Luxusinternate in der Schweiz: Eliteausbildung oder goldener Käfig?
In der Schweiz befinden sich die teuersten internationalen Privatschulen der Welt. Mit über 150'000 Franken pro Schuljahr gehört das Collège alpin international Beau Soleil in Villars-sur-Ollon dazu. Das Westschweizer Fernsehen RTS besuchte die Schule.
Wer im Collège alpin international Beau SoleilExterner Link in den Waadtländer Alpen studieren will, muss für ein Schuljahr mehr als 150’000 Franken hinblättern. Das ist der Preis für einen Unterricht nach Mass.
An diesem Tag teilt sich die 16-jährige Diane ihren Naturwissenschaftslehrer mit zwei weiteren Schülerinnen. «Die maximale Schülerzahl ist acht», sagt sie gegenüber der Westschweizer Tagesschau «19h30». «Das ist aber nicht meine kleinste Klasse, manchmal bin ich sogar mit dem Lehrer allein.»
«Wir sind die ganze Zeit bei ihnen, sie wissen, dass wir für sie da sind» sagt der Lehrer Jean-Luc Blanchet. «Diese kleine Klassengrösse ermöglicht einen Unterricht, der näher bei den Schülerinnen und Schülern ist und auf ihre Bedürfnisse eingeht.»
300 Jugendliche aus 60 verschiedenen Ländern
3D-Drucker, Roboter – die Schule ist mit den neusten Geräten ausgestattet. Das zieht die Elite aus aller Welt an: Prinzen und Prinzessinnen, Künstlerinnen wie Charlotte Gainsbourg und Sportler wie Jacques Villeneuve.
Hier studieren und leben 300 Jugendliche aus 60 Nationen im Alter von 11 bis 18 Jahren. Nur wenige von ihnen stammen aus der Schweiz.
«Es war immer schwierig, so weit von meiner Familie entfernt zu sein. Aber da ich nicht so weit weg wohne, kann ich sie so oft wie möglich sehen. Ich stehe meiner Familie sehr nahe, wir telefonieren sehr oft», erzählt Diane.
Die Franko-Kosovarin stammt aus Strassburg. Weder ihr Nachname noch jene ihrer Klassenkameradinnen und -kameraden werden uns preisgegeben. Anonymität ist einer der Gründe, warum ihre Eltern sie in die Schweiz geschickt haben.
Die Schule führt eine Liste mit Erwartungen an die Schülerinnen und Schüler, wo sich überraschende Kriterien finden: «Freundlichkeit und Enthusiasmus», sagt Schulleiter Stuart White.
Aber es geht auch um Geld: «Wir machen kein Geheimnis daraus, dass wir eine Schule sind, die hohe Gebühren für eine Ausbildung verlangt, die wir für die Beste halten, die es gibt.»
In dieser Art von Schule kauft man sich auch sein zukünftiges Adressbuch: «Wir reden viel über unsere Zukunft, wir sagen, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren und vielleicht mal Geschäfte zusammen machen werden», sagt Diane.
Aufwachsen in der Schweiz und dann das Land verlassen
Nach dem Unterricht werden die Schülerinnen und Schüler zu sportlichen oder kreativen Aktivitäten ermuntert. Alles findet im Rahmen der Schule statt, einem wahren goldenen Käfig, der sich zwar in Villars-sur-Ollon befindet, aber von der Realität des Orts völlig abgekoppelt ist.
«Wir machen alles mit Vollgas, und es stimmt, dass wir weniger Zeit für uns selbst haben», sagt Diane während ihrer Fitnessstunde mit dem Privattrainer der Schule.
Ausserdem gibt es an einem Vormittag in der Woche Skikurse im Skigebiet. Auch dort hat die Schule ihr eigenes Restaurant.
Wie 80% der Schülerinnen und Schüler von Beau Soleil sieht Diane ihre Zukunft nicht in der Schweiz. Ihr Traum ist es, in Harvard zu studieren und Marketingdirektorin einer Luxusfirma zu werden. Sie und ihre Eltern setzen alles daran, diesen Traum zu verwirklichen.
Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub

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