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Warum Schweizer Arbeitnehmende kaum streiken

Im November 2016 streikten Lehrerinnen und Lehrer im Kanton Neuenburg für bessere Arbeitsbedingungen. Keystone

Niemand sonst legt die Werkzeuge so selten nieder wie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Schweiz und in Österreich. Das zeigt ein internationaler Streik-Vergleich.

An lediglich zwei Arbeitstagen pro 1000 Angestellte und Jahr wurde in der Schweiz und in Österreich zwischen 2006 und 2015 gestreikt. Dies meldete das Düsseldorfer Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche InstitutExterner Link (WSI) am 15. März. Tiefe Quoten stellte die deutsche Studie auch für Schweden (fünf Tage), Polen (sechs) und die USA fest (sieben).

Am streikfreudigsten zeigten sich die Französinnen und Franzosen, mit 123 Streiktagen pro 1000 Angestellte in der Privatwirtschaft. Sie schlugen die Dänen um einen Tag. Kanada (79), Belgien (71) und Spanien (62) komplettieren die Top fünf. Im Mittelfeld befinden sich Grossbritannien (23) und Deutschland (20). Griechenland und Italien fehlen im Vergleich, da laut WSI von dort keine statistischen Daten mehr zum Thema erhältlich waren.

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In der Schweiz sind Streiks selten, weil das Land eine lange Tradition kennt, Konflikte durch Verhandlungen zu verhindern. So legen etwa Gesamtarbeitsverträge die Beschäftigungsbedingungen für die Arbeitnehmenden fest.

«Es liegt in unseren Genen, Probleme durch Gespräche zu lösen, statt zu feindseligen Massnahmen zu greifen», sagt Hansjörg Schmid, Sprecher des Branchenverbands Angestellte Schweiz. «Diese Tradition ist in unserer Gesellschaft verankert und kann auch in der Schweizer Demokratie beobachtet werden. Die Leute können ihre Meinung kundtun und durch Referenden Dinge verändern, was ebenfalls zur Konfliktverminderung beiträgt.»

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Eine Art Zentrum

Das heisst aber nicht, dass es in der Schweiz keine Arbeitskonflikte gibt. So legte etwa ein Streik der Genfer Tram- und Buschauffeure im November 2014 den gesamten öffentlichen Verkehr in der Stadt lahm. Es war um Budgetkürzungen und Stellenabbau gegangen. Zuvor aber hatten die Angestellten des öffentlichen Verkehrs in Genf letztmals 1982 gestreikt.

Ebenfalls in Genf gingen im November 2015 fast 10’000 Kantonsangestellte auf die Strasse. Viele unter ihnen waren Lehrerinnen oder Polizisten, die gegen Stellenabbau protestierten. Ihr Streik fiel zeitlich zusammen mit einer schweizweiten Arbeitsniederlegung im Baugewerbe.

In der Schweiz, und besonders in Genf, sind viele internationale Organisationen wie auch das europäische Hauptquartier der Vereinten Nationen (UNO) angesiedelt. Zu jenen gehören UNO-Unterorganisationen wie die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), die soziale Gerechtigkeit sowie Menschen- und Arbeitsrechte fördert.

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