TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) – Mittwoch, 24. November
WARNUNG VOR BETRÜGERN: Jedes Jahr vertrauen viele in der Schweiz ihr Geld illegalen Finanzdienstleistern an. 12’700 Anleger wurden seit Anfang 2009 Opfer solcher Gesellschaften – die Eidg. Finanzmarktaufsicht (FINMA) schätzt den Schaden auf 220 Mio. Franken. In den letzten zwei Jahren hat die FINMA 103 Verfahren wegen unbewilligter Finanzmarkttätigkeit geführt. 66 Gesellschaften wurden aus dem Verkehr gezogen, also entweder liquidiert oder in Konkurs gesetzt. Die Behörde will die Bevölkerung für die Gefahren sensibilisieren. Sie appelliert an die Anleger, ihr Geld nur nach sorgfältigen Abklärungen zu investieren. Beispielsweise führt die Behörde auf ihrer Internetseite sowohl eine Liste der Gesellschaften und Personen mit Bewilligung, als auch eine Aufzählung der mutmasslich illegal tätigen Akteure. Bei der FINMA sind 12 Personen damit beschäftigt, gegen illegale Finanzintermediäre vorzugehen. Grundsätzlich gebe es aber nicht mehr Fälle als früher, erklärte FINMA-Direktor Patrick Raaflaub.
REGER WOHNUNGSBAU: Schweizweit befinden sich 67’000 Wohnungen im Bau. Das sind so viele wie seit 1994 nicht mehr. Dem Hochbau ist denn auch die gute Lage in der Bauwirtschaft zu verdanken. Der Bauindex der Credit Suisse und des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV) für das vierte Quartal liegt im Vorjahresvergleich um 6,2 Prozent höher. Zum ersten Mal seit 2008 trage der Hochbau mit einem Wachstum von 4,9 Prozent einen wesentlichen Beitrag zum geschätzten Umsatzwachstum bei, heisst es in der Mitteilung zum Index. Das Jahresfazit für den Bauindex falle positiv aus. Durchschnittlich liegen die Umsatzschätzungen 3,1 Prozent höher. Dies ist vor allem dem Tiefbau zu verdanken, der aber im vierten Quartal auf hohem Niveau stagniert hat.
JOWA SCHLIESST TEIGWARENFABRIK: Die Migros-Tochterfirma Jowa produziert ab 2012 nur noch im aargauischen Buchs Teigwaren. Sie schliesst den Standort Huttwil. Alle 23 Mitarbeitenden sollen soweit möglich in Buchs oder woanders innerhalb der Migros beschäftigt werden. Mit der Verlagerung sollen die Strassentransporte um 50’000 Kilometer pro Jahr reduziert werden. Man nutze damit verstärkt die Nähe zum benachbarten Migros Verteilzentrum in Suhr AG. Zudem stelle die Jowa die langfristige Konkurrenzfähigkeit gegenüber ausländischen Herstellern sicher. Der Standort Buchs wird dank der Verlagerung um zwölf Stellen ausgebaut.
SWISSCOM SENKT STROMVERBRAUCH: Die Swisscom will den Stromverbrauch von Rechenzentren senken. Statt Kältemaschinen soll Frischluft die Server kühlen. Damit liessen sich die Kosten substanziell senken. Die Lösung könnte künftig auch Grosskunden angeboten werden. Die Kühlung mit Frischluft wendet die Swisscom schon seit einigen Jahren in ihren Telefonzentralen an. Gegenwärtig seien 400 Telefonzentralen mit diesem System ausgerüstet, sagte Dominique Singy. Damit sinke der für Kühlung nötige Stromverbrauch pro Zentrale um 90 Prozent. Nun will der Konzern die Kühlung mit Aussenluft auch bei seinen etwa zehn Rechenzentren einführen. Bei einem repräsentativen Rechenzentrum mit rund 5000 Servern könnte man dank Frischluftkühlung 2 Mio. Fr. an Stromkosten pro Jahr sparen, sagte Singy.
KLAGE GEGEN UBS: Die Milliarden-Pleite des amerikanischen Finanzjongleurs Bernard Madoff macht der UBS weiter Ärger. Der Treuhänder für Madoffs Finanzfirma, Irving Picard reichte bei einem Konkursgericht in Manhattan eine Klage gegen die Grossbank ein. Darin werden UBS und die ebenfalls beklagte Firma Access International Advisors LLC für einen Schaden von 2 Mrd. Dollar verantwortlich gemacht. Laut der 101 Seiten umfassenden Klageschrift soll UBS mitgeholfen haben, sogenannte Anlagefonds wie Luxalpha und Groupement Financier Ltd aufzubauen, die bei Madoff investiert haben. In den 90 Tagen vor dem Zusammenbruch der Madoff-Firmen hätten die beiden Kapitalsammelstellen dann 796 Mio. Dollar abgezogen. Bereits in den sechs Jahren vor der Pleite hätten die beiden Firmen 1,12 Mrd. Dollar von Madoff erhalten. UBS in Zürich kommentierte die Klage zunächst nicht.
IRLAND SPART: Irland wird 85 Mrd. Euro aus dem internationalen Rettungsfonds erhalten. Selbst will das Land bis 2014 weitere 15 Mrd. Euro einsparen. Ansetzen will die Regierung die Sparaxt etwa bei den Beamten. Zudem steigt die Mehrwertsteuer, die Gewerbesteuer bleibt niedrig. Finanzminister Brian Lenihan schwor seine Landsleute auf strikte Sparmassnahmen, soziale Einschnitte sowie höhere Steuern und Abgaben in den nächsten vier Jahren ein. Das 15-Mrd.-Sparpaket der Regierung setzt sich aus Einschnitten von 10 Mrd. Euro bei den öffentlichen Ausgaben und aus Steuererhöhungen im Volumen von 5 Mrd. Euro zusammen. 40 Prozent oder 6 Mrd. Euro des Gesamtpaketes sollen bereits 2011 wirksam werden. Unter anderem sieht das 160 Seiten umfassende Programm vor, die Mehrwertsteuer von derzeit 21 auf 23 Prozent zu erhöhen. Ökonomen kritisierten den irischen Entwurf umgehend als unrealistisch. Die Wirtschaft des Landes werde viel stärker unter den drakonischen Einsparungen leiden als von der Regierung angenommen.
SAP MUSS ORACLE ENTSCHÄDIGEN: Der jahrelange Datenklau bei Oracle kommt den deutschen Softwarekonzern SAP teuer zu stehen. Er muss seinem US-Erzrivalen 1,3 Mrd. Dollar zahlen. Mit ihrem Verdikt verhängten die acht Geschworenen am Bezirksgericht Oakland in den USA laut Oracle die bisher höchste Schadenersatzsumme in einem Prozess um Urheberrechtsverletzung. SAP gestand Urheberrechtsverletzungen ein, bestritt aber einen Datendiebstahl. Für Schadenersatzzahlungen hat der Konzern nur 120 Mio. Euro zurückgestellt. Zudem hatte sich der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware bereit erklärt, Oracles Anwaltskosten von 120 Mio. Dollar zu übernehmen. Zu einem Vergleich war Oracle aber nicht bereit. Nun prüft SAP Berufung gegen das Urteil.