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700-jähriges Haus bleibt stehen

© Keystone / Alexandra Wey

Ein 700-jähriges Holzhaus im Kanton Schwyz hätte abgebrochen werden sollen. Mit einer Verfügung schützte der Bund das Haus provisorisch. Jetzt steht fest: Es bleibt stehen.

Das uralte Haus an der Lauigasse in Steinen darf definitiv stehen bleiben. Gebaut wurde es um 1300. Dass es jetzt erhalten bleibt, geht zurück auf eine einzigartige Intervention des Bundesamtes für Kultur. Vier Jahre dauerten die Verhandlungen zwischen dem Amt, der Eigentümerschaft und der Schweizer Denkmalpflege. Jetzt steht die Einigung.

Stefan Kunz, Geschäftsführer des Schweizer Heimatschutz› zeigt sich erleichtert: «Dieses Haus gehört zu einer Anzahl Holzhäuser aus der Zeit der Gründung der Eidgenossenschaft im Kanton Schwyz. Es ist ein Kulturgut von unermesslichem Wert.»

Der Kanton Schwyz hatte das Haus 2017 zum Abbruch freigegeben. Dagegen hatte der Heimatschutz geklagt. Diese Klage wurde vom Schwyzer Verwaltungsgericht abgelehnt, weil damals ein kantonales Gesetz fehlte. Darauf trat das Bundesamt für Kultur auf den Plan und legte ein Veto ein.

Reich, aber unzimperlich

Der Kanton Schwyz ist an solchen Kulturgütern besonders reich. Von den rund 30 noch bestehenden Häusern aus der alten Eidgenossenschaft in der Schweiz stehen die meisten in diesem Kanton.

Doch jahrelang ging die Kantonsregierung mit diesem historischen Erbe ziemlich unzimperlich um. So wurden etwa 2013 drei Häuser am Dorfbach in Schwyz abgerissen und 2001 wurde auch das «Haus Niederöst», das älteste Holzhaus von ganz Europa, demontiert und an einem andern Ort wieder aufgestellt.

Diese Fälle lösten heftige Diskussionen aus. Eine Folge davon war, dass der Kanton 2020 ein neues Denkmalschutz-Gesetz erliess, dass Besitzer von schutzwürdigen Bauten zum Erhalt dieser Häuser verpflichtet.

Geplant war ein Bungalow

So kam auch das Haus an der Lauigasse 19 in Steinen in das kantonale Schutzinventar. Die Kritik und Interventionen haben zum Umdenken geführt. Wäre es nach der Schwyzer Regierung gegangen, würde an der Lauigasse 19 jetzt ein moderner Bungalow stehen. Das waren die Pläne des Hausbesitzers. Die Regierung gewichtete das Eigentumsrecht von Hausbesitzern jahrzehntelang höher als den Schutz von Kulturgütern.

Unklar ist, was mit dem Haus in Steinen nun passiert. Der Schweizer Heimatschutz kann sich verschiedene Nutzungsformen vorstellen. Das Spektrum reiche von Ferienhaus, Ferienwohnungen, dauernder Nutzung bis hin zu einem Museum.

Als erstes muss nun das Dach saniert werden, damit das Haus keinen weiteren Schaden nimmt. Kostenpunkt: 450’000 Franken. Dafür kommt der Bund auf. Die Einigung besteht darin, das Holzhaus für die nächsten 50 Jahre zu konservieren – jedoch ohne eigentliche Nutzung.

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