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Schweizerschulen im Ausland liegen im Trend

Unterricht an der Schweizerschule in São Paulo. Keystone

Die Verabschiedung eines neuen Gesetzes erlaubt es Schweizer Schulen im Ausland, die Zukunft besser zu planen und sich weiter zu entwickeln. Eine Herausforderung bleibt aber die Mehrsprachigkeit.

«Wir haben gut gearbeitet im letzten Jahr!» Mit diesen Worten begrüsste Matthias Aebischer, Berner Nationalrat der Sozialdemokratischen Partei, die Verantwortlichen der 17 Schweizerschulen im Ausland Anfang Juli im Basler Rathaus, wo diese ihre Jahresversammlung durchführten.

Der Präsident der Kommissionen für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) des Nationalrats hat die Ausarbeitung des neuen Gesetzes hautnah miterlebt. Dieses stärkte die Stellung der Schweizer Schulen im Ausland: «Indem wir das Budget bei 20 Millionen Franken pro Jahr belassen konnten und entschieden, dieses auf einmal für vier Jahre zuzuteilen, und nicht mehr Jahr für Jahr, ermöglichen wir den Schulen, ihre Zukunft besser zu planen.»

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Diese neue Form der Finanzierung hatte es im Parlament nicht leicht. Eine – verworfene – Option hatte die Abschaffung der Bundessubventionen vorgesehen, was wohl zu einer schrittweisen Schliessung der Schulen geführt hätte.

«Instrument der Aussenpolitik»

Neben der Finanzierungsfrage der wichtigste Punkt des neuen «Bundesgesetzes zur Vermittlung schweizerischer Bildung im Ausland»Externer Link ist die Aufhebung einer obligatorischen Mindestquote von Schülerinnen und Schülern schweizerischer Nationalität. Bis heute betrug dieser Anteil bei kleinen Schulen 30%, bei grösseren 20%.

«Schweizerschulen sind eine positive Visitenkarte der Schweiz im Ausland, und deshalb ein Instrument der Aussenpolitik. Die Aufhebung einer Mindestquote an Schweizer Schülern an diesen Institutionen ermöglicht deren Ausbau», hiess es von Seiten des Bundes bei der Präsentation des neuen Gesetzes.

«Dank der Aufhebung der Mindestquote können sich die Schulen entwickeln», bestätigte Aebischer. «Denn das schweizerische Bildungssystem hat einen sehr guten Ruf und wird gerne auch von Familien anderer Nationalitäten in Anspruch genommen.» Seiner Meinung nach betreiben diese Schulen auch «hervorragende Werbung für unser Land».

Gemäss dem Verein «Educationsuisse»Externer Link, Zentralorgan der Schweizer Schulen im Ausland, «ist das Gesetz nun gerechter gegenüber Schülerinnen und Schülern aus den Gastländern der Schulen».

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Auch Berufsausbildung

Mit dem neuen Gesetz erhalten Schweizerschulen im Ausland die Möglichkeit, gemeinsam mit im Ausland ansässigen Schweizer Unternehmen Berufsausbildungen anzubieten. «Das kann auch einen positiven Effekt auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und dem Gastland haben», sagte Derrick Widmer, Präsident von «Educationsuisse».

«Als Präsident der WBK weiss ich, dass uns zahlreiche Länder um unser duales Ausbildungssystem beneiden (Berufslehre in einem Betrieb und Ausbildung in einer Berufsschule, die Red.)», sagte Aebischer. Doch auch wenn das Gesetz die Schaffung neuer Institute begünstige, sei eine grössere Anzahl kein Selbstzweck. «Wir müssen eher unser hohes Niveau aufrechterhalten, als dass wir einfach mehr Schulen eröffnen, nur um deren Zahl zu erhöhen», betonte er.

Französisch in Bogota

Über die Freude über die neuen Rahmenbedingungen hinaus nahmen die Teilnehmer der Jahresversammlung verschiedene Strategien von Berufslehren und zur Verbesserung des Deutschen in einem mehrsprachigen Kontext unter die Lupe.

Mehrsprachige Ausbildung

In den Schweizer Schulen im Ausland ist der Unterricht immer mindestens zweisprachig, in einer Nationalsprache und der lokalen Sprache oder auf Englisch.

Auf der Oberstufe wird eine zweite Nationalsprache eingeführt.

Die Programme sollen zum Erlangen von Abschlüssen führen, die sowohl im Gastland wie auch in der Schweiz anerkannt werden.

Französisch ist lediglich an der Schweizer Schule in Bogota, Kolumbien, offizielle Unterrichtssprache. Diese Besonderheit hat historische Gründe: «Als die Schule 1948 gegründet wurde, hatten sich viele der interessierten Familien als anti-deutsche Reaktion von der Deutschen Schule abgewendet», sagte Schulpräsident Urs Watter. «Auch heute noch ist das Französisch ein grosser Erfolg.»

Die Schule sei auch sehr zentral in der Innenstadt gelegen, sie verfüge über ein Fussballfeld und eine Grünanlage. «Wir sind vermutlich auch die einzige Schweizerschule in Südamerika, an der bei Sitzungen Spanisch gesprochen wird», ergänzte Walter. «Die anderen sprechen Deutsch.»

Traditionellerweise schliessen die Schülerinnen und Schüler des französischsprachigen Instituts besser ab, als ihre deutschsprachigen Kolleginnen und Kollegen. «Eine der möglichen Erklärungen ist, dass das Französische näher beim Spanischen liegt», erklärte Watter.

Barbara Sulzer Smith, die neue Direktorin des Vereins «Educationsuisse», die während Jahren die fünfsprachige Schule in Barcelona geleitet hatte, schätzte, dass «die Schweiz zu steif mit der Sprachenproblematik umgeht». Sie lud dazu ein, diese Debatte mit mehr Gelassenheit zu führen, «und daran zu denken, dass die Immersion sehr wichtig ist».

In Zahlen

Der Verein «Educationsuisse», das Zentralorgan der Schweizer Schulen im Ausland, hat mit 114 Lehrerinnen und Lehrern in 17 Schulen Verträge abgeschlossen.

Die Eidgenossenschaft fördert gegenwärtig 17 SchweizerschulenExterner Link weltweit. Sie unterrichten 7200 Schülerinnen und Schüler, darunter 1800 Schweizer Kinder.

Die Schweizerschulen wurden zwischen 1947 und 1979 mit Hilfe der Eidgenossenschaft auf der ganzen Welt gegründet. Seither wurde keine mehr eröffnet. Die neuen Schulen von Cernavac (1992) und Querétaro (2007) in Mexiko und Como (2011) in Italien sind Filialen von bereits in den jeweiligen Ländern etablierten Schulen.

Die Eidgenossenschaft fördert auch die Ausbildung junger Schweizerinnen und Schweizer an Orten im Ausland, wo es keine Schweizerschule gibt (2014 mit 1,4 Mio. Fr.). Lehrer können sich auch an internationalen Schulen um Schweizer Kinder kümmern.

Der Jahresbericht 2014Externer Link von «Educationsuisse» hält fest, dass 74 multinationale Schweizer Unternehmen 311 Kinder, deren Eltern bei ihnen angestellt waren, an Schweizer Schulen im Ausland schickten. Am meisten solche Kinder hat die Schule in Singapur (126), gefolgt von São Paulo (40). Die besten «Lieferanten» waren die beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS.

(Übertragen aus dem Französischen: Christian Raaflaub)

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