Junge Schweizer:innen setzen vermehrt auf ChatGPT und KI
Laut der Zürcher "JAMES 2024"-Studie ist die Nutzung von Tools mit künstlicher Intelligenz wie ChatGPT unter Jugendlichen üblich geworden, ein Drittel nutzt sie jede Woche. Diese Tools sind zwar praktisch, aber für eine gesunde Nutzung ist laut einer Expertin kritisches Denken erforderlich.
Seit 2010 untersucht die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) alle zwei Jahre die Mediennutzung von Jugendlichen. Die von der Swisscom in Auftrag gegebene Studie mit dem Namen «JAMES» (Jugend Medien Aktivität Umfrage Schweiz) untersucht das Freizeit- und Medienverhalten von rund 1200 Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren.
Neu dabei in diesem Jahr sind Tools mit künstlicher Intelligenz (KI) wie ChatGPT. Diese werden von einem Drittel der jungen Befragten im Jahr 2024 wöchentlich genutzt.
Information und kritisches Denken
Die KI wird hauptsächlich als Informationsquelle genutzt. Sie ist einfacher zu bedienen als Suchmaschinen und man muss ihr nur eine Frage stellen, um eine klare Antwort zu erhalten.
Es stellt sich jedoch die Frage, wie verlässlich diese Antworten sind: Selbst wenn diese Werkzeuge leistungsfähig sind, ist es nicht unmöglich, dass sie sich irren. Daher ist es wichtiger denn je, Informationen zu überprüfen.
Die Ergebnisse der Studie überraschen Noemi Knobel, Erzieherin und Trainerin für digitale Bildung, nicht. «Künstliche Intelligenz kommt mit rasender Geschwindigkeit in unsere Welt. Daher ist es nur natürlich, dass auch junge Menschen sie nutzen.»
Langfristige Auswirkungen unbekannt
Die langfristigen Auswirkungen könne man nicht voraussehen, es sei denn, man sei in der Lage, in die Zukunft zu reisen, erklärt die Expertin humorvoll in der Sendung «On en parle» des Westschweizer Fernsehens RTS.
Diese Ankunft der künstlichen Intelligenz schafft neue Praktiken und Reflexe. «Was mir Sorgen bereitet, ist das Urteilsvermögen und das kritische Denken. Wenn ich Chat GPT eine Frage stelle, denke ich dann nicht weiter?», fragt Knobel.
«Das macht mir ein bisschen Sorgen. Wenn die Jugendlichen mal keinen Zugang zu dem Tool haben, werden sie dann einen kritischen Geist entwickeln? Knobel weist jedoch darauf hin, dass die KI auch gute Seiten hat, etwa einen schnellen und kompakten Zugang zu Informationen.
Druck zur Perfektion
Künstliche Intelligenzen verfassen ihre Antworten oft in einer tadellosen Sprache. Eine Perfektion, die für junge Menschen, die bereits unter Druck stehen, problematisch werden kann, meint Knobel.
«In unserer Gesellschaft wird die Unvollkommenheit nicht so sehr geschätzt. Die Jugendlichen sagen sich: ‹Wenn ich chatGPT benutze, ist es perfekt›. Sie dürfen nicht vergessen, dass wir menschlich sind.»
Knobel rät den Jugendlichen, Vertrauen zu fassen. «Du musst wissen, welche Ideen du hast. Stehe zu dem, was du bist, und habe keine Angst. Auch wenn die Maschine dir etwas anderes sagt, kannst du deine Ideen behalten.»
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