönt fast ein halbes Jahrhundert jährlicher Ausgrabungen durch diese französisch-schweizerische Mission, die bis zum Jahresende noch auf grössere Funde hofft: beispielsweise auf den Zugang zum Grab eines hochrangigen Wesirs, eines Regierungsbeamten, namens Ouni, das im vergangenen Jahr lokalisiert wurde.
Es wäre eine Gelegenheit, noch tiefer in diese glanzvolle Epoche der Geschichte einzutauchen.
Übertragung aus dem Französischen: SRF / me
![In Übereinstimmung mit den JTI-Standards](https://www.swissinfo.ch/ger/wp-content/themes/swissinfo-theme/assets/jti-certification.png)
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch