Vor 80 Jahren ertranken im Vierwaldstättersee 20 Menschen
(Keystone-SDA) Heute vor 80 Jahren hat sich auf dem Vierwaldstättersee eine der grössten Schiffskatastrophen der Schweiz ereignet. Bei der Kollision zweier Schiffe ertranken damals 20 Menschen – die meisten von ihnen stammten aus demselben Dorf.
Am 12. Oktober 1944 heiratete Gottfried Studer aus der Entlebucher Gemeinde Escholzmatt Pia Portmann. In St. Niklausen, einem schmucken Ort am Vierwaldstättersee bei Horw unweit von Luzern, wurde bis am Abend gefeiert.
Die Hochzeitsgesellschaft bestieg danach das Motorboot «Schwalbe», das sie zum Bahnhof Luzern bringen sollte. Am Eingang zur Luzerner Bucht kam es, 60 bis 70 Meter vom Ufer entfernt, zur verhängnisvollen Kollision mit dem Nauen «Schwalmis», wie die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) am Tag danach berichtete.
«Erschütternde Hilferufe»
Die «Schwalbe», mit 33 Passagieren an Bord, sank in dem rund sechs Meter tiefen See. Ein Teil der Passagiere war in der Kajüte eingeschlossen, ein Teil fiel ins Wasser. Die NZZ berichtete von «erschütternden Hilferufen».
Die Besatzung des Nauens konnte 13 Menschen retten. Von den 20 Todesopfern wohnten fast alle in Escholzmatt, wie die von der NZZ veröffentlichte Liste der Opfer zeigt.
Der Bräutigam überlebte zwar, nicht aber seine Braut. Auch sein Vater, seine Schwiegereltern, mehrere Brüder und weitere Verwandte starben. Unter den Toten waren auch die Frau und die Tochter eines Luzerner Nationalrats.
Halbe Familien umgekommen
Das Tragische sei, dass halbe Familien umgekommen seien, schrieb die NZZ. Escholzmatt sei durch das Unglück in tiefe Trauer versetzt worden, Kinder hätten vergeblich auf die Heimkehr ihrer Eltern gewartet.
Der Bräutigam, sein Grossvater, habe drei Waisen bei sich aufgenommen, erzählte der Journalist Sämi Studer, der zu dem Unglück ein Buch geschrieben hatte, anlässlich des 75. Jahrestages vor fünf Jahren dem Regionaljournal Zentralschweiz von Radio SRF.
Auch der Kapitän der «Schwalbe» kam ums Leben. Die Obduktion ergab, dass er alkoholisiert war. Sein Motorboot war überladen. Warum er direkt auf den entgegenkommenden Nauen zusteuerte, blieb ungeklärt.