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Verspielt, gefrässig, wachsam: Eine Hommage an das Murmeltier 

Murmeltier
Gewusst? Murmeltiere gehören zur Familie der Eichhörnchen. Beides sind Nagetiere. Keystone/Sigi Tischler

Frühlingserwachen bei den Murmeltieren: Warum das Leben dieser Tierchen in den Alpen kein Zuckerschlecken ist. 

April. In den Alpen liegt noch Schnee, doch die Murmeltiere strecken schon mal vorsichtig ihre Köpfchen aus dem Bau. Sie haben gerade sechs Monate geschlafen. Und denken jetzt vor allem an eines: Paarung. 

Es muss zackig gehen – und das Timing muss stimmen 

Gleich nach dem langen, tiefen Winterschlaf geht es zur Sache. Schliesslich soll der diesjährige Nachwuchs bald auf die Welt kommen, damit er bis zum nächsten Winter so viel wie möglich futtern und genügend Fettreserven aufbauen kann. Nur das Alphapärchen paart sich. Und das Timing muss stimmen: Das Weibchen ist nur an einem einzigen Tag pro Jahr empfänglich. 

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Nach etwa einem Monat kommen die Babys nackt und blind zur Welt. Sie wiegen nur 30 Gramm. Das Wichtigste ist jetzt, sich den Bauch mit Gräsern und Kräutern vollzuschlagen. Und sich vor unbequemen Nachbarn in Acht zu nehmen. Steinadler, Fuchs und Wolf sind nie weit weg und auch deren Jungtiere haben Hunger. 

Die 50-minütige Dokumentation hat das turbulente Leben eines jungen Männchens «Mox» drei Jahre lang verfolgt. Der Film ist auf Play SRF verfügbar.Externer Link 

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Stellen die Murmeltiere Wachtposten auf? 

Nein. Entgegen der allgemeinen Vorstellung gibt es keine Späher. Stattdessen warnt jedes einzelne Murmeltier seine Artgenossen, wenn es eine Gefahr sieht. Jungtiere müssen die typischen, unüberhörbaren Pfiffe übrigens erst üben. Und: Eigentlich sind es Schreie, keine Pfiffe. Der schrille Ton kommt nämlich aus dem Kehlkopf. 

Mit ihrem 300-Grad-Panoramablick behalten Murmeltiere ihre Umgebung stets im Auge. Wachsamkeit hat oberste Priorität. Möglicherweise lauert ein Fuchs oder ein Wolf oberhalb des Baus. 

Winterschlaf: Murmeltiere machen Pipi-Pausen 

Ab Ende September ziehen sich die Murmeltiere dann wieder in ihren sorgfältig vorbereiteten Bau zurück. Es sind komplexe Bauten, bis zu zwanzig Meter lang, mit mehreren Zugängen und verschiedenen Kammern. Die Murmeltiere bauen ein weiches Nest aus getrocknetem Gras und verschliessen den Eingang mit Erde, Heu und Fell, um den Luftaustausch zu verhindern. Dadurch steigt der Kohlendioxidgehalt, was eine Art Narkose bewirkt. 

Das zeigte eine Schülerin aus Thun vor drei Jahren in ihrer Maturaarbeit.Externer Link Murmeltiere im Münstertal pfiffen in der Studie deutlich höher und teilweise länger als die Artgenossen im Bernbiet. Eine Überraschung ist das allerdings nicht: Murmeltiere passen sich den lokalen Begebenheiten an. Wenn es in ihrem Revier zum Beispiel weniger Hügel oder weniger Wind hat, müssen die Tiere auch weniger laut rufen. 

Der ganze Clan überwintert eng beieinander, um die Überlebenschancen zu erhöhen. Ihre Körpertemperatur sinkt auf 8 Grad Celsius und der Herzschlag reduziert sich auf 30 Schläge pro Minute. Alle paar Wochen wachen sie auf, um in einer separaten Kammer auf die Toilette zu gehen. Während des Winters verlieren Murmeltiere bis zu einem Drittel ihres Körpergewichts. 

Im April erwachen sie wieder und haben vor allem zwei Dinge im Kopf: Fressen und Fortpflanzen. Und im Fall von «Mox» – das Alphamännchen zu werden. 

Redaktioneller Hinweis

Dieser Artikel wurde am 5. April 2024 zum ersten Mal auf SRF.ch veröffentlicht und für die TV-Wiederholung überarbeitet.

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