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Insta-Scam: Mit falschen Versprechen aus Frankreich in die Schweiz gelockt

Die Zahl der französischen Arbeitnehmenden in der Schweiz hat mit 230'000 einen neuen Rekord erreicht. Doch die Grenzgänger:innen werden teils mit falschen Versprechungen angelockt. In der Schweiz bekommen sie dann entweder keinen Job, weniger Lohn oder müssen teils in ihren Autos schlafen.

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Klickt man sich durch Social Media, findet man mittlerweile unzählige Videos von französischen Influencer:innen, die Jobs in der Schweiz anpreisen.

Dort schwärmen sie von Gehältern, die teils dreimal höher sind als in Frankreich. Diese Masche verfängt offenbar. Tatsächlich gibt es immer mehr französische Grenzgänger:innen. Einige von ihnen fallen auf die Betrügereien herein.

Einem jungen Mann aus Avignon, der vor drei Monaten ankam, ist genau das passiert. «Ich bin eigentlich wegen der Aussicht auf ein besseres Gehalt in die Schweiz gekommen, und wegen der Möglichkeit, mich beruflich weiterzuentwickeln», sagt er im Westschweizer Fernsehen RTS.

Weil er als Sanitär und mit seiner wenigen Erfahrung keine Arbeit fand, wandte er sich an einen Influencer, der ihm helfen wollte – gegen Bezahlung.

Influencer:innen, die eine Verdreifachung des Gehalts anpreisen

Der junge Franzose zahlte am Ende 2’000 Euro für Informationen, die er bereits besass, und für eine neue Version seines Lebenslaufs, die sich als unbrauchbar erwies.

«Der Lebenslauf ist einer der Hauptpunkte, die sie nutzen, um dich zu ködern», erzählt er. «Sie sagen einem, dass es ein Dokument nach Schweizer Normen brauche. Aber tatsächlich gibt es keine speziellen Schweizer Normen, und der Lebenslauf, den man mir gegeben hat, war eine einfache Kopie von dem, was sie auch anderen Kunden geben.»

Feed auf TikTok
Auf Tiktok, Youtube oder Instagram wird dafür geworben, dass man in der Schweiz bis zu dreimal mehr verdienen kann als in Frankreich. TikTok

Einer, der die Szene kennt, ist Aymeric MB. Auch er ist einer dieser Grenzgänger-Influencer und bietet ebenfalls Hilfestellung an, um «sein Gehalt zu verdreifachen, wenn man von Frankreich in die Schweiz kommt».

Seiner Meinung nach liegt es an den Leuten selbst, Verantwortung zu übernehmen. «Ich gehe nicht davon aus, dass meine Community dumm ist. Die Leute sind erwachsen und verantwortungsbewusst. Es wäre dumm, sein ganzes Leben zu ändern, nachdem man einzig ein Video gesehen hat», sagt er.

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Übernachten im Wohnmobil oder Auto

Trotz dieser Betrügereien versuchen weiterhin viele Franzosen ihr Glück in der Schweiz. Die Zahl der Grenzgänger:innen aus dem Nachbarland stieg auf einen Rekord von 230’000 im dritten Quartal 2024, zeigen Zahlen des Bundesamts für Statistik.

Und die stehen angesichts der Situation vor einem weiteren Problem: der Wohnungsknappheit, sei es in der französischen Grenzregion oder in der Schweiz. Einige entscheiden sich dann, in Wohnmobilen oder Lastwagen zu schlafen.

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Um Staus und lange Anfahrten zu vermeiden, parkieren einige französische Arbeitnehmende ihr Wohnmobil direkt auf Langzeitparkplätzen in der Schweiz. So macht es auch Caroline (Name geändert), die als Krankenschwester in der Westschweiz arbeitet.

Weil sie einen Zeitarbeitsvertrag habe, finde sie keine Wohnung. «Das Problem ist, dass es nicht genug Wohnungen gibt. Und Airbnb-Wohnungen sind unbezahlbar», erzählt sie.

Vor allem die nächtlichen Polizeikontrollen machten ihr zu schaffen. «Es kann sein, dass einen die Polizei mitten in der Nacht entdeckt und aufweckt. Wenn man die Tür nicht öffnet, verschaffen sie sich Zugang.»

Denn auf den Parkplätzen zu übernachten, ist verboten. Dabei scheint Caroline mit ihrem Wohnmobil noch in einer «komfortableren» Lage zu sein. «Andere Krankenpflegerinnen erzählen mir, dass sie sogar in ihrem Auto übernachten».

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