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Des personnes passent devant les affiches des partis politiques et des associations donnant leurs mots d'ordre pour l'unique objet de votation du 9 fevrier, ce mardi 28 janvier 2025 a Geneve. Les citoyens suisses se prononceront sur l'objet federal: "Pour une economie responsable respectant les limites planetaires (initiative pour la responsabilite environnementale)" lors de la votation federale du 9 fevrier 2025. (KEYSTONE/Salvatore Di Nolfi)

Heute in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Abstimmungswochenenden sind für Journalistinnen und Journalisten in der Regel eine spannende Zeit: Es liegt Energie in der Luft, und der Zeitdruck bringt oft die besten Artikel hervor. Am vergangenen Wochenende gab es aber weder Spannung noch Überraschungen.

Spannend wird es jedoch, wenn man die Details anschaut. Wie haben die Schweizerinnen und Schweizer im Vergleich zu Ihnen, den Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern, abgestimmt? Und wie viele Stimmzettel waren von einem "internen Prozessfehler" betroffen? Lesen Sie weiter und finden Sie es heraus.

Zum Abschluss des heutigen Briefings informieren wir Sie über die möglichen Zölle, welche die Schweiz und die neue US-Regierung betreffen – ein Thema, das wohl noch lange auf der Tagesordnung bleiben wird.

Sonnige Grüsse aus Bern!

Mitglieder des Initiativkomitees nehmen das Abstimmungsresultat mit Enttäuschung entgegen.
Keystone / Peter Klaunzer

Eine Umfrage der Tamedia-Gruppe und des Instituts Leewas hat ergeben, dass die Initiative der Jungen Grünen in der jüngsten Altersgruppe (18-34 Jahre) mit nur 36% Zustimmung nur wenig Unterstützung fand. In der nächsthöheren Altersgruppe sank dieser Wert auf 27%.

Auch innerhalb der Grünen Partei war die Zustimmung mit nur 75% relativ gering. Die Grünliberalen hatten sich bereits im Vorfeld gegen die Initiative ausgesprochen, was sich auch im Abstimmungsverhalten widerspiegelte: Nur 40% der Grünliberalen unterstützten die Vorlage. 

Laut Tamedia war die Schweiz in fast allen Bereichen gespalten – zwischen Männern und Frauen, zwischen Stadt und Land und entlang des traditionellen „Röstigrabens“. Die einzige Kategorie, in der keine starke Spaltung bestand, war das Einkommensniveau. 

Männer waren deutlich häufiger dagegen als Frauen: 79% stimmten mit Nein, bei den Frauen waren es 61%. In den Schweizer Städten unterstützten immerhin 37% die Initiative, in den ländlichen Gebieten sank die Zustimmung auf 26%.

Landesweit stimmten nur 11 Gemeinden (von über 2100) für die Initiative – alle in der Westschweiz.

Das persönliche Einkommen hatte nur einen geringen Einfluss auf das Abstimmungsverhalten. Die Zustimmung war sowohl bei den Geringverdienern (unter 4’000 CHF bzw. 4’400 CHF pro Monat) als auch bei den Spitzenverdienern (13’001-16’000 CHF pro Monat) am höchsten. Aber auch in diesen Gruppen betrug die Unterstützung nur 34% bzw. 32%. Universitäts- und Fachhochschulabsolventen stimmten mit 42% am häufigsten für die Initiative.

Bemerkenswert ist, dass das Budget für die Kampagne deutlich kleiner war als üblich: 680’000 Franken, also ein Zehntel dessen, was im November für die Autobahnvorlagen ausgegeben wurde.

Abstimmungsunterlagen für die
Keystone / Martial Trezzini

Im Inland wurde die Umweltverantwortungsinitiative mit 70% wuchtig verworfen. In allen 26 Kantonen resultierte ein Nein. Wie aber stimmte die Fünfte Schweiz?

Eine Analyse des Wahlverhaltens der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer ergibt ein etwas anderes Bild, auch wenn die Datenlage beschränkt ist, da nur 12 Kantone eine separate Statistik für diese Gruppe führen.

Auch die Mehrheit der Fünften Schweiz lehnte die Initiative ab, allerdings in geringerem Ausmass: Der Nein-Stimmen-Anteil lag bei 55% und damit 15 Prozentpunkte unter dem gesamtschweizerischen Durchschnitt.

Auf SWI swissinfo.ch verweisen wir oft auf frühere Abstimmungstrends, die zeigen, dass die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer tendenziell „grüner“ abstimmen als die Schweizer:innen im Inland. So unterstützte die Diaspora im vergangenen September etwa die Biodiversitätsinitiative, die schliesslich abgelehnt wurde.

Martina Mousson, Politologin am Forschungsinstitut gfs.bern, beschreibt dies als Teil eines grösseren Musters. Sie erklärt, dass die Tendenz der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, eher für Umweltthemen zu stimmen, mit ihrem demographischen Profil zusammenhängt: Sie sind in der Regel eher links orientiert, umweltbewusster, verfügen über ein höheres Bildungsniveau und haben eine globalere Perspektive.

Die Wahlbeteiligung war niedrig, sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Schweiz. Gesamtschweizerisch stimmten nur 38% der Stimmberechtigten ab, bei den Auslandschweizer:innen waren es nur 20% – gegenüber einem Durchschnitt von 25% bei den letzten Abstimmungen.

Bernerinnen und Berner werfen ihre Stimmzettel in die Urne, im Abstimmungslokal im alten Laenggassschulhaus, an den Eidgenoessischen Abstimmungen, am Sonntag, 30. November 2014 in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)....A Swiss voter casts his ballot in the ballot box at a voting center in Bern, Switzerland, Sunday 30 November 2014. Switzerland votes on Sunday on three popular initiatives: "Stop overpopulation - safeguard our natural resources (Ecopop)", "Save our Swiss gold" and "Stop the tax privileges for millionaires (abolition of lump-sum taxation)". To pass, the initiatives need to secure the majority of votes cast nationwide, and also the majority of Swiss cantons ("cantonal majority"). (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Keystone / Alessandro Della Valle

Die Stadt Bern hat Unstimmigkeiten bei den Abstimmungsergebnissen vom vergangenen Wochenende gemeldet, die sowohl die eidgenössische als auch die kantonale Initiative betreffen, wie die Stadt mitteilte.

Die revidierten Resultate wurden am Sonntagabend veröffentlicht. Die Korrekturen zeigten einen leicht höheren Stimmenanteil für die Umweltinitiative sowie die kantonale Solar-Initiative und den Gegenvorschlag, teilten die Berner Behörden mit.

Die revidierten Zahlen wiesen auch eine höhere Stimmbeteiligung aus als ursprünglich gemeldet. Der Fehler wurde als „interner Prozessfehler“ ausgewiesen, rund 5000 Stimmzettel waren in den ursprünglichen Auszählungsprotokollen nicht enthalten.

Rolex Building, Fifth Avenue, Midtown, Manhattan, New York City, USA (KEYSTONE/CHROMORANGE/CHROMORANGE / Allgoewer)
Chromorange

Mit der fortschreitenden Globalisierung galten Zölle als Relikt der Vergangenheit – bis US-Präsident Donald Trump ihre geopolitische Bedeutung wiederbelebte, schreibt die NZZ am Sonntag.

Die Schweiz gehört zu den 16 Ländern, denen die Trump-Administration vorwirft, die USA mit ihrem Handelsüberschuss zu übervorteilen. Für die Schweiz beläuft sich dieser Überschuss auf über 38 Milliarden Franken (41,75 Milliarden Dollar). 

Ein eklatantes Problem für Schweizer Unternehmen ist die Intransparenz der Lieferkette: 80% von ihnen kennen nicht die genaue Höhe der Zölle, die sie weltweit bezahlen. «Wenn man die Zolltarifnummer nicht kennt, ist man verloren», sagte Claudia Feusi, Inhaberin der Schweizer Zollschule, gegenüber der NZZ am Sonntag.

Erschwerend kommt die Rolle der Schweiz im Welthandel hinzu. Das Land stellt kaum Fertigprodukte her, sondern liefert Hightech-Komponenten. Das bedeutet, dass Schweizer Unternehmen die Auswirkungen allfälliger Zölle auf ihre Kunden berücksichtigen müssen.

Die NZZ am Sonntag skizziert drei mögliche Strategien für Schweizer Unternehmen: Erstens die Diversifizierung der Lieferkette. Statt in China einzukaufen, können Unternehmen auf andere Länder wie Thailand oder Vietnam ausweichen.

Eine zweite mögliche Strategie ist die Verlagerung von Produktionsstätten in die USA. Dies ist das von Trump angestrebte Ergebnis und wird von einigen Schweizer Unternehmen zur Vermeidung von Strafzöllen bereits in Betracht gezogen.

Schliesslich sollte die Schweiz ihre 43 Freihandelsabkommen nutzen: Unternehmen können ihre Produktion umstrukturieren, um Waren als «Swiss made» zu klassifizieren und so das Risiko von Zöllen zu verringern.

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Debatte
Gastgeber/Gastgeberin Katy Romy

Wie wichtig sind die bilateralen Abkommen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union für Schweizerinnen und Schweizer, die im Ausland leben?

Was sind Ihrer Meinung nach die Vor- und Nachteile der Verträge zwischen Bern und Brüssel? Wie könnten sie sich auf Ihr Leben auswirken?

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D Schraenz-Gritte mit einem Guggemuusig Medley an der Hauptprobe der Vorfasnachtsveranstaltung Glaibasler Charivari im Volkshaus in Basel am Freitag, 7. Februar 2025. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Keystone / Georgios Kefalas

Bild des Tages

Die Musikgruppe Schraenz-Gritte probt ihr Guggemuusig-Medley bei der Vorfasnachtsveranstaltung Glaibasler Charivari im Volkshaus Basel am Freitag. Guggemuusig ist eine sehr rhythmische Musik mit Blasinstrumenten, Pfeifen und Trommeln, die traditionell an der Fasnacht gespielt wird.

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