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Wie das Halali auf Wölfe die Jagd in neuem Licht erscheinen lässt

Ein Jäger steht in den Gebirgen.
Die Meinungen zur Jagd gehen auch in der Schweiz aueinander. Keystone/Gian Ehrenzeller

Es ist wieder Jagdsaison. Angeheizt durch die Verbreitung des Wolfs, ist diese Tradition in den letzten Jahren in der Schweiz wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Die Debatte wird intensiv geführt. Was denken Sie?

Noch im September 2020 lehnte das Stimmvolk eine Revision des Jagdgesetzes knapp ab. Sie sah unter anderem den Abschuss von Wölfen vor, bevor diese Schaden angerichtet haben.

Seit Dezember 2023 ist der präventive Abschuss des Raubtiers jedoch nun vom Bundesrat genehmigt, nachdem das Parlament eine neue Fassung des Gesetzes verabschiedet hatte.

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Paradoxerweise ist die Wolfsjagd aber nicht unbedingt attraktiv für die Jägerinnen und Jäger. Einen Wolf zu erlegen sei in erster Linie eine Dienstleistung für die Landwirtschaft, sagt Martin Valär im rätoromanischen Radio und Fernsehen RTR.

Anstatt seine Zeit mit dem Fleischfresser zu verschwenden, ziehe er als Jäger es eindeutig vor, einen Hirsch oder ein Reh zu schiessen. «Wir wollen ein gutes Stück Fleisch», sagt er.

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Folgt auf den Wolf der Biber?

Der Übergang von einer reaktiven zu einer proaktiven Regulierung ist die neue Strategie, die der Bundesrat unter Führung von Albert Rösti propagiert, des Chefs des Umweltdepartements.

Wie der Wolf könnte auch der Biber künftig abgeschossen werden, bevor er überhaupt Schaden angerichtet hat. Dies sieht der Entwurf der neuen Jagdverordnung vor, der diesen Frühling in die Vernehmlassung geschickt wurde.

Dies begrüsst der Schweizerische Bauernverband, wird in Naturschutzkreisen jedoch kritisiert. Für den WWF ist dieser Ansatz nicht nur ineffizient. Er berücksichtige auch die Bedeutung bestimmter wildlebender Arten für die Ökosysteme nicht.

Aufgrund der Kritik könnte die Verordnung vom Bundesrat geändert werden. Sie soll im Februar 2025 in Kraft treten.

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Wildschweinjagd im Hochsommer

Es gibt aber auch Praktiken der Jagd, die weniger umstritten sind, besonders die Jagd auf Wildschweine. Die Wildschweine sind nämlich keineswegs bedroht, sondern vermehren sich in vielen Teilen des Landes stark und verursachen grosse Schäden in der Landwirtschaft. Bei diesen Tieren wird die Notwendigkeit, die Bestände zu regulieren, weitgehend akzeptiert.

Der besonders stark betroffene Kanton Tessin erlaubt seit zwei Jahren den Abschuss von Wildschweinen im Juni und Juli.

Im Jahr 2023 wurden 1100 Tiere erlegt, in diesem Jahr 1300. Auch wenn das Problem weiterhin besteht, hat diese ausserordentliche Jagd die Situation verbessert, stellt Davide Cadenazzi, Präsident des Weinbauverbands im Tessin, gegenüber dem italienischsprachigen Radio und Fernsehen RSI fest.

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Initiativen für eine nachhaltigere Jagd

Angesichts der Kritik bleiben die Befürworterinnen und Befürworter der Jagd nicht untätig. Es gibt Bestrebungen, diese Praxis nachhaltiger zu gestalten. Bisher wurde fast nur das Fleisch der geschlachteten Tiere verzehrt, während der Rest der Tiere im Müll landete oder verbrannt wurde.

Ein kleines Schweizer Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, die Haut und andere Nebenprodukte von Wildtieren für die Herstellung von Mode-Accessoires zu verwenden: Schuhe, Taschen und Gürtel aus Leder oder Knöpfe aus Hufen. Diese Idee findet bei Jägerninnen und Metzgern Anklang, wie SRF berichtet.

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Die Jagd – in manchen Regionen eine uralte Tradition

In Graubünden ist die Jagd wie in anderen Teilen der Schweiz sowohl Notwendigkeit als auch Tradition. In den Bergregionen gibt es viele Wildtiere und die Regulierung der Herden von Hirschen, Gämsen und Steinböcken erfordert viel Einsatz.

Diese Leidenschaft bringt Menschen aller Altersgruppen zusammen und führt zur einen oder anderen geteilten Geschichte, wie diese Sendung von RTR zeigt.

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Was ist die Schweizer Identität? Klicken Sie sich durch die folgenden Fragen und vergleichen Sie ihre Antworten mit den Menschen in der Schweiz und Schweizer:innen im Ausland:

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Übertragung aus dem Frazösischen: Matthias Hug

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