Tiere züchten in Furchen des tiefsten Meeresbodens Mikroben

In Furchen des tiefsten Meeresbodens betreiben wirbellose Tiere Landwirtschaft. Sie fördern das Wachstum von Mikroben und ernähren sich von ihren Produkten, wie ein Forschungsteam mit Schweizer Beteiligung in einer neuen Studie berichtet.
(Keystone-SDA) Das Forschungsteam untersuchte für die Studie 20 Sedimentproben, die sie in mehr als 7,5 Kilometern Tiefe aus dem Japangraben im Pazifik gebohrt hatten. Die Resultate wurden am Dienstag in der Fachzeitschrift «Nature Communications» veröffentlicht.
Die Forscherinnen und Forscher fanden in diesen Bohrkernen mittels Röntgen-Computertomographie verschiedenste Wühlgänge von Tieren, die dort nacheinander ihre Spuren hinterlassen haben.
Wenn nähr- und sauerstoffreiche Sedimente durch Unterwasser-Erdrutsche in die vormals kargen Riefen der tiefsten Bereiche des Ozeans, der sogenannte Hadalzone, gelangen, sind wirbellose Tiere die ersten «Kolonialisten», so die Forscherinnen und Forscher.
Zu diesen ersten Besiedlern könnten den Forschenden zufolge etwa Seegurken gehören. In den Bohrkernen fanden sich jedenfalls für solche Tiere charakteristische Wühlspuren. Sie ernähren sich vom quasi frisch importierten Futter und brauchen den mitgelieferten Sauerstoff allmählich auf.
Mikrobenzucht
Später legen dort kleinere Tiere wie «Thyasiriden-Muscheln» Gänge an. Sie leben in Symbiose, in gegenseitiger Abhängigkeit, mit Mikroben, die zum Beispiel Schwefelverbindungen verwerten.
Tief im Sediment habe man schlanke, spiralförmige, teils verzweigte Gangsysteme gefunden, so die Forschenden. Diese seien jünger als die Wühlspuren der grösseren Tiere, denn sie durchbrechen diese an vielen Stellen. Solche Gänge dienten vermutlich der «Mikrobenzucht», denn das Wachstum von Mikroorganismen sei darin begünstigt.
Teil des Forschungsteams um Jussi Hovikoski vom «Geological Survey of Finland» (GTK) war auch Andreas Wetzel von der Universität Basel.