Traditionsverlag Sauerländer:Wechsel in deutsche Hand

Der Aargauer Verlag Sauerländer wird vom deutschen Cornelsen Verlag aufgekauft. Damit verschwindet ein Schweizer Traditionsverlag. Erneut fasst ein grosser ausländischer Verlag Fuss in der Schweiz. Das ergaben Recherchen von swissinfo.
Schon lange verhandelte Sauerländer mit deutschen Verlagen, Cornelsen machte das Geschäft. Wie der Bildungs-Verlag aus Berlin gegenüber swissinfo bestätigte übernimmt er die Mehrheit der Aktien. Die Verträge würden Mitte August unterzeichnet.
Auch der Verleger Hans Christof Sauerländer bestätigt eine Zusammenarbeit mit Cornelsen: Immobilien und Verlagsgeschäft würden in zwei Gesellschaften getrennt. Beim Verlagsgeschäft beteilige sich Cornelsen als Hauptaktionär, so Sauerländer. Entlassungen gebe es nicht.
Der Zusammengang mit der Cornelsen-Verlagsgruppe soll einen Ausbau der Sauerländer-Programme ermöglichen. Heute werden bei Sauerländer laut Angaben von Hans Christof Sauerländer im Jahr 200 bis 250 Titel neu aufgelegt. Wie viele es künftig sein werden, lasse sich noch nicht beziffern, «aber es werden mehr sein».
Strategische Kooperation
Damit übernimmt ein weiterer grosser deutscher Bildungsverlag einen Schweizer Verlag und fasst somit Fuss im begehrten Schweizer Markt. Dieser gilt als qualitativ hochstehend, bietet gute Preise und ermöglicht eine Weiterverwertung des deutschen Outputs.
«Die Kooperation mit Cornelsen hat sich aufgedrängt», sagt Sauerländer. Die Gründe dafür seien strategischer Art. Eine hohe Verschuldung des fast 200-jährigen Familien-Unternehmens will Sauerländer nicht bestätigen.
Turbulenzen bei Sauerländer
Bei Sauerländer war es in den letzten Monaten zu grossen Umstrukturierungen gekommen. In deren Verlauf verliessen ganze Teams und Kadermitglieder den Verlag. Der ehemalige Verlagsleiter von Bildung Sauerländer und sein Stellvertreter beispielsweise gründeten in Bern den h.e.p.-verlag.
Auch zahlreiche Autoren verliessen Sauerländer, weil das Vertrauens-Verhältnis zerstört worden und eine Zusammenarbeit mit dem Verleger Hans Christof Sauerländer nicht mehr möglich war, so Autoren, die nicht genannt werden möchten.
Insider überrascht diese Entwicklung im Familien-Unternehmen Sauerländer, das in der 6. Generation geführt wird, demnach nicht.
Rebecca Vermot

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