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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Montag, 10. Oktober
WIRTSCHAFTS-NOBELPREIS AN ZWEI US-FORSCHER: Nicht unerwartet haben die US-Wissenschaftler Christopher Sims und Thomas Sargent den Wirtschaftsnobelpreis erhalten. Ihre Theorien über die Wirkung von Staatsinterventionen auf die Konjunktur sind aber keine Anleitung für die Lösung von Krisen. Unter anderem geben die Methoden der beiden Ökonomen Antworten auf die Fragen, wie das Wirtschaftswachstum und die Inflation durch eine Erhöhung von Zinssätzen oder durch eine Steuersenkung beeinflusst werden. Die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften begründete ihre Entscheidung damit, dass Sargent und Sims bahnbrechende Forschungsergebnisse bei ihrer empirischen Forschung «zu Ursache und Wirkung in der Makroökonomie» (Volkswirtschaft) erzielt hätten. Der 1942 geborene Sims unterrichtet an der Princeton-Universität in New Jersey. Sargent ist ein Jahr jünger und arbeitet an der New Yorker Universität.
VERSTAATLICHUNG DER DEXIA: Der belgische Staat übernimmt für vier Milliarden Euro den belgischen Ableger der schwer angeschlagenen Bank Dexia. Belgien, Frankreich und Luxemburg werden zusammen weitere 90 Mrd. Euro als Finanzierungsgarantien für bis zu zehn Jahre zur Verfügung stellen. Davon stellt Belgien den Angaben zufolge 60,5 Prozent bereit, während 36,5 Prozent aus Frankreich und die übrigen drei Prozent aus Luxemburg kommen. Dexia ist die erste grosse europäische Bank seit der Finanzkrise 2008, die auf eine staatliche Rettung angewiesen ist. Die Bank war wegen ihres Engagements in schwer verschuldeten Euro-Staaten wie Griechenland, Italien und Spanien massiv unter Druck geraten.
VERLUST BEI DER ERSTE BANK WEGEN OST-GESCHÄFT: Die österreichische Erste Bank rechnet wegen ihren Geschäften in Ungarn und Rumänien für 2011 nun mit einem Verlust von 700 bis 800 Mio. Euro. Die Milliardenbelastung aus den Ost-Operationen im dritten Quartal hat die bis zum ersten Halbjahr aufgelaufenen Gewinne der Ersten aufgezehrt. In die ungarische Tochter muss die Erste 600 Mio. Euro frisches Kapital einschiessen. Die Erste Bank Hungary leidet – wie auch andere österreichische Banken in Ungarn – unter einem neuen Gesetz, das Kunden erlaubt, Fremdwährungskredite unter Marktwert zurückzuzahlen.
KATARS HERRSCHERFAMILIE WILL MERCK FINCK UND DEXIA-TEILE: Die Münchener Privatbank Merck Finck gehört künftig der katarischen Herrscherfamilie Al-Thani. Der Clan, der auch an der britischen Barclays Bank beteiligt ist, zahlt 1,05 Mrd. Euro für die Privatbank-Gruppe KBL, zu der auch das bayerische Traditionshaus gehört. Zugleich greift die Familie nach der luxemburgischen Privatbank der belgischen Dexia-Gruppe, die zum zweiten Mal vom Staat aufgefangen werden muss, wie der Finanzminister des Grossherzogtums, Luc Frieden, sagte. Mitglieder der Herrscherfamilie Al-Thani verwalten auch die Staatsfonds des Golfstaates, die wiederholt als Investoren bei europäischen Unternehmen auftreten.
SCHWEIZER BANKEN SUCHEN WENIGER PERSONAL: Die Banken in der Schweiz suchen deutlich weniger Personal als noch vor drei Monaten. Gemäss dem quartalsweise erhobenen Finews-JobDirectory-Index ist die Zahl der offenen Arbeitsstellen bei Banken um 42 Prozent auf 1024 zurückgegangen. Die Turbulenzen in der Finanzbranche wirken sich dabei insbesondere auf die ausgeschriebenen Stellen bei den Grossbanken UBS und Credit Suisse aus: Bei der UBS waren 159 Stellen zu besetzen, 67 Prozent weniger als noch im Sommer, bei der CS waren es mit 176 Stellen nur noch knapp die Hälfte.
WACHSTUMSPLÄNE VON SUNRISE: Der Mobilfunkanbieter Sunrise erweitert sein Geschäft für Unternehmenskunden. Dazu kauft die Nummer zwei auf dem hiesigen Telekommarkt das Schweizer Geschäft des Sprach- und Dateninfrastrukturdienstleisters NextiraOne. Der Kaufpreis ist nicht bekannt. Mit der Integration von NextiraOne kann Sunrise nach eigenen Angaben Unternehmenskunden ein umfassendes Sprach-, Daten- und Videokommunikationsangebot machen, welches insbesondere Cloud Computing umfasst. Bei Cloud Computing sind Anwendungen nicht mehr an einen festen Computer gebunden, sondern im Internet platziert.

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