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Blick auf einen Stausee in den Alpen

Heute in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Einen schönen ersten Freitag im neuen Jahr!

Ob Sie das Wochenende zum Skifahren nutzen, sich auf das neue Jahr vorbereiten oder sich von den Feiertagen erholen wollen, mit dem heutigen Briefing starten Sie gut informiert ins Wochenende mit den neusten Nachrichten aus der Schweiz.

Die Pegelstände der Stauseen sind ungewöhnlich tief – aber das ist eine gute Nachricht. Ausserdem kritisiert die erste Bundespräsidentin, welche die Schweiz je hatte, den amtierenden Bundesrat scharf.

Und wenn Sie mit dem Gedanken spielen, in eine Schweizer Stadt zu fahren, sollten Sie das heutige Briefing lesen, bevor Sie sich hinters Steuer setzen. Zum Ende können Sie Ihr Wissen über die Schweizer Tierwelt im Jahr 2025 verbessern.

Sonnige Grüsse aus Bern

Blick auf einen Stausee in den Alpen
Keystone / Gian Ehrenzeller

Warum die Schweizer Wasserreservoirs niedriger sind als üblich und warum das gut ist.

Die Pegelstände der Stauseen in der Schweiz sind derzeit deutlich tiefer als für diese Jahreszeit üblich: Statt zu zwei Dritteln sind sie nur zu 54 Prozent gefüllt. Doch das ist kein Grund zur Sorge: Die niedrigen Wasserstände sind ein Zeichen dafür, dass der Strommarkt floriert.

Die Stauseen funktionieren wie riesige Batterien, die Wasser speichern, um in Zeiten hoher Nachfrage Strom zu erzeugen. Als im Winter vor zwei Jahren Stromengpässe befürchtet wurden, riefen die Schweizer Behörden zum Energiesparen auf. Doch heute leeren die Energieunternehmen die Stauseen überdurchschnittlich schnell, um Strom ins Ausland zu verkaufen.

Setzen die Energieunternehmen die Versorgungssicherheit der Schweiz aufs Spiel? Martin Koller, Chefökonom des grössten Schweizer Stromkonzerns Axpo, beruhigt die Öffentlichkeit: «Die Versorgungssicherheit muss aus europäischer Sicht betrachtet werden. Wenn Europa kein Problem hat, hat auch die Schweiz kein Problem. Im Moment ist die Versorgungslage in Europa sehr gut.»

In Zukunft könnten sich die Stauseen im Herbst und Winter noch schneller leeren. Denn durch den Ausbau der Solarenergie kann im Frühling immer mehr Strom produziert werden, so dass die Kraftwerke in dieser Zeit weniger Wasser zurückhalten müssen.

Ruth Dreifuss
Keystone / Martial Trezzini

Warum eine ehemalige Schweizer Bundespräsidentin das «Schweigen» der Regierung zum EU-Deal kritisiert.

Am 1. Januar 2025 wurden Millionen von amtlichen Dokumenten aus dem Jahr 1994 freigegeben, darunter fast 1700 diplomatische Dossiers der Schweiz. Diese Akten bieten neue Einblicke in die Innen- und Aussenpolitik der Schweiz in jenem Jahr, das geprägt war von den Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU. Einige dieser Themen sind auch heute noch aktuell.

Ruth Dreifuss, die dem Bundesrat von 1993 bis 2002 angehörte und 1999 die erste Bundespräsidentin der Schweiz war, sprach mit der französischsprachigen Zeitung Le Temps über ihre Erinnerungen an diese Zeit.

Im Rückblick auf das Jahr 1994 erinnerte sich Dreifuss an eine «Vertrauenskrise» nach der Ablehnung des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) durch das Schweizer Stimmvolk im Jahr 1992. «Es herrschte Verwirrung, keine klare Strategie und widersprüchliche Botschaften zwischen Brüssel und Bern», sagt sie und fügt hinzu: «Man hatte das Gefühl, sich ohne Kompass auf ein Abenteuer einzulassen und in zwei Sprachen zu sprechen.»

Die heutige Realität erinnert Dreifuss an diese Zeit. Die Schweiz habe die gleichen oder sogar noch mehr Gründe als 1994, sich Europa anzunähern, sagt die Alt-Bundesrätin, aber die Widerstände seien die gleichen geblieben.

Sie glaubt, dass Brüssel die Schweizer «Eigenheiten» heute besser versteht. Dreifuss sieht aber auch deutliche Unterschiede im Umgang des Bundesrats mit der EU: «Bei den Bilateralen I und II hat der Bundesrat eine starke Führungsrolle übernommen, um sie durchzusetzen. Diesen Eindruck habe ich heute nicht mehr. Und das bedauere ich zutiefst.»

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Debatte
Gastgeber/Gastgeberin Samuel Jaberg

Welchen Einfluss hatten die jüngsten politischen oder wirtschaftlichen Ereignisse auf Ihr Vertrauen in die Schweizer Regierung?

Die Schweiz, die im Ausland normalerweise für das hohe Vertrauen in ihre Behörden bekannt ist, befindet sich in einer Vertrauenskrise. Wie erklären Sie dies?

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Parkplatz von oben (Drohnenaufnahme)
Keystone / Christian Beutler

Warum Ihr Lieblingsparkplatz in einer Schweizer Stadt vielleicht nicht mehr existiert.

Nachdem ich in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Indien gelebt habe, also in Ländern, in denen mir das Autofahren sehr unangenehm war, schätze ich das gut ausgebaute öffentliche Verkehrssystem der Schweiz, das es mir erlaubt, ganz auf ein Auto zu verzichten. Vor allem jetzt, wo die Städte in der Schweiz immer weniger Parkplätze anbieten.

Die fünf grössten Städte der Schweiz – Zürich, Basel, Bern, Lausanne und Genf – haben in den letzten zehn Jahren über zehn Prozent ihrer Parkplätze abgebaut. Allein in Zürich und Genf wurden je 3000 oberirdische Parkplätze abgebaut, in Lausanne 2500 und in Bern und Basel je rund 1500.

Und das ist erst der Anfang, berichtet der Tages-Anzeiger. In den Städten leben immer weniger Menschen, die ein Auto besitzen, die Zahl der Autobesitzenden nimmt ab. Auch die Stadtverwaltungen gehen weg vom Auto: Zürich will den motorisierten Individualverkehr bis 2040 um 30 Prozent reduzieren, Genf die Zahl der Parkplätze um 12’000 verkleinern und Luzern will sie halbieren. Auch in kleineren Städten wie St. Gallen und Winterthur ist eine deutliche Reduktion zu beobachten.

Weniger Parkplätze seien ein Anreiz für Autofahrende, mit anderen Verkehrsmitteln in die Innenstädte zu fahren, und «eine wirksame und sinnvolle Unterstützung für eine Politik, die darauf abzielt, die Nutzung anderer Verkehrsmittel als das Auto im Alltag zu fördern«, sagt Vincent Kaufmann, Direktor des Labors für Stadtsoziologie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL). Eine Lösung sieht der Experte darin, dass die Autofahrenden vor der Stadt parken und mit öffentlichen Verkehrsmitteln hineinfahren, so dass das Zentrum für Grünflächen und Restaurantterrassen frei bleibt.

Dass die Autolobby damit nicht einverstanden ist, überrascht nicht. Thomas Hurter, Mitglied der Schweizerischen Volkspartei und Präsident des Automobilclubs der Schweiz, argumentiert, dass Unternehmen und Privatpersonen auf genügend Parkplätze angewiesen seien.

Ein männlicher Zander
Biosphoto / Franco Banfi

Die Schweiz im Bild

Wenn Sie Pub-Quizzes mögen, ist das heutige Bild des Tages genau das Richtige für Sie!

Der Fisch des Jahres 2025 in der Schweiz ist der Zander (Sander lucioperca). Der Schweizerische Fischerei-Verband wählte den Fisch aufgrund seiner Schönheit, seiner Jagdfähigkeiten und seines Engagements als «Super-Papa», der seine Nachkommen erbittert verteidigt. Das Bild oben zeigt einen männlichen Zander, der sein Nest im Luganersee (Ceresio) im Tessin bewacht.

Und noch ein kleiner Leckerbissen: Das Schweizer Tier des Jahres 2025 ist die Hain-SchnirkelschneckeExterner Link (Cepaea nemoralis), ausgewählt von Pro Natura. Die Schnecke nehme über ihre raue Raspelzunge tote oder welke Pflanzenteile, Pilze, Moose und gelegentlich Aas auf. Damit sei sie eine «Bodenmacherin», schreibt Pro Natura.

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