Basel zieht weniger deutsche und französische Arbeitskräfte an
Die Zahl der französischen und deutschen Grenzgänger in der Region Basel nimmt erstmals seit einem Jahrzehnt wieder ab. Der deutsche Wirtschaftsboom erklärt dieses Phänomen nur zum Teil.
Erstmals seit der Finanzkrise 2009 ist die Zahl der französischen und deutschen Personen rückläufig, die täglich die Grenze überschreiten, um in der Region Basel zu arbeiten.
Der leichte, aber stetige Anstieg in der Region erreichte 2017 mit fast 36’000 Grenzgängern einen Höhepunkt. Bis zum dritten Quartal 2018 sank die Zahl auf rund 34’500 Personen: «Das ist eigentlich kein echter Rückgang, sondern eher eine Stagnation. Sie zeigt sich mehr oder weniger seit 2016-2017», sagte Nicole Hostettler, Direktorin des Departements für Wirtschaft und Umwelt in Basel-Stadt, gegenüber dem Westschweizer Radio (RTS).
Zwei Hauptfaktoren erklären diesen Trend. Erstens ist der Rückgang der Zahl deutscher Grenzgänger auf einen florierenden Arbeitsmarkt in deren Herkunftsland zurückzuführen. Süddeutschland hat Mühe, genügend Arbeitskräfte zu finden, um diesen Boom zu unterstützen. Nach Angaben der kantonalen Behörden suchen junge Deutsche ihr Berufsglück nicht mehr in der Schweiz.
Deutsch geht im Elsass verloren
Was die französischen Arbeitnehmer betrifft, stagniert ihre Zahl bereits seit etwa fünfzehn Jahren (rund 17’600 im dritten Quartal 2018). Dieser Trend ist zum Teil auf den starken Rückgang der Verwendung von Deutsch oder sogar Elsässisch (ähnelt dem Basler Dialekt) im benachbarten Elsass zurückzuführen.
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Jean-Luc Johaneck, unerbittlicher Verteidiger der Elsässer Grenzgänger
«Viele junge Menschen sprechen nicht mehr den elsässischen Dialekt und haben daher Schwierigkeiten, sich in den deutschsprachigen Raum zu integrieren. Im Bereich Verkauf oder Catering beispielsweise werden die Franzosen zunehmend durch Ausländer der zweiten oder dritten Generation mit Wohnsitz in der Schweiz abgelöst», sagte Jean-Luc Johaneck, Leiter des grössten grenzüberschreitenden Verbandes der Region Basel, in einem Interview mit swissinfo.ch im Dezember 2017.
Struktur des Arbeitsmarkts
Die Basler Wirtschaft benötigt weniger Arbeiter im Verkauf und im sekundären Sektor, aber mehr in der Forschung und in hochqualifizierten Berufen, wie der Pharmaforschung, wo Sprachen, insbesondere Englisch und Deutsch, unerlässlich sind. Von dieser Eigenschaft profitieren vor allem sehr mobile deutsche Führungskräfte, aber auch Mitarbeiter, welche die Führungskräfte vor allem in ihrem Herkunftsland rekrutieren.
Elsässische Grenzarbeiter werden eher in der Bauindustrie – als Verputzer, Elektriker oder Heizungsbauer – eingestellt, wo es an lokalen Arbeitskräften mangelt.
(Übertragung aus dem Französischen: Peter Siegenthaler)
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