Was die SRG-Umfrage über die Schweiz verrät
Die SRG wollte vor den Wahlen wissen: Wie tickt das Land? Wir besprechen die Umfrage-Resultate in unserem Format "Let's Talk".
Wer sich um das Klima sorgt, ist in der Schweiz in guter Gesellschaft. Sieben von zehn Schweizer:innen geht es gleich. Das ist das Ergebnis einer grossen Umfrage, welche das Forschungsinstitut gfs.bern im Auftrag der SRG, zu der auch swissinfo.ch gehört, gemacht hat.
Urs Bieri, Co-Leiter am gfs.bern, sagt zu den Ergebnissen: «Der Schweiz geht es gut, vielleicht sogar sehr gut.»
Die Schweizer seien zufrieden mit ihrem Alltag, auch wenn der Beruf vielen durchaus Probleme bereite.
Es gebe aber auch ein kleine, jedoch relevante Gruppe, die sich täglich mit existenziellen Herausforderungen herumschlage. «Diese Gruppe ist unzufrieden, einsamer, manchmal sogar traurig», sagt der Politologe.
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Grosse Umfrage zur Schweiz: Eine heile Welt mit Rissen
Studiogast Nicole Töpperwien von SoliswissExterner Link, einer Genossenschaft, die Schweizerinnen und Schweizer im Ausland berät, sieht die Situation bei diesen ähnlich: Auslandschweizer:innen sind dort, wo sie leben, grundsätzlich zufrieden.
Ein Beispiel dafür sei die Covid-Phase gewesen. Selbst in dieser schwierigen Phase sei der Tenor stets gewesen: «Wir möchten im Ausland bleiben, wenn das irgendwie möglich ist.»
Zum erhobenen Sorgenbarometer erklärt Urs Bieri von gfs.bern: «Erst mit Wohlstand ergibt sich die Möglichkeit, sich um die grossen Themen zu sorgen und nach Lösungen zu suchen.»
Zudem gebe es Themen, die für bestimmte Werthaltungen und Gruppen relevanter seien. Dazu zählten etwa Neutralität oder Migration, denen vor allem bei der Rechten mehr Bedeutung zugemessen werde.
Diskussion mit Ausgewanderten
In der Diskussion vertieft haben wir die Themen «Klimawandel» und «Schweizer Identität».
Soliswiss-Geschäftsführerin Nicole Töpperwien sagt, dass Schweizerinnen und Schweizer im Ausland zunehmend von Naturkatastrophen betroffen sind.
Darum habe Soliswiss die Statuten angepasst, «so dass wir jetzt mit unserem Hilfsfonds unterstützen können, wenn es zu Naturkatastrophen kommt.»
Bei «Let’s Talk» zugeschaltet waren auch zwei Ausgewanderte: Die pensionierte Journalistin und Kommunikationsfachfrau Isabel Baumberger aus Berlin sowie der Ingenieur Nicolas Szita aus London, er ist Mitglied der SVP International.
Szita zweifelt den Klimawandel zwar nicht an, teilt aber nicht «die Vorstellung einer Apokalypse, die vor uns liegt». Privat habe seine Familie die letzten beiden Winter aber überzeugt und mit grosser Konsequenz aufs Heizen verzichtet, erzählt der Wissenschafter.
Isabel Baumberger entgegnet ihm in der Diskussion: «Wenn wir so weitermachen ist ein grosser Teil der Welt in 50 Jahren nicht mehr bewohnbar.» Sie fordert gesellschaftliche Massnahmen, um mit Umwelt anders umzugehen, etwa staatliche Lenkungsmassnahmen.
Schweiz-Gefühl hält das Land zusammen
Zum Thema Schweizer Identität sagt Urs Bieri: «Das Gefühl, Schweizer:in zu sein, ist sehr wichtig.» Es gebe der Schweiz eine Klammer.
Auf die Frage nach einem neuen nationalen Bewusstsein sagt Bieri: «Vielleicht gibt es tatsächlich wieder ein bisschen mehr Stolz als wir es in den letzten 20 Jahren hatten.»
Die Bevölkerung spüre, dass die Schweiz eine Insel der Glückseligkeit sei, auch gegenüber dem nahen Ausland. «Dies wird zur Kenntnis genommen und wohlwollend beurteilt», sagt er.
Nicole Töpperwien geht davon aus, dass eine nationale Identität auch für die allermeisten Auslandschweizer zentral ist. Diese würden auch unbefangener mit Symbolen wie Nationalflagge oder Kuhglocken umgehen.
Nicolas Szita stellte in seinen Jahren im Ausland fest, dass die Schweiz mit ihren Werten wie direkte Demokratie und Neutralität umso mehr geschätzt wird, je weiter man weg sei von Europa. Dies gelte nicht nur für Auslandschweizer:innen, sondern auch für die Wahrnehmung der Schweiz an den jeweiligen Orten.
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