Lukas Weber: «Ich sehe mich als Brückenbauer»

Lukas Weber, der neue Direktor der Auslandschweizer-Organisation, redet über den neuen Job und sagt, wie dieser zu seinen Werten passt.
Der Auslandschweizerrat, das «Parlament» der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, tagte letzte Woche in Bern.
Auch Lukas Weber war anwesend. SWI swissinfo.ch sprach dort mit dem Mann, der Mitte April den Posten des ASO-Direktors von Ariane Rustichelli übernehmen wird.
SWI swissinfo.ch: Lukas Weber, warum haben Sie sich auf diesen Job beworben?
Lukas Weber: Die Funktion des ASO-Direktors vereint viele Aspekte, die mich bei der Arbeit faszinieren, etwa die Entwicklung einer Organisationskultur und das Einbringen einer Vision.
Auch das breite Spektrum an Aufgaben und die überschaubare Grösse des Teams haben mich von der Stelle überzeugt.
Mir gefällt die Vorstellung, für eine Organisation arbeiten zu können, die Schweizerinnen und Schweizer zusammenbringt und dabei nach gemeinsamen Nennern sucht.

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Wie sieht Ihre Vision für die ASO aus?
Es ist noch zu früh, um das zu sagen. Im Moment geniesse ich die Atmosphäre, lese viel und treffe mich mit vielen Leuten.
In den kommenden Monaten möchte ich mir Gedanken darüber machen, wie ich die ASO weiter voranbringen kann.
Was sind Ihrer Meinung nach die zukünftigen Herausforderungen der Organisation?
Die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer zusammenzubringen und ihre Interessen zu vertreten, ist eine Aufgabe, die immer aktuell bleibt.
Ich denke, die ASO kann das unterstützen, indem sie ihre Sichtbarkeit in den sozialen Netzwerken erhöht und die neuen Technologien nutzt, um effizienter auf ihre Bedürfnisse einzugehen.
Haben Sie eine Erfahrung als Auslandschweizer oder eine Verbindung zu dieser Gemeinschaft?
Ich habe während meines Studiums im Energiebereich ein Jahr in Kalifornien gelebt.
Der amerikanische Patriotismus hat mich sehr berührt. Ich habe ihn hautnah erlebt, denn mein erster Arbeitstag war der 11. September 2001. Ich habe gesehen, wie die Amerikanerinnen und Amerikaner damals zusammenkamen und zueinander fanden.

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Wie haben Sie Ihren Auslandaufenthalt erlebt?
Ich habe mein Land und Europa mit anderen Augen gesehen, weil ich so weit weg war. Damals dachte ich, dass die europäischen Länder sehr unterschiedlich sind.
Doch als ich mich in den USA mit anderen europäischen Ausgewanderten unterhielt, stellte ich fest, dass wir tatsächlich viele Gemeinsamkeiten haben.
In den USA ist das soziale Netz weniger dicht und die Menschen sind offener. Die soziale Kontrolle ist dort weniger stark ausgeprägt als in der Schweiz. Um das zu erkennen, braucht man etwas Abstand.
2017 haben Sie ein Referendum gegen das vom Bundesrat angestrebte Energiegesetz ergriffen. Sie sind auch Vorsitzender der «Arbeitsgruppe Christen und Energie». Wie bringen Sie Ihre neue Funktion mit Ihren stark ausgeprägten christlichen und politischen Werten in Einklang?
Im Rahmen des Referendums ist es mir gelungen, mehrere politische Parteien für unsere Sache zu gewinnen. Um dies zu erreichen, musste ich meine parteipolitische Facette zurücklassen, um gut zusammenzuarbeiten. Dasselbe will ich auch in der ASO tun.
Ich wurde in einem linksgerichteten Milieu sozialisiert und wurde aus Überzeugung liberal-konservativ. Mein Studium der politischen Philosophie und meine Zweisprachigkeit ermöglichen es mir, einen Schritt zurückzutreten und andere Kulturen zu verstehen. Ich sehe mich als Brückenbauer.

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Über welches Netzwerk verfügen Sie, um die Interessen der Fünften Schweiz gut zu vertreten?
Ich muss mein Netzwerk noch ausbauen und insbesondere die Mitglieder der Parlamentarischen Gruppe «Auslandschweizer» besser kennenlernen.
Auch der Auslandschweizer-Rat, der vor kurzem stattgefunden hat, bietet mir Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen.
Zudem habe ich in den Parlamentsdiensten gearbeitet. Ich kenne also die Gepflogenheiten und habe keine Schwierigkeiten, auf Parlamentarier zuzugehen. Das erleichtert das Networking.
Ich bin auch davon überzeugt, dass menschliche Beziehungen und Vertrauen die Grundlage für eine gute Arbeit und gute Ergebnisse sind.
Welche Prioritäten werden Sie setzen?
Wenn ich ein Amt antrete, stelle ich mir immer die Frage: «Was würde man tun, wenn die Organisation heute gegründet würde?»
Diese Methode ermöglicht es, über Traditionen hinauszudenken und jene Traditionen aufzugeben, die für das Erreichen der Organisationsziele nicht mehr wirksam sind. Und es ist immer einfacher, dies am Anfang zu tun, bevor man in das System hineingezogen wird.
Ich hoffe, dass ich diesen Geist aufrechterhalten kann, damit wir eine gemeinsame Vision entwickeln und die treibenden Kräfte der ASO in diese Richtung lenken können.
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Editiert von Samuel Jaberg, Übertragung mit Hilfe von Deepl: Balz Rigendinger

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