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Menschen in einem Bahnhof

Heute in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Brahms, Beethoven oder Vivaldi: Wer im Berner Hauptbahnhof ankommt oder abfährt, wird mit klassischer Musik beschallt. Es sei denn, Sie sind wie ich und sind so vertieft in die Musik aus Ihren eigenen Kopfhörern, dass Sie die Umgebung gar nicht gross wahrnehmen.

Die klassischen Klänge werden aus einem sehr schweizerischen Grund gespielt: Effizienz. Die Schweizerischen Bundesbahnen vertreiben mit Musik jene Menschen, die sich vor dem Bahnhofeingang versammeln und manchmal dort herumlungern. Mit dieser Massnahme wollen die SBB den eiligen Reisenden den Weg zu ihren Zügen erleichtern.

Weitere Themen des heutigen Briefings sind eine vorgeschlagene Gesetzesänderung zur besseren Unterstützung von Opfern häuslicher Gewalt, die Rückkehr der Schweiz in den UNO-Menschenrechtsrat im Jahr 2025 und eine Schweizer Familie, die den Hurrikan "Milton" in Florida hautnah miterlebt.

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Hochwasser auf einer Strasse
AP Photo / Mike Stewart

Die Live-Berichterstattung in den Medien und in den sozialen Netzwerken ist voll von Berichten über den schweren Hurrikan «Milton», der den US-Bundesstaat Florida heimsucht. Familie Hoffmann aus der Schweiz ist mittendrin und erlebt den Sturm von ihrem Ferienhaus aus.

Seit sie zum ersten Mal gehört haben, dass sich der Sturm nähert, haben sie überlegt, ob sie bleiben oder gehen sollen. «Wir haben verschiedene Möglichkeiten erwogen. Und immer wieder haben wir uns entschieden, zu bleiben», sagt Nadine Hoffmann.

Ihr Ferienhaus liegt in der Evakuierungszone C. Bis Dienstagmorgen mussten nur die Bewohnerinnen und Bewohner der Zonen A und B evakuiert werden. Dann kam die Nachricht: Auch jene aus Zone C müssen das Gebiet verlassen. «Aber wo sollen wir hin? Ich bin während des Sturms lieber in diesem Haus als im Auto. Das Haus ist gut gebaut, die Fenster sind sturmfest», sagt Hoffmann gegenüber SRF News.

Die Familie tut ihr Bestes, um vor allem den Kindern ein Stück Normalität zu erhalten. «Ich habe keine Angst um mein Leben. Aber ich habe Angst vor dem Unbekannten», sagte Hoffmann vor dem Sturm.

Ein Mann
Keystone / Peter Schneider

In der Schweiz wurden letztes Jahr über 19’000 Fälle von häuslicher Gewalt registriert, und jeden Monat sterben durchschnittlich zwei Personen an den Folgen häuslicher Gewalt – die meisten davon sind Frauen und Mädchen. Der Bundesrat will nun die Opferhilfe verstärken.

Die Opfer sollen in der ganzen Schweiz Zugang zu qualitativ hochstehenden medizinischen und forensischen Dienstleistungen haben, sagte Justizminister Beat Jans an einer Medienkonferenz. Der Gesetzesentwurf sieht deshalb vor, dass jeder Kanton Anlaufstellen mit Fachpersonal einrichtet und Verletzungen oder Spuren forensisch dokumentiert werden müssen.

Ziel ist es, die Untersuchung einer Gewalttat rasch und effizient zu dokumentieren und Beweise für die spätere Strafverfolgung zu liefern. Die Kosten für diese gerichtsmedizinische Dokumentation trägt in erster Linie der Kanton; das Opfer muss nichts bezahlen.

Der Bundesrat hofft, dass diese Massnahmen die Opfer ermutigen, Anzeige zu erstatten, denn das neue Gesetz gibt ihnen auch mehr Zeit, sich für eine Anzeige zu entscheiden. «Die Revision könnte sich deshalb positiv auf die Anzeigequote auswirken und die Zahl der Verurteilungen erhöhen», sagt Jans.

Laut einem Bericht des Justizdepartements hat eine Studie des Universitätsspitals Lausanne gezeigt, dass 81% der Betroffenen in Spitalpflege die Aufzeichnungen ihrer Verletzungen als Beweismittel verwenden. Der Vorschlag des Bundesrats wird nun von Parteien, Verbänden und Kantonen geprüft.

Menschenrechtsrat
Keystone / Valentin Flauraud

Nach fünfjähriger Abwesenheit wird die Schweiz ab Januar nächsten Jahres bis Ende 2027 in den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen (UNO) zurückkehren.

Die UNO-Generalversammlung hat die Schweiz mit 175 von 183 Stimmen wieder in den Rat gewählt. Seit der letzten Amtszeit der Schweiz als eines von 47 Ratsmitgliedern konnte das Alpenland zwar an den Diskussionen teilnehmen, aber nicht über Resolutionsentwürfe abstimmen.

Die Schweiz hatte in den letzten Jahren auf eine Mitgliedschaft verzichtet, um Verwechslungen mit ihrer Kandidatur für einen Sitz im UNO-Sicherheitsrat in New York zu vermeiden. Dieses zweijährige Mandat im mächtigsten UNO-Gremium läuft Ende Dezember aus.

Während ihrer dreijährigen Amtszeit im Menschenrechtsrat will sich die Schweiz für ein starkes Gremium einsetzen. Unter anderem will sie die Reichweite der Menschenrechte im gesamten UNO-System erhöhen, namentlich durch die Sicherstellung der Mitsprache der Zivilgesellschaft oder durch die Unterstützung eines globalen Überwachungs- und Untersuchungsmechanismus für schwere Menschenrechtsverletzungen.

Der UNO-Menschenrechtsrat ist jedoch umstritten, sowohl was das Abstimmungsverhalten als auch was seine Zusammensetzung betrifft, da Staaten, die selbst Menschenrechte verletzen, sich bei Abstimmungen gegenseitig schützen können.

Menschen in einem Bahnhof
Keystone / Alessandro Della Valle

Seit Mai werden die Berner Pendlerinnen und Pendler in der Eingangshalle des Bahnhofs mit klassischer Musik begrüsst. Die Geigen- und Klavierklänge sollen aber nicht nur Klassikfans erfreuen.

Vielmehr haben die Schweizerischen Bundesbahnen diese Melodien in einem Pilotprojekt eingesetzt, um Menschen zu vertreiben, die sich vor dem Bahnhofseingang versammelt haben – und damit den eiligen Reisenden den Weg zu ihren Zügen zu erleichtern.

Fünf Monate nach dem Start des Pilotprojekts sind die Schweizerischen Bundesbahnen mit den Ergebnissen zufrieden und wollen den Einsatz von Musik zur Freigabe des Eingangsbereichs fortsetzen. Aber, wie ein französisches Sprichwort sagt: «C’est le ton qui fait la musique»: Welche Musik für diese Aufgabe am besten geeignet ist, scheint von der Tageszeit abzuhängen. Die Ergebnisse des Pilotprojekts zeigen, dass Ambient-Sound morgens am effektivsten ist, während klassische Musik nach Mittag am besten funktioniert.

Um die perfekte Playlist zusammenzustellen, haben die SBB nun eine externe Agentur beauftragt. Ob Pendlerinnen und Pendler demnächst auch in anderen Schweizer Bahnhöfen Musik hören, wenn sie ihren Zug erreichen, ist noch nicht entschieden und wird «situativ» geprüft.

Die Taktik ist nicht unüblich: In Heerbrugg im Kanton St. Gallen erklingen klassische Melodien aus den Lautsprechern im Bahnhof, und in den Münchner U-Bahnhöfen soll Hintergrundmusik das Sicherheitsgefühl erhöhen – offenbar mit Erfolg.

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Debatte
Gastgeber/Gastgeberin Emilie Ridard

Liebe Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, auf welche Schwierigkeiten sind Sie gestossen, als Ihr ausländischer Ehemann oder Ihre ausländische Ehefrau das Schweizer Bürgerrecht beantragt hat?

Haben Sie sich nach mehrjähriger Ehe mit einem Schweizer oder einer Schweizerin einbürgern lassen? Erzählen Sie uns von Ihren Erfahrungen!

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Eine Frau hält ein Ferkel auf dem Arm
Keystone / Gian Ehrenzeller

Die Schweiz im Bild

Es ist die Zeit im Jahr, in der die Diskussion, ob Senf auf eine St. Galler Bratwurst gehört, ihren Höhepunkt erreicht: Heute wurde die 81. Olma, die Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung, offiziell eröffnet. Wie jedes Jahr nahm ein Mitglied des Bundesrats an der Eröffnungsfeier teil. Bundespräsidentin Viola Amherd wurde diese Ehre zuteil – und sie durfte sich – wie es üblich ist – mit einem Ferkel fotografieren lassen. Dieses Jahr hiess es Leonie.

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