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Fahnenschwinger in Brunnen

Heute in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Der Ruf der 5. Schweiz leidet seit Jahren. Die letzte grosse Welle von Ressentiments erfuhr die Diaspora im Abstimmungskampf um die 13. AHV-Rente – aktuell werden Auslandschweizer:innen wieder als Profiteur:innen abgestempelt. Wie erleben Sie die Stimmungslage?

Ausserdem: Gemäss Bundesamt für Statistik dürfte die Schweizer Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten auf über zehn Millionen Menschen wachsen.

Freundliche Grüsse

Alte Frauen sitzen auf einer Bank
198’000 Schweizer:innen im Rentenalter leben im Ausland. Keystone

Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer verbringen ihren Ruhestand im Ausland. Das hat Folgen für die Behörden. Und damit leidet auch der Ruf der Auslandschweizer:innen. 

Die Zahl der Auslandschweizer im Rentenalter ist seit 2017 stark angestiegen – von 157’000 auf über 198’000 Personen. Viele zieht es wegen des besseren Klimas und der tieferen Lebenshaltungskosten ins Ausland. Während die Mehrheit gut vorbereitet auswandere, geraten einige in finanzielle oder gesundheitliche Notlagen, schreibt der Blick. Ihre Betreuung werde für das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA zur «wachsenden Herausforderung». 

Es handelt sich um wenige, dafür umso komplexere Fälle, die den Schweizer Vertretungen vor Ort viel Arbeit machen. Der Ressourceneinsatz ist entsprechend hoch – wird aber weder in den Statistiken noch in den Kosten separat ausgewiesen. Besonders ältere Ausgewanderte benötigen umfassende Unterstützung, etwa wenn sie schwer erkranken. Dann springt das EDA vor Ort ein. In manchen Fällen kommt Helvetia ihren Bürgern und Bürgerinnen im Ausland auch wirtschaftlich zu Hilfe, wenn diese in finanzielle Not geraten. Die Hürden dafür sind jedoch hoch. 

Mitunter Berichterstattungen über Ausgewanderte, die Hilfe aus der Schweiz bekommen, haben dem Ruf der Auslandschweizer:innen zugesetzt. Seit Jahren beschäftigt sich die Auslandschweizer Organisation ASO und der Auslandschweizer-Rat mit dieser Schwierigkeit. «Wir sind Botschafterinnen und Botschafter», so klang es unisono aus dem Rat Ende März dieses Jahres. Es gebe nicht nur die Rentner:innen im Ausland, die zu oft als «Schmarotzer» bezeichnet würden. Bundesrat Ignazio Cassis beruhigte die anwesenden Auslandschweizer:innen: «In der polarisierten Welt, in der wir heute leben, gilt: Wird man nicht kritisiert, dann hat man keine Bedeutung.» 

Frau und zwei Kinder auf einem Hügel am Spielen
Eine Frau spielt mit ihren Kindern auf einem Berggipfel am Stadtrand der Haupstadt Simabwes – im Land leben über 16 Millionen Menschen. Ap

Ende 2024 hat Simbabwe die Todesstrafe abgeschafft – auch dank der Schweiz. Botschafter Stéphane Rey war eine Schlüsselfigur in diesem historischen Entscheid des südafrikanischen Lands. Der Tages-Anzeiger bietet einen seltenen Einblick in das Vorgehen der Schweizer Diplomatie. 

Simbabwe hat Ende 2024 ein Gesetz zur Abschaffung der Todesstrafe verabschiedet – auch dank diskreter Schweizer Vermittlung. Botschafter Stéphane Rey wurde von der simbabwischen Generalstaatsanwältin öffentlich für seinen Beitrag gelobt: «Ich möchte die Schweizer Botschaft erwähnen, die unermüdlich dazu beigetragen hat, dass die Todesstrafe in Simbabwe abgeschafft wurde», sagte Virginia Mabiza anlässlich einer Podiumsdiskussion. 

Es sei eher ungewöhnlich, dass ein Land bei diesem Thema den Schweizer Beitrag so lobend erwähne, sagt Rey gegenüber dem Tages-Anzeiger. Die Schweiz selbst bleibe diskret, eine der wichtigsten Zutaten für solche Erfolge. Der Schweizer Botschafter in Simbabwe nennt seine Arbeit «Barbecue-Diplomatie» – viel Austausch, viele informelle Besprechungen. 

Es sei wichtig gewesen, «wichtigen Personen im politischen System des Landes aufzuzeigen, dass die Abschaffung der Todesstrafe im Interesse Simbabwes ist». Rey konnte das Thema mit einer Angelegenheit verknüpfen, in der die Schweiz Interessen hat: Entschädigungen enteigneter Schweizer Bauern, die im Zuge der Landreform in den 2000er-Jahren ihr Land verloren haben. Das schuf Vertrauen. In Rekordtempo konnte die Abschaffung der Todestrafe umgesetzt werden. Der Fall Simbabwe hat für die Schweizer Aussenpolitik Vorbildcharakter. 

Zürcher Sechseläuteplatz mit Menschen, die sich sonnen
Zürich im März: Besonders in der Agglomeration Zürich und in der Genferseeregion wird die Bevölkerung künftig grösser. Keystone / Til Buergy

Laut Prognosen könnte die Wohnbevölkerung in der Schweiz bis 2055 auf 10,5 Millionen Menschen anwachsen. Dieses Wachstum wird in erster Linie durch die Zuwanderung erzielt. Das Ausmass dieses Anstiegs hängt jedoch von verschiedenen künftigen Entwicklungen ab.

Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat in seinem Referenzszenario berechnet, dass die ständige Wohnbevölkerung bis 2040 auf 10 Millionen und auf 10,5 Millionen bis 2055 ansteigen dürfte. Das entspreche einem jährlichen Wachstum von 0,5%. Ab 2035 wird diese Zunahme ausschliesslich auf Migration zurückzuführen sein. Der Geburtenüberschuss werde negativ ausfallen, es würden also mehr Menschen sterben als geboren. 

In den nächsten drei Jahrzehnten wird die Bevölkerung gemäss Referenzszenario in den Kantonen Luzern, St. Gallen, Waadt, Genf, Thurgau und Aargau im Vergleich zu anderen Kantonen überdurchschnittlich zunehmen. Die Bevölkerung der Schweiz wird sich also weiterhin im Einzugsgebiet der Agglomeration Zürich und in der Genferseeregion konzentrieren. 

Freiheitsstatue und Taube
Unter Trump leidet auch der Tourismus – weniger Schweizer:innen als sonst wollen derzeit in die USA reisen. Keystone / Laurent Gillieron

«Trump, no thanks» oder «Liebesentzug der Schweizer»: Das sind die heutigen Schlagzeilen über die massiven Rückgänge von USA-Reisen – nicht wegen des Dollarkurses, sondern wegen Donald Trump. Politische Unsicherheit und unangenehme Einreisebedingungen schrecken viele ab.

Um fast 26%, also um mehr als ein Viertel, gingen die Einreisen aus der Schweiz in die USA im März im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück. Laut Heinz Zimmermann, Vorsitzender des Schweizer Visit USA Committee, beeinflusst erstmals ein US-Präsident das Reiseverhalten der Schweizer negativ. 

Umfragen von Tamedia zeigen: Fast vier von fünf Schweizerinnen und Schweizern wollen derzeit lieber nicht in die USA reisen. Gründe sind Unsicherheit bezüglich der Lage an den Grenzen, die persönliche politische Ablehnung gegenüber der Trump-Regierung und die Angst, bei der Einreise Probleme zu bekommen. 

Reiseanbieter rechnen mit einem Rückgang der Buchungen – trotz Angebotsausbau. Eine tiefe Auslastung führe aber nicht zwingend zu Schnäppchenpreise für Flüge in die USA. «Beim Kapazitätsangebot sind die Airlines heute sehr flexibel und Flüge können schnell zusammengestrichen werden», sagt der Präsident des Schweizer Reiseverbands.

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