Von Plagen heimgesucht
Unterdessen hat es Yanick Iseli doch noch zurück nach Nicaragua geschafft. Doch statt zwischen blühenden Bäumen und Pflanzen fand er sich vor einem Schlachtfeld wieder – ungewünschte Besucher hatten während seiner Abwesenheit das Grundstück heimgesucht.
Anders als beim ersten Versuch klappte die Rückreise nach Nicaragua beim zweiten Anlauf gut: Mit einer anderen Fluggesellschaft flug der Schweizer Auswanderer Yanick Iseli dieses Mal von Zürich nach Paris, von dort weiter nach San José in Costa Rica, und dann mit dem Car nach Managua, die Hauptstadt Nicaraguas. «Alles bestens, und der Reisecar war sehr komfortabel», rapportiert Iseli.
Mit dem öffentlichen Bus fuhr Iseli von der Hauptstadt weiter nach Matagalpa und stand also Ende März wieder auf seinem Grundstück in der Nähe von San Ramon, im Norden Nicaraguas. Es war «eine Rückkehr en catastrophe», sagt er. Sein einziger Angestellter, der Gärtner, hätte während seiner Abwesenheit zum Grundstück schauen und sich um die Pflanzen kümmern sollen.
Dieser Beitrag ist Teil einer Serie über das Auswandern. SWI swissinfo.ch begleitet den Schweizer Yanick Iseli auf seinem Abenteuer nach Nicaragua und liefert gleichzeitig Informationen und Tipps rund ums Thema Auswanderung.
Doch dieser hatte sich wortwörtlich vom Acker gemacht, um stattdessen in einer neu eröffneten Goldmine arbeiten zu gehen – «eine sehr harte Arbeit, aber gut bezahlt», erklärt Yanick Iseli.
Als Stellvertreter hatte er zwar einen jungen Burschen geschickt, um die Pflanzen zu giessen. «Doch offenbar hatte dieser keine Ahnung von der Arbeit, vor allem nicht von Pflanzenkrankheiten», bedauert Iseli.
Termiten, gross und zahlreich
Zudem hatte eine wahre Plage Iselis Grundstück heimgesucht: «Termiten haben bei meinen Kaffeepflanzen fast alles kahlgefressen!» Nun musste Iseli einerseits versuchen, die Kaffeesträucher zu retten, und andererseits gegen die Termitenkolonien kämpfen. «Sie sind gross und zahlreich!»
Doch das war noch nicht alles. Auch Pferde waren in den Garten eingedrungen und hatten fast alle Bananenstauden und Blätter der Bäume abgefressen. «Dabei hatte ich meinem Gärtner mehrmals gesagt, er solle einen Stacheldraht rund um das Anwesen ziehen.»
Immerhin war der Gärtner nicht völlig abgetaucht – Iseli bestellte ihn zu sich und machte einen Rundgang im Garten, um die Schäden zu inspektieren. Der Gärtner schaute betreten auf den verwüsteten Boden.
«Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn nach all den Fehlern und dem Anlügen nicht weiter beschäftigen könne – wenn er lieber in den Minen arbeiten wolle, dann solle er gehen. Und er ging. Fast erleichert», sagt Iseli.
Frischer Mut
Doch aufgeben kennt Iseli nicht. Kurzerhand schaltete er ein Inserat, um einen neuen Angestellten zu finden – und kam in Kontakt mit einem Mann, der über 15 Jahre Erfahrung in Biolandwirtschaft und Permakultur hatte. Iseli war höchst interessiert; sein Ziel ist es, sein Grundstück möglichst ökologisch und nachhaltig zu bewirtschaften. Schliesslich fand dieser Gärtner jedoch eine besser bezahlte Stelle.
Doch: «Ich habe einen Mann gefunden, der seine Arbeit gerne und gut macht. Er hat zwar keine Ahnung, was biologische Landwirtschaft bedeutet und hat von Basilikum noch nie etwas gehört, aber er ist offen für neue Methoden», sagt der Jurassier lachend.
Iselis Enthusiasmus ist zurück. Zurzeit steht vor allem auch der weitere Ausbau des Hauses an. Nun müssen die Wände – eine Mischung aus Stroh und Erde – mit Lehm verputzt werden.
Inzwischen wohnt er Vollzeit in seinem halbfertigen Haus. Das Miethaus in San Ramon hat er abgegeben. «Es ist schön, in meinen eigenen vier Wänden zu wohnen – auch wenn die Wände noch nicht ganz fertig sind.»
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