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Marius Bear – als Kind gehänselt und als Musiker beklatscht

Wenige wochen vor der ESC-Teilnahme wurde Marius Baer 2022 mit der Diagnose seines Vaters konfrontiert. Er hatte einen Hirntumor und ist im vergangenen Jahr gestorben.
Wenige wochen vor der ESC-Teilnahme wurde Marius Baer 2022 mit der Diagnose seines Vaters konfrontiert. Er hatte einen Hirntumor und ist im vergangenen Jahr gestorben. SRF/Nina Loosli

Seit der Appenzeller 2022 die Schweiz am ESC in Turin vertreten hat, haben rund 150 Millionen Menschen den Namen Marius Bear und den Song «Boys Do Cry» schon einmal gehört. So viele verfolgen den ESC jedes Jahr weltweit am TV.

Soeben ist die Single «Forever» von Marius Bear erschienen. Mit dem Song will er einen Impuls für 2025 setzen. Seine Botschaft: Hoffnung und Freude gehören in den Alltag – auch in herausfordernden Zeiten.

Art on Ice 2025

Marius Bear, der bei Art on Ice bereits im Jahr 2023 als kurzfristiger Ersatz für den Ausfall von Rag’n’Bone Man eingesprungen ist, wird bei der aktuellen Tour vom 6. bis 15. Februar mit seinen Songs live auf der Bühne zu sehen sein.

Marius Bear on Tour Im Herbst ist eine Tour durch die Schweiz geplant.

Bis er den ESC-Zenit erreicht hat, gab es im Leben des Schweiz-Australischen Doppelbürgers Einschnitte, die prägend waren:

1. Kulturschock: von Australien nach Appenzell

Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte der gebürtige Marius Hügli in Australien. Seine Eltern sind ausgewandert und führten ein Leben, das Marius als positiv in Erinnerung hat.

Mit dem Camper und viel Lebensfreude sei die Familie herumgezogen, bis sie in die Schweiz zurückkehrten. Von Australien nach Appenzell – ein Kulturschock sei das gewesen. «Was bist denn du für einer?», hätten sie ihn im Kindergarten gefragt.

2. Mobbing in der Schule

Von der australischen Lebensfreude konnte Marius in Appenzell erstmal nur träumen. «Ich wog 60 Kilo, als ich in die erste Klasse kam», sagt der Hüne, der heute noch 130 Kilo auf die Waage bringt. Er wurde gemobbt und erlebte hautnah, wie brutal Kinder sein können. In der dritten Klasse habe er sich zum ersten Mal so richtig verliebt. In ein Mädchen, das vor ihm sass. Er habe sie angehimmelt und als sie sich eines Tages zu ihm umdrehte und fragte: «Marius, willst du mit mir zusammen sein?» und er mit «ja» antwortete, meinte sie: «Ich aber nicht mit dir». Brutal sei das gewesen und nicht ohne Folgen. Nach diesem Erlebnis habe er zwei, drei Jahre lang gestottert.

3. Vom Offizier zum Strassenmusiker

Marius Weg war vorgezeichnet. Der gelernte Baumaschinenmechaniker sollte einst den Familienbetrieb übernehmen. Doch es kam anderes. Wider der pazifistischen Haltung seines Vaters entschied sich Marius für den Militärdienst.

hm sei es nicht ums «Chriegerle» gegangen, sondern um die Menschen. Vom Gemüsebauern, Musiker bis zum Banker waren alle Schichten vertreten. Das habe ihm so gefallen, dass er weitergemacht hat. Die Offizierschule wurde zum Türöffner seiner späteren Karriere.

Nach einem Antrittsverlesen seien zwei Jungs, Metal-Typen aus Solothurn, auf ihn zugekommen und meinten: «Du hast eine so geile Stimme, du musst in unsere Metalband kommen.» Im Zimmer hätten sie angefangen zu spielen und da habe er gemerkt: «Wow, da kommt eine Emotion aus mir heraus, die ich noch nie hatte.»

Das war Motivation genug, die alte Gitarre aus der Schulzeit wieder hervorzuholen und noch im Militär Covers zu üben. Mit dem Militär-GA und zivilen Kleidern in der Tasche sei er dann jeweils am Wochenende nach Freiburg gereist, um Strassenmusik zu machen. «Möglichst weit weg von Appenzell, damit meine Kollegen das ja nicht hören».

Der erste Versuch war ernüchternd. Nach zwei doppelten Whiskys lief es aber, sagt Marius Bear. «Ich habe innert einer Stunde 65 Franken eingespielt.» Genug, um die nächsten acht Monate die Strassen zu bespielen. Nicht als Marius Hügli, sondern als Marius Bear.

Kollegen hätten ihn auf den Namen gebracht. Er sehe aus wie ein Bär – gross, schwer und ruhig, aber wenn er ausraste, raste er aus. Seither bezeichnet er den Bären als sein «spirit animal» – das Tier, das ihm für die weitere Karriere Kraft gibt.

Vom ehemaligen Management hat er sich im letzten Jahr verabschiedet. Diesen Job macht jetzt seine Verlobte Jasmin. Sie seien jetzt wie ein «Gastronomenpäärli», das mit gepaarter Energie die private und musikalische Zukunft meistert.

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