Wollen Sie in den Auslandschweizer-Rat? Das müssen Sie wissen
Im Frühling finden die Wahlen des Auslandschweizer-Rats für die Legislaturperiode 2025-2029 statt. Dabei werden 47 Sitze mit Direktwahlen besetzt. Noch bis Mitte Februar können sich Schweizerinnen und Schweizer im Ausland zur Wahl stellen. Ein Überblick.
Die aktuelle Legislatur des Auslandschweizer-Rats – auch bekannt als das Parlament der Schweizerinnen und Schweizer im Ausland – neigt sich dem Ende zu. So stehen die kommenden Monate ganz im Zeichen der Neuwahlen der Auslandschweizerrätinnen und-räte.
Der Rat besteht aus 140 Mitgliedern. Er vertritt die Interessen der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer gegenüber den Behörden und der Öffentlichkeit in der Schweiz. 120 Mitglieder sind Auslandschweizer:innen, die ihr jeweiliges Land vertreten. Davon wiederum sind zwei Sitze fix den jungen Auslandschweizer:innen aus dem Jugenparlament (YPSA) zugeteilt.
Bei den anstehenden Neuwahlen gibt es eine Premiere. Erstmals werden in den Monaten April und Mai 47 Sitze in 14 verschiedenen Wahlkreisen elektronisch per Direktwahl verteilt. Damit werden fast 40% der Sitze tatsächlich demokratisch besetzt. «Eine kleine Revolution» beschrieb SWI swissinfo.ch letzten Sommer diesen Entscheid.
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Der Auslandschweizer-Rat sagt Ja zu demokratischen Wahlen
Direkte Demokratie hier, Delegiertenwahl dort
Denn bis heute setzte sich der Rat vorwiegend aus Delegierten zusammen, aus Abgesandten der rund 660 Schweizer Clubs, die bei der grossen Auswanderungswelle nach 1880 auf allen Kontinenten entstanden. Diese Vertreter:innen wurden bis anhin alle indirekt durch die Vereine oder Clubs bestimmt und in den Rat entsandt.
Der Wunsch nach einer Reform trieben jüngere Mitglieder des Rates an – und der Grund dafür war einfach: Die heutige Generation von Schweizerinnen und Schweizer im Ausland sind kaum mehr in Schweizer Clubs oder Vereinen aktiv.
Durch die Direktwahl können sich alle Auslandschweizer:innen, die bei der Schweizer Vertretung des jeweiligen Landes registriert sind, mitbestimmen, wer sie im Rat der Fünften Schweiz vertreten soll.
Die Arbeitsgruppe, die ein neues Wahlsystem einführen wollte, konnte viele Länder für ihre Idee begeistern: Etwa die USA, Kanada, Australien, Deutschland, Portugal und die Türkei, um nur einige zu nennen.
Die erstmalige Direktwahl gilt als Pilotversuch, es gibt aber immer noch Länder und Wahlkreise, die für die nun anstehenden Neuwahlen noch beim alten System geblieben sind. So zum Beispiel Frankreich, wo die grösste Diaspora lebt.
Die Union des Associations Suisses de France (UASF) als Dachorganisation von 56 Schweizervereinen wird ihre Delegierten beispielsweise Ende April an ihrem jährlichen Kongress vor Ort wählen (wir werden darüber berichten).
Ebenfalls angepasst wurde im Hinblick auf die nächste Legislatur die SitzverteilungExterner Link. Sie wird nun aufgrund der Auslandschweizer:innen-Statistik des Bundes berechnet und gewährleistet eine repräsentative Verteilung der Länder und Regionen.
Europa (neu 60 Sitze) und Afrika (neu 8 Sitze) erhalten in der Legislaturperiode 2025-2029 je einen Sitz mehr, während Asien (neu 14 Sitze) und Amerika (neu 30 Sitze) je einen Sitz verlieren. Ozeanien behält seine sechs Sitze, ebenso gleich bleiben die zwei Sitze des Jugendparlaments der Auslandschweizer:innen gleich.
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Wer kann überhaupt Auslandschweizerrat oder -rätin werden?
Wer als Mitglied des Rats kandidieren will, muss volljährig und bei der Schweizer Vertretung immatrikuliert sein sowie Deutsch oder Französisch beherrschen. Für die Direktwahl kann sich jede Schweizerin und jeder Schweizer zur Wahl stellen, wenn er oder sie in einem der folgenden Länder wohnhaft ist:
Das seien die «harten Kriterien», wie sie Carmen Trochsler, Vorstandsmitglied der Auslandschweizer-Organisation, kürzlich in einem InterviewExterner Link bezeichnete.
Dies allein reicht jedoch nicht. Erwartet werde zudem, dass man Interesse und Engagement für die Schweizer Gemeinschaft im jeweiligen Land zeige und sich auch für die politischen Prozesse in der Schweiz interessiere, so Trochsler weiter.
«Man muss bereit sein, die Aufgaben und Pflichten eines Ratmitgliedes zu erfüllen», sagt Trochsler. Die Auslandschweizer-Organisation Swiss Community hat dazu ein PflichtenheftExterner Link erstellt.
Wer sich mit dem Amt identifizieren kann, hat noch bis Mitte Februar die Möglichkeit, sich in den Ländern, wo die Direktwahlen stattfinden, zu bewerben.
Editiert von Balz Rigendinger.
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