Heute in der Schweiz
Liebe Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer
Die Schweiz will Russland nicht am Tisch haben, an dem über den Frieden diskutiert wird. Hat sie so ihre Neutralität verletzt?
Herzliche Grüsse aus Bern
Im Bundeshaus macht man sich Sorgen über den Entscheid der Schweiz, Russland nicht auf den Bürgenstock einzuladen.
Russland ist nicht an die Friedenskonferenz eingeladen, die am 15. und 16. Juni auf dem Bürgenstock stattfindet. Die Einladung ging nicht in der Post verloren, es ist eine klare Botschaft an Wladimir Putin.
Im Bundeshaus sind sich nicht alle einig, ob das eine gute Idee war, wie mein Kollege Balz Rigendinger schreibt. Er hat sich während der momentan laufenden Session im Bundeshaus umgehört. “Ohne Russland kann man es sein lassen”, sagt Aussenpolitiker Lukas Reimann von der rechtskonservativen SVP. Ein Parteikollege spricht von einem “Tiefpunkt der Schweizer Aussenpolitik”. Aber auch aus dem anderen Lager kommt Kritik: “Eine Einladung an Russland hätte erfolgen müssen”, sagt der Grüne Nicolas Walder.
Derweil ringt die Schweiz um die Teilnahme möglichst vieler Länder. Mit China und Brasilien sind zwei Absagen von grossen Playern eingegangen. Die jetzt eine Gegenkonferenz veranstalten wollen.
- Lesen Sie hier den Artikel von Balz Rigendinger und erfahren Sie, was die Politiker:innen im Bundeshaus über die Friedenskonferenz denken.
- Die US-Vizepräsidentin Kamala Harris wird am Gipfel teilnehmen. Hier können Sie lesen, wie der Secret Service sie in der Schweiz beschützen wird – Artikel von Blue NewsExterner Link.
- Luxushotel mit weltpolitischer Vergangenheit: Es ist nicht das erste Mal, dass sich das Who’s who aus der Politik auf dem Bürgenstock trifft – Artikel von SWI swissinfo.ch.
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Neuer Bericht zeigt: Schweizer Gefängnisse haben eine hohe Suizidrate.
Im Vergleich mit dem restlichen Europa sitzen in der Schweiz wenig Menschen im Gefängnis. Pro 100’000 Einwohner:innen sind es 73. Am meisten sind es in der Türkei, dort kommen auf die gleiche Zahl 408 Inhaftierter.
Doch in den Schweizer Gefängnissen ist die Suizidrate überdurchschnittlich hoch. Im Jahr 2022 haben sich von 100’000 Insass:innen 20 Personen das Leben genommen. In ganz Europa lag dieser Wert bei 5.
Diese Zahlen stammen aus einem Bericht der Uni Lausanne, die dieses Jahr Daten von 45 Justizvollzugsanstalten aus ganz Europa auswertet. Ein Viertel aller Insass:innen in ganz Europa hat eine ausländische Staatsangehörigkeit. In der Schweiz sind es ganze 71% der Gefangenen, nur in Luxemburg hat es noch mehr ausländische Häftlinge. In Mittel- und Osteuropa ist dieser Wert tiefer. Das deckt sich mit den Migrationsbewegung der Menschen von Osten und Süden nach Westen, wie der Bericht festhält.
- Nur Lettland hat eine höhere Suizidrate im Gefängnis (21 auf 100’000 Inhaftierte) als die Schweiz – Artikel im Tages-AnzeigerExterner Link.
- Freiwillig im Gefängnis – unsere Repo aus dem Gefängnis Zürich West.
Keller-Sutter, Schneider-Ammann, Schneider-Schneiter: Nationalrat befürwortet Doppelnamen.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich im Briefing über das Thema Doppelnamen berichte. Die Schweizer Politik befasst sich seit 2017 mit einer Revision, die das Namensrecht wieder flexibler machen soll. Heute hat der Nationalrat grünes Licht gegeben.
Was das heisst: Der Doppelname könnte ein Comeback feiern. In einem Anflug von Gleichberechtigung wurde der Doppelname vor über zehn Jahren abgeschafft, jede:r Ehepartner:in behält bei der Heirat den Namen. In der Realität sah es aber dann anders aus, viele Paare möchten einen gemeinsamen Namen, meistens nahm die Frau denjenigen des Mannes an. Manche Eheleute führen einen Doppelnamen mit Bindestrich, dieser ist jedoch nicht rechtlich gültig.
Deshalb soll ein neues Namensrecht in Kraft treten, das die Verheirateten ihre Nachnamen freier wählen lässt. Diverse Kombinationen mit oder ohne Bindestrich wären dann möglich, auch die Reihenfolge ist frei wählbar. Der ursprüngliche Vorschlag, dass auch Kinder Doppelnamen tragen können, wie es zum Beispiel im spanischsprachigen Raum üblich ist, lehnte der Nationalrat jedoch ab. Im Herbst oder Winter berät der Ständerat.
- Im interaktiven Tool von SRFExterner Link können Sie herausfinden, welche Namenkombinationen in Ihrer Ehe möglich wären.
- Artikel des Tages-AnzeigersExterner Link über die Doppelnamen-Debatte im Nationalrat.
- Meine Kollegin Jessica Davis Plüss erklärt das neue Namenrecht an ihrem eigenen Beispiel.
- Nein zu Doppelnamen für Kinder: Das entschied der Nationalrat bereits im März – Artikel der NZZExterner Link.
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Das alte Leben loslassen: Wie ein Nationalrat mit einem schweren Schicksalsschlag umgeht.
Ein neuer Dok-Film von SRF dreht sich um das Leben von Philipp Kutter. Der Mitte-Politiker ist im Februar 2023 beim Skifahren verunfallt. Seither ist er Tetraplegiker, vom Hals abwärts gelähmt.
Im letzten Herbst wurde Kutter als Nationalrat wiedergewählt. Zwischen dem Unfall und der Wiederwahl liegt ein totaler “Neustart”, von dem der Dokumentarfilm erzählt. Stück für Stück musste Kutter sich aus dem Paraplegiker-Zentrum Nottwil zurück in den Alltag als Ehemann, Vater und Politiker kämpfen. Auch seinen Beruf als Stadtpräsident von Wädenswil hat er wieder aufgenommen.
Dazu gehörte aber auch eine grosse Portion Loslassen, von der seine Familie ebenfalls betroffen war. Das Haus, in dem er mit seiner Frau und seinen Töchtern wohnte, war nicht geeignet für seine neuen Bedürfnisse. Doch die Familie hält zueinander. Gewöhnt sich an die neue Realität. “Wir haben immer wieder schöne Momente. Aber das ändert nichts daran, dass es immer noch ein Seich ist”, sagt seine Frau.
- SRF DOK “Nationalrat Philipp Kutters Neustart – Leben mit der Lähmung”Externer Link.
- Bericht der NZZExterner Link über die DOK-Sendung.
- Philipp Kutter erhält im Paraplegiker-Zentrum Nottwil Besuch von seiner Familie – Reportage der Schweizer IllustriertenExterner Link.
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