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Blick in den Regieraum des Medienzentrums

Heute in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Die neue Woche startet mit einem spannenden Themenmix, der sowohl zum Nachdenken anregt als auch die eine oder andere kuriose Anekdote bereithält: Von russischen Spion:innen in Genf über KI-Chatbots im Spital bis hin zu einem fast vergessenen Stück Schweizer Tradition - dem Waffenlauf, der in der Ostschweiz erstaunlich lebendig bleibt.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre!

Herzliche Grüsse

Satellitenschüssel auf dem Gebäude von RTS
Keystone / Salvatore Di Nolfi

Die russische diplomatische Vertretung baut ihre Spionage-Antennen in Genf aus.

Russische Spion:innen verstärken ihre Präsenz in Genf: Auf den Dächern der russischen diplomatischen Gebäude wurden ohne kantonale Bewilligung mehrere grosse Antennen installiert, die für Spionagezwecke genutzt werden. Von Genf aus sollen russische Spion:innen nachrichtendienstliche Operationen, Sabotage- und Attentatsversuche durchführen, wie eine RTS-Recherche zeigt. Diese Antennen seien ohne die notwendige Genehmigung des Kanton Genf errichtet worden.

«Es handelt sich eindeutig um Antennen, die der Spionage dienen. Es gibt keinen Bedarf für klassische diplomatische Nachrichten», sagt der Historiker und Geheimdienstexperte Adrian Hänni von der Universität Graz gegenüber RTS. Die russische Botschaft erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme, dass sie «diese Behauptungen entschieden zurückweist und sie als einen weiteren Versuch betrachtet, Russland und die Russ:innen willkürlich zu dämonisieren». Das diplomatische Personal konzentriere sich «ausschliesslich auf die Aufgabe, unter den gegenwärtigen schwierigen Umständen eine konstruktive Zusammenarbeit mit den Behörden des Gastlandes aufrechtzuerhalten».

Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) behauptet jedoch das Gegenteil: Offizielle Berichte besagen, dass ein Drittel der amtierenden russischen Diplomat:innen in Wirklichkeit Spionage betreiben – also fast 80 Personen. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine gehen europäische Länder hart gegen russische Spion:innen vor. Sie haben mehr als 600 Diplomat:innen ausgewiesen, die der Spionage beschuldigt wurden. In der Schweiz gibt es keine offiziellen Meldungen über Ausweisungen von diplomatischem Personal. Der NDB arbeite mehr hinter den Kulissen, sagt dessen Direktor, Christian Dussey.

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Debatte
Gastgeber/Gastgeberin Matthew Allen

Wie kann die Monopolisierung der KI durch mächtige Länder und Unternehmen verhindert werden?

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Frau hält Handy in der Hand und fragt Chatbot etwas zum Gesundheitswesen
Kantonsspital Baden

Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker – oder einen KI-Chatbot.

«Kann ich im Notfall meinen verstauchten Knöchel zeigen?» Oder «Wann findet der nächste Geburtsvorbereitungskurs statt?» Für solche Fragen muss man beim Kantonsspital Baden (KSB) nicht mehr zum Telefon greifen, sondern fragt direkt einen Chatbot. Als erstes Spital der Schweiz setzt das Spital im Kanton Aargau auf die Technologie von Chat-GPT.

Der auf der Website des Spitals verfügbare Chat-Bot beantwortet Fragen zu medizinischen Themen wie Brustkrebs oder Blasenentzündung und erleichtert so den Zugang zu Informationen. Er wurde über ein Jahr lang entwickelt und trainiert und basiert auf einer umfangreichen Wissensdatenbank des Spitals. Die Künstliche Intelligenz stellt aber keine Diagnosen und gibt keine Therapieempfehlungen. Vielmehr werden allgemein verständliche Antworten auf häufig gestellte Fragen gegeben.

Neben dem neuen Bot wurde auch das Design der Website modernisiert. Sogar die Bilder auf der Website wurden mit Hilfe eines KI-Tools erstellt. Mit dem Relaunch der KSB-Website wurde die Anzahl der Seiten von 2500 auf rund 250 reduziert, was die Navigation vereinfacht und die Benutzerfreundlichkeit erhöht. Die neue Website wurde im Rahmen eines Neubaus des Krankenhauses realisiert, der Anfang 2025 bezogen werden soll.

Brienz und hinten der Steinschlag
Keystone / Gian Ehrenzeller

Das Bündner Bergdorf Brienz ist leer. Alle Bewohner:innen haben das Dorf gestern verlassen.

Die Evakuierung von Brienz GR ist abgeschlossen. Der Ort gleicht einem Geisterdorf. Seit gestern 13 Uhr gilt die Phase Rot. Das bedeutet, dass das Dorf und das gefährdete Gebiet darum herum nicht mehr betreten werden dürfen. Um das Betretungsverbot durchzusetzen und die Sicherheit im Dorf zu gewährleisten, wird der Ort ab sofort elektronisch überwacht, wie die Gemeindebehörde mitteilte.

Bereits vor eineinhalb Jahren wurde Brienz evakuiert. Wenige Wochen nach der Evakuierung ging ein Schuttstrom nieder, der das Bündner Dorf nur knapp nicht erreichte. Der Gemeindepräsident von Albula/Alvra, Brienz gehört zu dieser Gemeinde, empfindet die aktuelle Situation nach der Räumung des Dorfes als angespannt, wie er gegenüber SRF sagte. Es sei ein spezielles Gefühl.

«Die Stimmung war diesmal angespannter und viel gehässiger. Bei der ersten Evakuierung vor eineinhalb Jahren war das Verständnis grösser als heute.» Das habe auch damit zu tun, dass die Leute diesmal nicht wüssten, wann sie in ihre Häuser zurückkehren könnten. Die Behörden rechnen damit, dass es bis zum Frühling dauern könnte, bis die Bevölkerung wieder ins Dorf zurückkehren kann.

Waffenläufer beim Start
Keystone

Denkmalpflege im Tarnanzug: Der Waffenlauf wurde totgesagt, doch einer hat in der Schweiz überlebt.

Ein Bild, das ich von meinem Vater habe, ist, wie er durch das Dorf gerannt ist, in dem ich aufgewachsen bin – im Tarnanzug, Militärstiefel und mit einem Gewehr im Rucksack: Er hatte mehrfach am Reinacher Waffenlauf teilgenommen. Diese Veranstaltung in Reinach gibt es, wie so viele andere Waffenläufe in der Schweiz, nicht mehr. Sie gelten als Auslaufmodell.

Einst war der Waffenlauf mit bis zu 9000 Teilnehmer:innen (ab 1986 durften Frauen mitlaufen) und hohem Publikums- und Medieninteresse eine grosse Sache, die sogar dem damals populären Radball den Rang ablief. Man widmete sich in TV-Übertragungen den Heldentaten von Seriensieger Albrecht Moser, der jedoch von der Armeeführung damals verwarnt wurde, weil er in einem Interview auf die Frage, wie der Waffenlauf den Soldaten eigentlich diene, antwortete: «Damit sie schnell flüchten können.»

Seit den 2000er-Jahren sind die Grossveranstaltungen verschwunden. Der «Frauenfelder» trotzt jedoch der Zeit. Zwar mit weniger Teilnehmer:innen und weniger mediale Aufmerksamkeit. Es gibt aber immer noch genügend Enthusiast:innen, die im Tarnanzug und mit 6,2 Kilogramm Gepäck 42 Kilometer durch die Landschaft joggen – ein Beweis dafür, dass Tradition manchmal länger lebt, als man denkt. Heute ist der «Frauenfelder» ein skurriles Volksfest, bei dem statt einer Hellebarde nur noch 300 Franken und ein Glas Honig auf den Sieger oder die Siegerin warten.

Hier geht es zur Reportage der NZZExterner Link (Paywall).

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Debatte
Gastgeber/Gastgeberin Zeno Zoccatelli

Ist Ihnen auch schon mal etwas «Merkwürdiges» über die Schweiz zu Ohren gekommen, das Sie fasziniert hat?

Gibt es eine Anekdote mit Schweizer Bezug, die Ihr Interesse geweckt hat? Teilen Sie diese uns mit, vielleicht berichten wir in einem Artikel darüber.

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Vollmond und Vogel davor
‹ Keystone / Michael Buholzer

Die Schweiz im Bild

Am Freitag, 15. November 2024, stand der Vollmond über Zürich. Es war der letzte Supermond des Jahres. Ein Vollmond wird als Supermond bezeichnet, wenn der Abstand zur Erde besonders klein ist. Konkret spricht man seit den 1970er-Jahren von einem Supermond, wenn der Abstand zwischen Mond und Erde weniger als 367’600 Kilometer beträgt.

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