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Arbeitslosigkeit auf über 170’000 gestiegen

Die Arbeitslosenrate wird grösser, die Stellenanzeiger weniger. Keystone

Die Arbeitslosigkeit ist gegen Ende des letzten Jahres erneut gestiegen. Mit einer Quote von 4,4% hat sie den höchsten Stand seit fast 12 Jahren erreicht. Betroffen war vor allem das Baugewerbe und ausländische Arbeitnehmende.

Ende Dezember 2009 waren bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren 172’740 Menschen als Arbeitslose registriert, teilt das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mit. Das waren 8’790 Betroffene mehr als im November.

Die Zunahme war, wie bereits im Vormonat, vor allem auf saisonale Faktoren zurückzuführen. Auf saisonbereinigter Basis stieg die Zahl der Arbeitslosen nur um knapp 1400.

Der Winter führte insbesondere im Bau zu einem massiven Stellenabbau. Mehr als die Hälfte der neuen Arbeitslosen stammte aus dem Baugewerbe. Ihre Zahl stieg innert Monatsfrist um 39%.

Stark betroffene Ausländer

Wie in den vergangenen Monaten waren die Ausländer besonders stark von der Zunahme der Arbeitslosigkeit betroffen. Die Arbeitslosenquote stieg innert Monatsfrist von 8,1 auf 8,6%, verglichen mit 3,1% bei der einheimischen Bevölkerung.

Je nach Herkunftsland sind die Arbeitslosenquoten sehr unterschiedlich. Dies ist laut Seco auch auf die überproportionale Vertretung gewisser Nationen in einzelnen Branchen zurückzuführen.

Bei Deutschen und Österreichern lagen die Arbeitslosenquoten im Jahresdurchschnitt mit 3,4 beziehungsweise 3,6% unter dem Gesamtdurchschnitt von 3,7%. Tiefer lag mit 2,7% nur noch die Quote von arbeitslosen Schweizern.

Mit 8,6% am höchsten war die Arbeitslosenquote bei Personen aus dem Westbalkan, gefolgt von jener der portugiesischen Arbeitnehmenden mit 6,2%.

Bei den Dezemberzahlen waren aber auch deutsche Staatsangehörige mit einem Anstieg von 4,0 auf 4,5% innert Monatsfrist stark betroffen. Dies hängt laut Seco damit zusammen, dass viele Deutsche als temporär Beschäftigte in der Bauwirtschaft eingesetzt werden.

Positive Zeichen bei der Jugendarbeitslosigkeit

Unterdurchschnittlich blieb die Zunahme der Jugendarbeitslosigkeit. Mit einer Quote von 5,4% waren die 15- bis 24-Jährigen aber immer noch um einen Prozentpunkt stärker betroffen als das Mittel der Gesamtbevölkerung.

Weiter gesunken ist die Zahl der Arbeitslosen bei den ganz jungen Leuten im Alter von 15 bis 19 Jahren, nämlich um 470 auf noch 6779.

Industriekrise

Im Jahresdurchschnitt betrug die Arbeitslosenquote 3,7%. Im Lauf des Jahrs 2009 stieg die Zahl der Arbeitslosen wegen der Rezession insgesamt um über 50’000 Personen. Abgesehen vom Mai nahm die Zahl der Arbeitslosen Monat für Monat zu.

Der Blick aufs gesamte Jahr 2009 zeigt «das Bild einer Industriekrise», sagt Serge Gaillard, Leiter der Direktion für Arbeit im Seco. Dies spiegle sich auch in der regionalen Entwicklung wider, sei die Zunahme der Arbeitslosigkeit doch in Kantonen mit hohem Industrieanteil besonders gross.

Auch im Dezember mussten die von der Krise in der Uhrenindustrie betroffenen Kantone Neuenburg und Jura den stärksten Anstieg hinnehmen, und zwar um je 0,4% auf 7,2 beziehungsweise 6,3%. Neuenburg lag damit zusammen mit Genf auch gesamtschweizerisch an der Spitze.

Einzig in Graubünden und Nidwalden wurden leicht rückläufige Arbeitslosenzahlen und Quoten von je 2,1% verzeichnet. Das Gefälle zwischen lateinischer Schweiz und Deutschschweiz nahm leicht zu. In der Westschweiz und im Tessin sind nun 6,0% der Erwerbsbevölkerung arbeitslos, verglichen mit 3,8% in der Deutschschweiz.

Im Dezember hat auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen zugenommen, um über 10% auf 26’392.

Für 2010 rechnen die Seco-Experten mit einer weiteren Zunahme der Arbeitslosigkeit. Die Prognosen schwanken zwischen 4,6 und 5,5%. Das Seco sagt eine mittlere Quote von 4,9% voraus. Das wäre die höchste Arbeitslosigkeit seit 1997.

Standortvorteile

Dass die Arbeitslosigkeit nicht das Niveau der Schweizer Nachbarländer erreicht hat, führt Janwillem Acket, Chefökonom der Bank Julius Bär, gegenüber swissinfo.ch darauf zurück, dass «der globale Charakter vieler Schweizer Unternehmen in der Rezession ein Vorteil gewesen ist. Sie haben vom Schnüren mehrerer Konjunkturpakete in anderen Ländern profitziert, besonders in Asien.»

Acket weiter: «Die Schweiz hat zudem das Glück, dass ihr wichtigster Export-Partner, Deutschland, die Europäische Union aus der Rezession führen wird. Es wäre anders gewesen, wenn Schweizer Exporteure sich hauptsächlich auf Griechenland oder Spanien hätten stützen müssen.»

Ein weiterer Vorteil ist laut Acket, dass die Schweiz relativ spät in die Rezession geraten sei. «Und heute befindet sie sich unter den ersten, die wieder herauskommen. Sie steht somit besser da als beispielsweise China, das zu den Weltmarktleadern gehört.»

swissinfo.ch und Agenturen

Mit Kurzarbeit lässt sich offenbar der Anstieg der Arbeitslosigkeit bremsen. Ihr Effekt entspricht laut Serge Gaillard vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) einer Arbeitslosenrate von 0,5%

Im Oktober 2009 waren 54’072 Personen von Kurzarbeit betroffen, 277 mehr als im Vormonat.

Insgesamt 3637 Unternehmen griffen auf Kurzarbeit zurück, 76 mehr als im September.

Die Zahl der ausgefallenen Arbeitsstunden nahm noch um 3,7% auf rund drei Millionen zu. Im Oktober 2008 waren erst 81’200 Ausfallstunden verzeichnet worden

Im Vergleich zum letzten Abschwung von 2002/03 verrichten derzeit rund fünfmal mehr Arbeitnehmende Kurzarbeit.

Auch in der Eurozone hat die Arbeitslosigkeit den höchsten Stand seit elf Jahren erreicht. Im November 2009 stieg die Arbeitslosenquote laut der Statistikbehörde Eurostat auf 10%.

Über alle 27 EU-Mitgliedsstaaten erhöhte sich die Quote um 0,1 auf 9,5%. Damit waren in der ganzen EU 22,9 Mio. Menschen ohne Arbeit.

Der Ausgleichsfonds der Arbeitslosenversicherung (ALV) wird das Jahr 2009 mit einem Defizit von 1,43 Mrd. Fr. abschliessen.

2008 wurde noch ein Überschuss von 620 Mio. Fr. verzeichnet.

Die kumulierten Schulden der ALV steigen per Ende 2009 von 4,1 auf 5,6 Mrd. Fr.

Dieser Schuldenstand zwingt den Bundesrat zu einer Erhöhung der ALV-Beiträge.

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