Versicherung bei Naturkatastrophen: Wo steht die Schweiz?
Gemeinsam mit einem Experten werfen wir einen Blick auf den Versicherungsschutz und ziehen dabei Vergleiche zur Katastrophe, die durch die verheerenden Brände in Kalifornien ausgelöst wurde.
In Kalifornien, wo mehr als 13 Millionen Menschen von den Bränden betroffen sind, sind Feuer und Flammen im Zuge des Klimawandels zu einer Konstante geworden.
So sehr, dass vielen Hausbesitzer:innen in den letzten fünf Jahren ihre Versicherungspolicen von den Versicherungsgesellschaften wegen der Brandgefahr gekündigt wurden: Fast 3 Millionen Feuerversicherungspolicen wurden gekündigt, da sie in dem amerikanischen Bundesstaat inzwischen als zu häufig und zu umfangreich gelten.
Ein Fall, der in der Schweiz glücklicherweise nicht möglich wäre: Eine Police, die Naturschäden abdeckt, muss auch Brände abdecken. «Eine Versicherung kann sich nicht zurückziehen, selbst wenn sie wollte», sagt Eduard Held, Direktor des Naturschadenpools des Schweizerischen Versicherungsverbandes, im Gespräch mit RSI.
Er fügt hinzu, dass die Schäden in der Schweiz zwar zunehmen, aber «vor allem durch den Anstieg der Versicherungswerte». Was die Auswirkungen des Klimawandels anbelangt, so sind diese bisher «in den Statistiken nicht wirklich sichtbar».
Versicherung für Hauseigentümer:innen nicht in allen Kantonen obligatorisch
In der Schweiz ist das Deckungssystem je nach Kanton sehr komplex, lässt sich aber wie folgt zusammenfassen:
Für Mieter:innen ist die Hausratversicherung – im Wesentlichen gegen Feuer, Elementarschäden und Diebstahl – in fast allen Kantonen fakultativ. Hauseigentümer:innen hingegen sind verpflichtet, eine kantonale oder private Versicherung gegen Feuer und Elementarschäden wie Sturm, Hagel, Überschwemmung und Erdrutsch abzuschliessen.
Dies ist auch der Grund, weshalb 95% des Immobilienbestands in der Schweiz gedeckt sind. In sieben Kantonen, darunter das Tessin, besteht mehr Wahlfreiheit.
Die anderen sind Genf, Uri, Schwyz, Appenzell Innerrhoden, Wallis und Obwalden. In diesen Kantonen bestehe keine Pflicht, sich gegen Feuer oder gar Elementarereignisse zu versichern, erklärt Held.
Ist die Situation im Tessin also risikoreicher? «Ich würde sagen, nein», sagt der Experte und weist darauf hin, dass der Anteil der «Versicherungsdurchdringung» im Kanton «sehr hoch ist, über 90%». Das System der Solidarität zwischen denjenigen, die in weniger gefährdeten Gebieten leben, und denjenigen, die in stärker gefährdeten Gebieten wohnen, scheint sich im Moment zu bewähren.
Held verweist in diesem Zusammenhang auf den heftigen Hagelsturm in der Region Locarno im August 2023: ein Ereignis von aussergewöhnlichem Ausmass, bei dem das Versicherungssystem jedoch «den Test bestanden» hat.
Andererseits bleibt das Thema Erdbeben auf dem Tisch, da nur 15% der Gebäude versichert sind. Um hier Abhilfe zu schaffen, hat die Regierung einen Vorschlag gemacht, der den Versicherern jedoch nicht gefällt. Und so wird er erneut diskutiert werden.
Übertragung aus dem Italienischen mit der Hilfe von Deepl: Janine Gloor
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