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Wenn «Fifi», «Kira» und «Nala» Ihre Arbeitskollegen werden

Junge Frau streichelt Hund am Bürotisch
Der Trend zu „dog-friendly“ Büros ist Teil einer globalen Dynamik des Wohlbefindens am Arbeitsplatz. Cultura Cultura

In der Schweiz gibt es über 550'000 Hunde, eine Zahl, die seit der Coronavirus-Pandemie stark zugenommen hat. Mit der Rückkehr ins Büro stehen Hundebesitzende jedoch vor einem Dilemma: Was sollen sie mit ihrem Hund machen, wenn sie im Büro sind? Die Unternehmen wiederum fragen sich, ob sie die Anwesenheit von Hunden am Arbeitsplatz akzeptieren sollen.

Der Lebensmittelkonzern Nestlé akzeptiert Hunde seit acht Jahren am Hauptsitz in Vevey. Die Regelung, ursprünglich in der Abteilung für Heimtiernahrung eingeführt, wurde auf andere Bereiche des Unternehmens ausgeweitet.

Heute tragen rund dreissig Hunde mit Stolz das Label «Bürohund», nachdem sie auf ihre Bürotauglichkeit getestet wurden.

Es braucht Regeln

Mehrere Studien bestätigen, dass die Anwesenheit eines Hundes Stress reduziert, die Kommunikation verbessert und die Bindung an das Unternehmen stärkt.

Bei Nestlé wird alles getan, damit das Zusammenleben reibungslos funktioniert: Es gibt spezielle Aufzüge, barrierefreie Besprechungsräume und sogar einen «Pet Champion», eine Leiterin des Hundeprogramms, die auf die Einhaltung der Regeln achtet.

«Dennoch muss es Regeln geben, die ein harmonisches Miteinander von Hundebesitzenden und den Kolleginnen und Kollegen ermöglichen. Zum Beispiel dürfen sich Hunde nur an der Leine im Gebäude bewegen», sagt Magali Clavel, Markenverantwortliche von Purina Schweiz, am Sonntag in der Sendung «Mise au point» des Westschweizer Radio und Fernsehens RTS.

Der Erfolg dieser Initiative ist nicht auf Nestlé beschränkt. Auch bei Qoqa, einem E-Commerce-Unternehmen mit Sitz in Bussigny, hat Chef Pascal Meyer eine sehr flexible Hundepolitik eingeführt. «Die einzige Regel, die wir hier haben, ist der gesunde Menschenverstand», sagt er.

Aussetzungen vermeiden

Der Trend zu hundefreundlichen Büros ist Teil einer globalen Dynamik für mehr Wohlbefinden am Arbeitsplatz, aber auch ein Mittel gegen das Aussetzen von Hunden.

Seit der Covid-19-Pandemie ist die Zahl der Hunde in der Schweiz sprunghaft angestiegen – um 50’000 innert vier Jahren. Die Tierheime haben Mühe, die Aussetzungen im Zusammenhang mit der Rückkehr zur Arbeit im Büro zu bewältigen.

Nicolas Roeschli, Kampagnenleiter bei der Organisation Vier Pfoten, unterstreicht die Bedeutung dieser Politik: «Die Erleichterung der Tierhaltung durch die Öffnung der Unternehmen für Hunde ermöglicht es, andere Probleme wie den Mangel an Tierheimplätzen zu lösen.»

Gemäss einer Umfrage des Instituts «iVox» vom letzten Frühjahr haben 35% der Schweizer Unternehmen eine spezielle Regelung für Hunde eingeführt.

Sieben von zehn befragten Angestellten sind überzeugt, dass die Anwesenheit eines Hundes den allgemeinen Stresspegel senkt. Und eine Mehrheit ist der Meinung, dass Hunde die Atmosphäre im Büro positiv beeinflussen.

Hunde sind nicht überall willkommen

Doch trotz dieser positiven Welle sind noch nicht alle Unternehmen bereit, den Schritt zu wagen, wie die rund 100 von RTS befragten Unternehmen angeben.

Traditionelle Banken, Versicherungen und Verwaltungen sind noch zurückhaltend und begründen dies mit Allergien, Ängsten oder auch Reinigungsproblemen.

Aber je mehr die Unternehmen versuchen würden, ein modernes und soziales Image zu zeigen, desto positiver werde es gesehen, sagt Grégory Froidevaux, Geschäftsführer von Froidevaux Immobilier.

«Es vermittelt kein unprofessionelles Image. Es ist jedoch ratsam, um Erlaubnis zu fragen, bevor man mit einem Hund zu Kundinnen und Kunden geht. Aber im Allgemeinen werden sie sehr gut akzeptiert und die Leute schätzen ihre Anwesenheit.»

Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub

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