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Ursprung der Himmelsscheibe von Nebra in der Bronzezeit

Das Ensemble (Hort) der Fundstücke mit der Himmelsscheibe von Nebra: Ein Forscherteam will nun bewiesen haben, dass alle Stücke gleich alt sind, was kürzlich aufgekommene Zweifel entkräftet. (Pressebild) © Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Foto: J. Lipták. sda-ats

(Keystone-SDA) Um die eindrucksvolle Himmelsscheibe von Nebra ist kürzlich ein Expertenstreit über ihr Alter entbrannt. Ein deutsches Forschungsteam legt nun angebliche Beweise für die Entstehung der Scheibe in der Bronzezeit vor und hält die Kontroverse damit für beigelegt.

Zwei Wissenschaftler meldeten Zweifel am Alter der aus Metall gefertigten, ältesten konkreten Himmelsabbildung der Welt an. Ein deutsches Forschungsteam um den österreichischen Wissenschaftler Ernst Pernicka trägt nun im Fachjournal «Archaeologia Austriaca» der ÖAW Belege für die Entstehung der in der Bronzezeit zusammen.

Die Himmelsscheibe wurde im Sommer 1999 von zwei Raubgräbern auf dem Mittelberg bei Nebra in Deutschland entdeckt. Sie befand sich in einem Ensemble an Funden (Hort) aus der frühen Bronzezeit – also der Zeit um 1600 vor Christus -, das neben der berühmten Darstellung aus Bronze und Gold auch zwei Schwerter, zwei Beile, zwei Armspiralen und einen Meissel enthielt. Erst 2002 konnte dieser Schatz bei einer fingierten Verkaufsaktion in Basel sichergestellt werden.

Die im Durchmesser rund 32 Zentimeter grosse Scheibe gehöre vermutlich zu den am besten untersuchten archäologischen Gegenständen, hiess es am Freitag in einer Aussendung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, deren Institut für Orientalische und Europäische Archäologie die Fachzeitschrift «Archaeologia Austriaca» herausgibt.

Die beiden Zweifler

Der Direktor der Archäologischen Staatssammlung München und Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität, Rupert Gebhard, sowie Rüdiger Krause, Professor für Vor- und Frühgeschichte Europas an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, haben nach eigenen Angaben erneut Daten zur Rekonstruktion von Fundort und Begleitumständen analysiert. Anfang September erklärten sie, dass sie die Scheibe für echt, aber 1000 Jahre jünger als bisher angenommen, hielten.

Die 13-köpfige Forschungsgruppe um den am «Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie» in Mannheim tätigen Studien-Erstautor Pernicka erklärt nun, «dass Gebhard und Krause mit unvollständigen und teilweise falschen oder verfälschend wiedergegebenen Daten argumentieren». Demnach sei ohne Zweifel gesichert, dass es sich beim Mittelberg bei Nebra auch um den tatsächlichen Fundort handelt. Das dokumentierten auch aktenkundige Aussagen der Raubgräber und eines Hehlers.

Neben weiteren Anhaltspunkten fanden sich im umliegenden Erdreich auch Gold- und Kupferkonzentrationen, die durch die lange Lagerung der Himmelsscheibe im dortigen Boden erklärt werden können. An den gehobenen Gegenständen gefundene Erdreste passten ebenfalls zum Fundort.

Herkunft der Metalle

Das Kupfer, das bei der Herstellung der Himmelsscheibe und anderer Gegenstände verwendet wurde, stammt laut Analysen aus derselben Lagerstätte im heutigen Salzburger Land. Dort wurde das Metall nachweislich zwischen dem 18. und dem 9. Jahrhundert vor Christus produziert. Das war demnach rund ein Jahrhundert vor Beginn der Eisenzeit. Das verwendete Gold stamme aus dem Gebiet des Carnon River in Cornwall (Grossbritannien). Hier sei der Abbau im 17. und 16. vorchristlichen Jahrhundert belegt.

Neben weiteren metallurgischen Befunden und Datierungen von organischen Resten an den Schwertern, die auf die Zeit um 1600 vor Christus hinweisen, spreche auch die Herstellungs- und Verzierungstechnik der Scheibe gegen ein eisenzeitliches Alter. Die Darstellung eines Schiffes auf dem Artefakt sei jedenfalls Bronzezeit-typisch.

Kein Zweifel besteht für die Forschergruppe daran, dass die Scheibe mehrmals umgestaltet und lange verwendet wurde. Man könne aber detailliert zeigen, dass sie am Ende der frühen Bronzezeit vergraben wurde und daher zum Beginn der Eisenzeit schon lange im Boden lag.

*Fachpublikationsnummer https://doi.org/10.1553/archaeologia104s89

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