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«Wie konnte es in Australien so weit kommen?»

Die Lage in Australien habe sich momentan ein wenig stabilisiert, berichtet Auslandschweizerrat Roland Isler aus Melbourne. Der Wetterumschwung der vergangenen Woche trägt sicherlich dazu bei. 

Trotzdem: 38 Brände seien nach wie vor ausser Kontrolle. SWI swissinfo.ch hat Roland Isler zur momentanen Situation befragt. 

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Wie sieht die Wetterlage derzeit aus?

Roland Isler: Diese Woche hat sich die Wetterlage in meinem Gliedstaat Victoria spektakulär geändert. Der Mittwoch begann hier in der Nähe von Melbourne mit heissen Temperaturen und dann, innerhalb von zwei Stunden, rollte eine riesige Gewitterlage über uns hinweg. Sie brachte starke Abkühlung und heftigen Regen – genau das was wir so sehnlichst brauchen!

Sie haben in den Sozialen Medien dazu aufgerufen, für verschiedene Institutionen, die gegen die Brände kämpfen, zu spenden. Was hat Sie dazu bewogen, selber aktiv zu werden?


«Australier halten zueinander in Not und ich bin sicher, dass auch unsere Schweizer Gemeinde ihren Beitrag dazu leistet.»

R.I.: Buschbrände sind ein natürliches Ereignis in Australien und meistens richten sie nicht allzu grossen Schaden an. Das ist aber nicht immer so. Ich habe schon schlimme Feuer erlebt, zum Beispiel in 2009 in Victoria, wo innerhalb von zwei Tagen 173 Menschen ums Leben kamen. Noch nie aber habe ich Brände von diesem Ausmass erlebt, wie wir sie jetzt haben. 

Die professionellen und freiwilligen Feuerwehr-Brigaden sind total überfordert. So viel unserer einzigartigen Natur wurde zerstört. So viele Menschen haben ihr Hab und Gut verloren, auch die Landwirtschaft ist stark betroffen.

Der Wiederaufbau und die Unterstützung für die Betroffenen werden Milliarden kosten. Auch die Feuerwehr-Brigaden brauchen finanzielle Hilfe, um wieder aufzurüsten. Australier halten zueinander in Not und ich bin sicher, dass auch unsere Schweizer Gemeinde ihren Beitrag dazu leistet.

Portrait von Roland Isler.
Roland Isler lebt seit 37 Jahren in Heatherton, einem Vorort von Melbourne. Er ist seit 2009 delegierter des Auslandschweizerrates. Francine Schaepper

Haben Sie Rückmeldungen zu Ihrem Aufruf erhalten?

R.I.: Nein, und ich erwarte auch keine Rückmeldungen. Wer helfen kann und will, kann das direkt machen.

Sind Sie persönlich von den Bränden betroffen?

R.I.: Abgesehen vom Rauch, der wie Nebel über der Stadt liegt, bin ich zum Glück nicht betroffen.

Fast die dreifache Fläche der Schweiz ist in den vergangenen Monaten in Australien den Feuern zum Opfer gefallen. 28 Menschen sind gestorben, 1 Milliarde Tiere mussten ihr Leben lassen. Was geht Ihnen bei diesen Fakten durch den Kopf?

«Es ist einfach zum Heulen, wenn man die Bilder der Zerstörung sieht.»

R.I.: Es ist einfach zum Heulen, wenn man die Bilder der Zerstörung sieht. Nach dieser ersten Reaktion frage ich mich dann auch wie es so weit gekommen ist und was gemacht werden muss, um eine Wiederholung einer Katastrophe von dieser Grösse zu verhindern.

Es ist mir klar, dass sich einiges ändern muss in der Zukunft, denn wir Menschen sind das grösste Problem. Klimawandel ist eine Realität und wir müssen lernen unsere Natur und unsere Welt zu respektieren, es ist die einzige die wir haben.

Wie ist die aktuelle Lage der Brände im Moment?

R.I.: Die Lage hat sich im Gesamten etwas stabilisiert, ist aber immer noch schlimm. Im Gliedstaat New South Wales werden zurzeit 105 Brände bekämpft, 38 davon sind noch nicht unter Kontrolle. Zwei grosse Brände zwischen New South Wales und Victoria haben sich in ein Mega-Inferno vereint. Im Bundesstaat South Australia ist vor allem Kangaroo Island schwer betroffen.

Haben Sie mit anderen Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern Kontakt, die direkt betroffen sind?

RI: Glücklicherweise haben wir Auslandschweizer-Räte und das Generalkonsulat bis jetzt keine Hilfegesuche von betroffenen Schweizern erhalten. Wir wissen nur von einem Fall, ein Landbetrieb, der etwas Schaden erlitten hat und der von der hiesigen Schweizer Wohltätigkeits-Gesellschaft finanzielle Hilfe erhalten hat.

(Dieses Interview wurde schriftlich per E-Mail am 15. Januar 2020 geführt)

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