Heute in der Schweiz
Liebe Schweizerin, lieber Schweizer im Ausland
Eine spektakuläre Rettung am Matterhorn sorgt in der Schweiz für Schlagzeilen. Aber auch für Kopfschütteln: Die beiden Bergsteiger waren kaum ausgerüstet, als sie in 3500 Metern Höhe in einen Schneesturm und in Not gerieten. Wir bringen das Bild dieser gelungenen Rettung.
Aber zunächst Unerfreuliches: Die Schweiz untersucht ihre Böden und Gewässer derzeit in grossem Stil nach einem Umweltgift. Sie wird dabei immer wieder fündig.
Gute Lektüre!
Auch Bachforellen in Basel sind mit PFAS verseucht. In der Schweiz kommen immer mehr Rückstände dieses Langzeit-Gifts ans Licht.
Die beiden Basler Halbkantone haben in Fischen aus Gewässern der Region hohe Anteile der gesundheitsgefährdenden PFAS gefunden. Hobbyfischern empfehlen sie deshalb, maximal einmal pro Monat selber gefangenen Fisch zu essen.
PFAS werden nicht ohne Grund Ewigkeitschemikalien genannt. Einmal freigesetzt, bauen sie sich in der Umwelt kaum mehr ab. Sie wurden seit den 1940er Jahren eingesetzt und waren in vielen Industriebereichen beliebt, weil sie wasser- und fettabweisend sowie temperaturbeständig sind.
PFAS können aber die Wirksamkeit von Impfungen verringern und negative Auswirkungen auf Leber, Nieren oder auf das Geburtsgewicht von Neugeborenen aufweisen.
Zu hohe PFAS-Werte in Rindfleisch führten erst vor einem Monat in St. Gallen zu einem Fleisch-Verkaufsverbot. Zurzeit werden in der ganzen Schweiz Tests durchgeführt. Dies, nachdem der Bund Anfang Jahr Grenzwerte für die PFAS-Stoffe in Fleisch, Fisch und Eiern publiziert hat.
Im Verdacht steht Klärschlamm: Diese Rückstände aus Kläranlagen wurden noch bis 2006 als Dünger auf Feldern und Wiesen ausgebracht.
Viele in der Schweiz freuten sich, als alt Bundesrat Alain Berset seinen neuen Posten als Generalsekretär des Europarats antrat. Ein Einwurf aus der Romandie relativiert nun dessen Einfluss.
Ein Meinungsbeitrag des Genfer Europa-Spezialisten René Schwok geht mit dem Europarat hart ins Gericht. Nein, die Schweiz werde durch den Vorsitz des Europarats unter Alain Berset nicht an internationalem Einfluss gewinnen, denn die Institution sei seit langem im Niedergang begriffen, ohne Macht und ohne Glaubwürdigkeit, schreibt Schwok.
Kann die Schweiz dank Bersets Top-Job im Europarat seine Probleme mit der EU kompensieren? Schwok ist skeptisch. Die Organisation sei klinisch tot. Denn «jeder Staat hat ein Vetorecht, was Fortschritte bei wichtigen Themen verhindert. Zweitens verfügt der Rat nur über geringe Mittel.» Und drittens habe der Rat auch nur eine beratende Funktion.
«Darüber hinaus leidet der Rat unter der Konkurrenz anderer Menschenrechtsorganisationen: den Vereinten Nationen und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die ebenfalls wenig effektiv sind.»
Berset selbst sagte bei Amtsantritt zu SRF: «Ich glaube, die Rolle der Schweiz und das Netzwerk, das sie und ich persönlich haben, können helfen, dass der Europarat rasch mehr Sichtbarkeit und politisches Gewicht erhalten kann.»
Das Pamphlet von René SchwokExterner Link in Le Temps (Paywall).
Die Schweiz im Bild
Dramatische Rettung am Matterhorn. Zwei Bergsteiger aus Vietnam waren unterhalb der Normalroute in unwegsamem Gelände blockiert. Nur mit leichten Halbschuhen und dünnen Trainerhosen ausgerüstet gerieten sie stark unterkühlt in Bergnot.
Ihre Rettung dauerte 14 Stunden und war äusserst anspruchsvoll, denn die Rettungsspezialisten mussten sich zu den Verunglückten abseilen, diese dann mittels Seilzugs erst zurück auf die Normalroute und schliesslich zu Fuss zur Hütte runter bringen. Sie retteten beiden das Leben. Die Medienmeldung von Air ZermattExterner Link.
Der Unterschriften-Bschiss sorgt weiter für Unbehagen: Eine grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung will nun den Kauf von Unterschriften für Initiativen verbieten.
Kommerzielle Unterschriftensammler sollen in der Schweiz im grossen Stil Unterschriften gefälscht haben. Eine journalistische Recherche, die das aufdeckte, traf die Schweiz ins Mark. Auf dem Spiel steht das Vertrauen in die gewohnten Abläufe, betroffen ist die direkte Demokratie. Jetzt wollen 84 Prozent ein Verbot von bezahlten Unterschriftensammlungen.
Dies zeigt eine Befragung des Forschungsunternehmen Leewas. Weiter wollen knapp zwei Drittel der Befragten die digitale Sammlung von Unterschriften, das sogenannte E-Collecting, ermöglichen, um die Sicherheit des Prozesses zu erhöhen.
Fast neun von zehn Befragten sprechen sich dafür aus, dass Initiativkomitees offenlegen müssen, bei welcher Firma und für welche Summen sie Unterschriften gekauft haben.
Für die Umfrage befragte Leewas 19’552 Menschen in der Schweiz.
Die Fluggesellschaft Swiss hat es nicht leicht. Ein neuer Verriss von prominenter Seite macht die Runde.
Dem CEO der Luxusmarke Bulgari musste der Kragen geplatzt sein, als er kürzlich mit Swiss flog. Diese sei eine der teuersten Fluggesellschaften der Welt, wenn nicht sogar die teuerste. Dafür bekomme man einen durchschnittlichen Service, alte Flugzeuge (A340) und schlechtes Essen. Das postete Jean-Chrisophe Babin auf Linkedin.
Babin zog einen Vergleich zu Easy-Jet. Aufgebracht hatte ihn, dass die Airline offenbar kurzfristig Flüge storniert, ohne Ersatz anzubieten. Seinen Post hat Babin inzwischen auf Intervention von Swiss hin gelöscht. Aber die Medienberichterstattung darüber ist bereits erfolgt, der Schaden da. Die Flugbranche sei «das einzige Geschäft, in dem Inkompetenz nicht bestraft wird», schrieb Babin.
Erst kürzlich hatte Swiss bezüglich Pünktlichkeit für negative Schlagzeilen gesorgt.
Der Bericht über die Kritik an Swiss in der HandelszeitungExterner Link.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards