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Jahrestreffen auch ohne Kongress: Die ASO plant neue Anlässe

junge auslandschweizer mit filippo lombardi
Auch die jungen Auslandschweizer:innen sind interessiert am Austausch in der Schweiz. Keystone / Urs Flüeler

Weil die Zahl der Teilnehmenden zu gering ist, wird die ASO den Online-Kongress der jungen Auslandschweizer einstellen. Auch die Zukunft der beliebten Lager ist unsicher. Doch die ASO arbeitet an neuen Formaten, damit sich Auslandschweizer:innen in der Schweiz treffen können.

Die Schweiz, ein wunderschönes Land und erst noch einfach zu bereisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Diesen Eindruck vermittelten die Referenten von Schweiz Tourismus und Swiss Travel System am 4. Kongress der jungen Auslandschweizer, der Mitte September online stattfand.

Allerdings gab es nur etwa zwei Handvoll Teilnehmende, welche die Vorträge über prächtigen Herbstlandschaften und spektakuläre Zugfahrten am Bildschirm verfolgten.

«Wir wollten in diesem Jahr nochmals versuchen, ob das Format funktioniert», sagt Ariane Rustichelli, Direktorin der Auslandschweizer-Organisation (ASO). Doch nach den niedrigen Teilnehmendenzahlen sei klar, dass es das letzte Mal gewesen sei.

2021 wurde der Onlinekongress für junge Auslandschweizer gegründet, doch das Skript passe nicht mehr. «Es ist zu lang und das Interesse ist deutlich gesunken.»

Die geringe Zahl der Teilnehmenden könnte durch die verschiedenen Zeitzonen erklärt werden. Doch auch die Aufzeichnung des Kongresses wird nur von wenigen Personen gestreamt – und von sehr wenigen zu Ende geschaut.

«Die Zahlen sind nicht überzeugend», so Rustichelli. Der Aufwand stehe in keinem Verhältnis zur Anzahl Personen, die den Kongress online verfolgen.

Junge Swiss Abroad wollen mit der Schweiz verbunden sein

Die ASO überlegt sich nun, mit welchen Formaten man die jungen Schweizerinnen und Schweizer im Ausland besser abholen könnte. Denn das Interesse an einer Verbindung zur Schweiz ist nach wie vor ungebrochen.

«Unsere Service-Angebote wie die Webinare zum Thema Militärdienst, Rückkehr oder Studium und Arbeit in der Schweiz sind sehr beliebt», sagt Rustichelli.

Auch die Lager der ASO stossen bei der jungen Swiss Abroad Community auf grosses Interesse. Doch auch hier könnte es in der Zukunft Änderungen geben. Denn sie lohnen sich finanziell nicht.

«Wir verlieren Geld», sagt die Direktorin. Die Preise der ASO seien für die Lagerteilnehmenden attraktiv, vergleichbare Schweizer Lager würden mehr kosten.

«Dazu kommt, dass es für uns eine sehr grosse Verantwortung ist und sich die gesetzlichen Anforderungen und die Erwartungen der Gesellschaft in den letzten Jahren stark verändert haben.»

Jugendliche wollen sich nicht mehr engagieren

«Unser ständiges Ziel ist, herauszufinden, was die Bedürfnisse der Jugendlichen sind und mit welchen Online-Formaten wir diese erreichen können. Zum Beispiel mit Podcasts», sagt Rustichelli.

Die Easyvote-Webinare, welche über die zur Abstimmung stehenden Vorlagen informieren, wird es noch dieses und nächstes Jahr geben. Danach analysiert die ASO ihre Nutzung.

Grundsätzlich kämpft die ASO mit einem Problem, dass auch viele Schweizer Organisationen und Vereine kennen: Die jüngeren Leute möchten sich nicht mehr engagieren.

«Vor allem nicht längerfristig», sagt Rustichelli. Manchmal scheint auch das Verständnis für die ASO als Organisation zu fehlen.

«Vielen ist nicht bewusst, dass sie als Auslandschweizer Rechte haben, für die unsere Organisation gekämpft hat.» Leute zu finden sei in den 17 Jahren, die Rustichelli schon bei der ASO ist, schwieriger geworden.

Jahrestreffen in der dritten Augustwoche

Die ASO ist im ständigen Wandel auf der Suche nach Mitteln, wie sie die Schweizerinnen und Schweizer im Ausland am besten erreicht. Die Ankündigung im Juli, dass der traditionelle Auslandschweizer-Kongress im Sommer nur noch alle vier Jahre stattfinden wird, hat für Diskussionen gesorgt.

Auch am vergangenen Kongress der jungen Swiss Abroad hat sich ein Teilnehmer gemeldet – weil er wissen wollte, ob er jetzt noch Ermässigung auf das Zugbillett erhalten kann.

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«Es wird immer noch ein Jahrestreffen geben, aber in einem leichteren Format», sagt Rustichelli. Die Sitzung des ASR steht im Mittelpunkt, davor und danach finden Veranstaltungen statt für den Austausch und das Netzwerken.

Nach dem einmaligen Versuch, den Kongress 2024 im Juli abzuhalten, wird die Veranstaltung künftig wieder zum gewohnten Termin zurückkehren.

«Die Veranstaltung steht allen Interessierten offen, die in die Schweiz wohnen oder in die Schweiz kommen möchten und sich für diese eher politischen Themen interessieren.»

Vor zwei Jahren hat die ASO eine Analyse aller je abgehaltenen Kongresse gemacht, um herauszufinden, wie sich die Angebote der ASO entwickelt haben.

«In den 30er-Jahren hat die ASO kurze Newsfilme in die Welt herausgeschickt, welche von den Dachorganisationen in Fernsehschauen gezeigt wurden», erzählt Rustichelli. «Die Angebote unserer Organisation entwickeln sich im Laufe der Zeit, um den Erwartungen der Gesellschaft gerecht zu werden.»

«Wir werden in der dritten Augustwoche immer etwas anbieten», sagt Rustichelli. «Die politischen Aktivitäten stehen im Zentrum. Doch es wird auch einen Teil für Austausch und Networking geben.»

Wichtig ist Ariane Rustichelli, dass die ASO den Swiss Abroad etwas anbieten kann, das sie sonst nicht hätten. Touristische Ausflüge an schöne Orte, wie sie bisher zum Rahmenprogramm des Kongresses gehörten, seien auch allein möglich.

Die ASO erwägt daher, thematische Events zur Schweiz als Forschungs- und Innovationsland zu organisieren, bei denen die Teilnehmenden Einblicke erhalten, die sie sonst nicht hätten, etwa bei der Besichtigung einer Firma oder eines Startups.

Editiert von Balz Rigendinger

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